Das grosse Hitze-ABC – Teil 1 Schon mal überlegt, welche Art von Wetter-Jammeri du bist?

Von Gil Bieler

18.8.2023

Der Sprung vom Drahtschmidlisteg in die Limmat verspricht eine wohltuende Abkühlung. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Der Sprung vom Drahtschmidlisteg in die Limmat verspricht eine wohltuende Abkühlung. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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An der Hitze kommt im Sommer niemand vorbei. Grund genug, nützliche und unnütze Fakten zur Hitze zusammenzutragen. Teil 1 zu Temperaturrekorden, Irrtümern und körperlichem Hitzestress – voilà. 

Von Gil Bieler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Schweiz steht ein heisses Wochenende bevor. Der Bund warnt vor einer Hitzewelle mit Temperaturen von lokal bis zu 35 Grad.
  • Alles, was du zum Thema Sommer und Hitze wissen musst, erklärt dir blue News in einem zweiteiligen Hitze-ABC – mit Augenzwinkern. 
  • Den zweiten Teil mit den Buchstaben N bis Z findest du hier.

A wie Allzeitrekord

Die höchste Temperatur wurde hierzulande im Hitzesommer 2003 erreicht: Damals wurden 41,5 Grad gemessen, und zwar an der Wetterstation in Grono in Südbünden.

B wie Berge

Abkühlung in den Bergen suchen? Generell immer eine gute Idee, wie Roger Perret, Meteorologe beim Wetterdienst Meteonews,  zu blue News sagte. In der Höhe ist es meist ein paar Grad frischer als im Flachland.

Es gibt aber eine Einschränkung: «Die Sonneneinstrahlung ist um diese Jahreszeit natürlich sehr intensiv», sagte Perret. «Die Temperatur fühlt sich darum an der Sonne deutlich wärmer an.» (siehe auch >> Gefühlte Temperatur)

C wie Celsius

In der Schweiz wird die Temperatur in Grad Celsius gemessen. Logo, oder? Ist ja auf der ganzen Welt der Standard. Nur nicht in den USA: Dort gilt nach wie vor das Fahrenheit-System aus dem 18. Jahrhundert, von dem sich der Rest der Welt längst wieder verabschiedet hat.

Das Celsius-Messsystem hat einige Vorteile, denn der Gefrier- und Siedepunkt von Wasser sind so leicht zu merken: Bei null Grad gefriert es, bei 100 Grad kocht es.

In den USA dagegen gefriert Wasser bei 32 Grad und kocht bei 212 Grad. Kann man machen.

Alle Länder, die Fahrenheit statt Celsius nutzen. Oh, ist ja praktisch fast nur eines.
Alle Länder, die Fahrenheit statt Celsius nutzen. Oh, ist ja praktisch fast nur eines.
Wikimedia

D wie Dom

Die Hitze, die die Schweiz dieser Tage erfasst, bringt auch den Begriff des «Hitzedom» mit sich. Was ist darunter zu verstehen? Vereinfacht gesagt bildet sich ein Hitzedom, wenn ein Hochdruckgebiet die Hitze wie ein Deckel in einer Region gefangen hält.

Hoher Druck drückt die Luftmasse grossräumig zu Boden, trocknet sie aus und erwärmt sie, heisst es bei Meteoschweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Gleichzeitig werde von Frankreich und Spanien her Warmluft aus der Sahara herangeführt. Das Hoch werde so zunehmend mit warmer und schliesslich heisser Luft gefüllt, und gleiche damit «immer mehr einer grossen Warmluft- oder Heissluftkuppel».

Wenn ein Hitzedom entstehe, führe das häufig zu einer markanten >> Hitzewelle. Aber das konntest du dir ja schon denken.

E wie Eisbaden

Wenn wirklich nichts mehr anderes nützt, dann bringt womöglich ein Eisbad die erhoffte Abkühlung. Aber der Preis dafür ist hoch, wie der Selbstversuch von blue News Redaktor Bruno Bötschi zeigt.

