Tipps für Eltern Das sind die grössten Risiken für Kinder in der Badi

Monique Misteli

25.6.2023

Kinder und Erwachsene vergnügen sich bei sommerlichen Temperaturen im Schwimmbad – dabei lauern auch Gefahren.
Kinder und Erwachsene vergnügen sich bei sommerlichen Temperaturen im Schwimmbad – dabei lauern auch Gefahren.
Bild: Keystone

Beim Baden im See, Fluss oder der Badi lauern Gefahren. Besonders bei Kindern gilt Vorsicht. Worauf man beim Badespass mit Kindern achten muss, erfährst du hier.

Monique Misteli

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Heisse Tage stehen bevor, der Sprung ins kühle Nass lockt.
  • Doch dabei lauern einige Gefahren, besonders für Kinder.
  • Gemäss Fachstellen lautet die oberste Regel fürs Baden mit Kindern: Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!

Egal ob Badi, Fluss oder See: Die heissen Temperaturen treiben die Menschen ins kühle Nass. 

Besonders für Kinder bedeutet das Baden Spass und Ausgelassenheit. Doch dabei kommt es immer wieder zu Unfällen. Einige davon enden sogar tödlich.

Allein im Hitzesommer 2022 hat die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft SLRG einen traurigen Rekord verzeichnen müssen: Während der Badesaison bis Mitte September sind in der Schweiz knapp 60 Menschen ertrunken, davon waren drei Kinder. Der langjährige Jahresdurchschnitt mit 45 Ertrinkungstoden wurde damit übertroffen.

Auch diese Saison sind bereits mehrere Wasserunfälle passiert, davon auch mit Kindern. Jüngst ist ein 3-jähriger Bub in der Badi Olten bei der Rutschbahn verunfallt und wenige Tage später im Spital verstorben.

Was also tun, damit das Unfallrisiko beim Baden mit Kindern möglichst gering bleibt? Und wie reagiert man am besten, falls ein Kind trotz aller Vorsicht verunfallt ist? Eine Übersicht.

1. Wie halte ich das Unfallrisiko möglichst klein?

Sowohl die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung Bfu als auch die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG weisen darauf hin, dass eine persönliche Aufsicht das A und O ist, um Badeunfälle zu vermeiden.

Die oberste Baderegel mit Kindern lautet: Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!

«Lassen Sie sich nicht vom Smartphone oder von einem Gespräch ablenken», schreibt die SLRG.

Selbst Schwimmhilfen wie «Flügeli», Flossen oder Luftmatratzen bieten keinen ausreichenden Schutz. Die können defekt sein, vom Arm rutschen oder das Kind in seiner Bewegungsfreiheit hindern.

Weiter empfehlen die beiden Fachstellen, Kindern frühzeitig das Schwimmen beizubringen und Spass am Element Wasser vermitteln, Schwimmhilfen tragen, beim Bootfahren eine passende Rettungsweste anziehen.

2. Ein Unfall ist passiert – wie leiste ich am effektivsten Erste Hilfe?

Generell gilt: Das Kind sofort aus dem Wasser zu bringen, so dass die Atemwege frei sind und es Möglichkeit hat zu atmen. Dabei aber die eigene Sicherheit nicht vernachlässigen. «Retten mit geringstem Risiko» ist das allgemeine Kredo.

In der Badi soll man das Kind auf den harten Boden legen und an offenen Gewässern am trockenen Ufer, so dass man den Zustand des Kindes abklären könne, erklärt Christoph Merki, Mediensprecher der SLRG. Das heisst: Ist das Kind bewusstlos aber atmet noch, soll es in eine stabile Seitenlage gebracht werden.

Ist es weder ansprechbar noch atmet es, dann müsse man sofort mit den Wiederbelebungsmassnahmen beginnen, so Merki.

Bei Kindern, die einen Unfall im Waser hatten und nicht mehr atmen, gilt folgender Ablauf:

  • 5 x initiale Atemstösse Mund-zu-Mund Beatmung
  • 15 x Kompressionen
  • 2 x Atemstösse Mund-zu- Mund Beatmung
  • 15 x Kompressionen
  • 2 x Atemstösse Mund-zu- Mund Beatmung etc...
  • Reanimieren muss man so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Hinweis: Die Kompression setzt man auf dem unteren Teil des Brustbeins an und drückt rund einen Drittel vom Brustdurchmesser tief. Als Orientierung kann man sich eine Linie zwischen den Brustwarzen denken und unterhalt dieser imaginären Linie ansetzen.

3. Welche unterschiedlichen Gefahren gibt es bei Badeanstalten, Seen und Flüssen?

Es habe überall Gefahrenherde, deshalb sei es so wichtig, dass man in der Nähe des Kindes ist und jeweils seine volle Aufmerksamkeit schenke, sagt Merki

«Nur weil in der Badi ein Bademeister anwesend ist, heisst das nicht, dass man nicht mehr auf sein Kind aufpassen muss», appelliert Merki an die ständige Aufsichtspflicht der Begleitpersonen. 

Schwimmen in offenen Gewässern, wie Flüssen und Seen, empfiehlt Merki nur erfahrenen Schwimmern. Ausserdem solle man sich im Vorfeld überlegen, wo man badet. Wo gehe ich hin? Hat es Wirbel oder Strömungen? Wo kann ich wieder raus?

4 Sind Badeanstalten gefährlicher geworden, mit den verschiedenen Wasserspielsachen (Rutschbahn etc ...)?

«Nein», sagt Merki. Und ein Blick in die Statistik der tödlichen Ertrinkungsunfälle bestätigt dies. Im Zehnjahresschnitt sind die Ertrinkungsfälle von Kindern auf tiefem Niveau stabil. 2021 und 2022 waren es drei pro Jahr.

Das bedeute aber nicht, dass man nachsichtiger beim Aufpassen sein könne, sagt Merki und meint: «Das vergessen die Leute manchmal.»

5. Was gilt es beim Plantschbecken, Pool oder Teich zu Hause zu achten?

Gemäss Bfu und SLRG gilt: Das Kind nicht unbeaufsichtigt baden lassen. Weiter empfehlen sie, die Zugänge zu sichern. Etwa das Plantschbecken oder den Pool so abdecken, dass der Zugang nur mithilfe eines Erwachsenen geöffnet werden kann. Den Teich abschirmen, etwa mit einem Zaun. Die Zugangstüre sollte selbstschliessend und einschnappend sein.

«Nur weil in der Badi ein Bademeister anwesend ist, heisst das nicht, dass man nicht mehr auf sein Kind aufpassen muss», appelliert Merki an die ständige Aufsichtspflicht der Begleitpersonen.(Symbolbild)
«Nur weil in der Badi ein Bademeister anwesend ist, heisst das nicht, dass man nicht mehr auf sein Kind aufpassen muss», appelliert Merki an die ständige Aufsichtspflicht der Begleitpersonen.(Symbolbild)
sda

6. Warum kann Baden gefährlich sein für Kinder?

Laut der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverühtung Bfu sind besonders Kleinkinder im und am Wasser gefährdet. Fallen sie ins Wasser, können sie noch nicht automatisch die Luft anhalten. Auch der verhältnismässig schwere Kopf können die Kleinen kaum über Wasser halten. Bereits wenige Sekunden unter Wasser können zur Todesfalle werden, warnt die Bfu. Dabei spielt die Wassertiefe keine Rolle, schreibt das Kompetenzzentrum für Unfallverhütung weiter.