Bötschis Mutprobe: Er weint, aber zieht es eiskalt durch

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Manche suchen beim Eisbaden den Nervenkitzel, andere erhoffen sich eine positiven Effekt auf die Gesundheit. blue News-Redaktor Bruno Bötschi hat es ausprobiert – und hat geweint vor Angst und gelacht vor Glück.

24.02.2022

F wie Fische

Nicht nur der Mensch, auch die Tiere leiden unter der Hitze. Fische sind dabei in einer besonders ungemütlichen Lage: Trocknen Bäche und Flüsse aus, können sie nicht fliehen. Im ebenfalls heissen Sommer 2022 mussten darum zum Beispiel im Zürcher Tösstal Fische umgesiedelt werden. Wie die Experten dabei vorgingen, siehst du in der Reportage unten. 

Unterwegs mit der Hitze-Ambulanz für Fische

Unterwegs mit der Hitze-Ambulanz für Fische

Hitze und austrocknende Gewässer machen den Tieren das Leben schwer. Die Fischereiaufsicht des Kantons Zürich muss ausrücken, um Forellen und andere Fische zu retten – regelmässig. Ein Augenschein im Tösstal.

19.07.2022

G wie gefühlte Temperatur

Oft stimmen die Temperatur, die das Thermometer anzeigt, und das eigene Körperempfinden nicht überein. Der Grund: Nicht jede und jeder empfindet Wärme oder Kälte gleich.

Die Meteorolog*innen kennen deshalb die gefühlte Temperatur: eine konstruierte Messgrösse, mit der versucht wird, «dieses Empfinden in einer Zahl wiederzugeben», wie es bei SRF-«Meteo» heisst.

Nebst dem Wind wirken sich auch Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Bewölkung, Aktivitätsgrad, Körpergrösse, Gewicht und Bekleidung auf die gefühlte Temperatur aus. 

H wie Hitzetag

Ins Schwitzen kommst du natürlich auch bei 29 Grad. Von einem Hitzetag ist aber offiziell erst dann die Rede, wenn die Temperatur die Schwelle von 30 Grad übersteigt.

I wie Irrtümer

Möglichst kalte Getränke trinken, um sich rasch abzukühlen? Stimmt nicht, sagt Ernährungswissenschafterin Christine Brombach von der Hochschule ZHAW bei SRF: «Kalte Getränke kühlen zwar im ersten Moment, aber der Körper braucht dann wieder Energie, um die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu wärmen.» Der erhoffte Effekt verpufft also.

Auch der gut gemeinte Rat, auf Kaffee zu verzichten, da dieser dem Körper Wasser entziehe, stimme nicht: «Besser Kaffee trinken, als gar nichts trinken», so Brombach. Wichtig sei vor allem, dass die Getränke ungesüsst seien, weil der Körper sonst Wasser brauche, um den Zucker wieder auszuschütten.

Auf die Streitfrage, ob denn jetzt lange oder kurze Kleidung besser ist bei Hitze, gebe es dagegen keine eindeutige Antwort: Entscheidend sei vielmehr der Stoff. Geeignet seien hierbei Baumwolle, Seide und Leinen, aber auch ganz dünne Schafwolle. Diese Stoffe nehmen die Schweissflüssigkeit auf und geben sie schnell wieder an die Luft ab.

J wie Jammern

Jammern nützt nichts, das ist allen klar. Und dennoch stimmen wir gern ein Klagelied an, wenn es uns zu heiss ist.

Das Jammern gehört zum Menschsein dazu, erklärte der Psychologe Michael Thiel vor einigen Jahren der «Süddeutschen Zeitung». Und gerade beim Wetter sei es einfach zu verlockend, darauf zu verzichten: Es gebe schlicht keine Wetterlage, über die es sich nicht beschweren lasse.

Der Fachmann unterscheidet vier Typen von Wetter-Jammeris:  

  • Da wären zum einen Entlastungs-Jammerer: «Die implodieren innerlich wegen der Hitze und müssen das mitteilen. Das ist dann ein seelischer Druckabbau.»
  • Ausserdem gebe es Solidaritäts-Jammerer, die einfach Freude daran hätten, wenn sie mit anderen «mal eine Runde losjammern können».
  • Aufmerksamkeits-Jammerer hingegen wollten einfach im Mittelpunkt stehen: «Das sind jene, bei denen alles noch viel schlimmer ist, und denen es noch schlechter geht als allen anderen.»
  • Und zu guter Letzt gebe es die Gewohnheits-Jammerer. «Die haben einen Jammer-Automatismus und echauffieren sich bei jeder Wetterlage – und auch eigentlich über alles andere.»

 Na, welcher Typ bist du?

K wie Klimakrise

Ja, die Klimakrise beschert der Schweiz auch mehr Hitze. Daran besteht für die Wissenschaft kein Zweifel. Die Jahre 2013 bis 2022 waren bereits 2,5 Grad wärmer als der Durchschnitt der vorindustriellen Zeit (1871 bis 1900), hält Meteoschweiz fest. Jedes Jahrzehnt seit den 1960er-Jahren war wärmer als das davor. Und: «Die sieben wärmsten Jahre wurden zudem allesamt nach 2010 gemessen.» Die kältesten Jahre dagegen datieren allesamt auf die Zeit vor 1900.

Der 3. Juli 2023 war der weltweit heisseste je gemessene Tag, der Juli war ohnehin der heisseste Monat seit Messbeginn. Die Klimakrise ist real.

Und die Schweiz gehört zu jenen Ländern, die sich gemäss Prognosen auch noch überdurchschnittlich stark erwärmen. Nämlich mehr als doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.

L wie Lethargie

Die Hitze erschlägt einen förmlich, das ist bekannt. Doch woher kommt diese Schlappheit eigentlich? Ganz einfach: Dein Körper leistet einen Extra-Effort, um dich abzukühlen. Und das laugt dann eben aus.

«Der Körper muss, besonders in der Sonne, hart arbeiten, um eine konstante, normale Innentemperatur aufrechtzuerhalten», erklärt der Mediziner Michele Casey bei «Scientific American».

Zum Beispiel erweitert der Körper bei Hitze die Blutgefässe, wodurch mehr Blut gleich unterhalb der Hautoberfläche fliessen kann. So könne warmes Blut sich abkühlen, erklärt Casey. Das erklärt übrigens auch, warum dein Gesicht sich rötet, wenn dir heiss ist.

Auch das Schwitzen beansprucht den Körper. Um all dies zu bewältigen, muss das Herz schneller schlagen und der Stoffwechsel wird angekurbelt. All das macht dich dann so richtig müde.

Mittags eine Siesta? Die Südeuropäer*innen hatten da gar keine so schlechte Idee.
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DPA

M wie Mittagshitze

Noch so ein >> Irrtum, der sich aber hartnäckig hält: Am Mittag sei die Hitze am grössten. Stimmt nicht, denn in unseren Breitengraden werden die höchsten Temperaturen im Sommer jeweils zwischen 16 und 18 Uhr erreicht, wie Meteoschweiz festhält.

Der Grund: Auch wenn die Sonneneinstrahlung am Mittag am stärksten ist, heizt die sinkende Sonne den ganzen Nachmittag über den Erdboden weiter auf, der wiederum die Luft aufheizt.

Erst gegen Abend hin ist dann jener Punkt erreicht, an dem die Einstrahlung kleiner ist als die Abstrahlung, und die Lufttemperatur beginnt sich abzukühlen. Fazit Meteoschweiz: «Man müsste hier also von der Abendhitze sprechen.»

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