Kaufrausch ist vorbeiJetzt misten Schweizer Firmen kräftig aus – das sind die Gründe
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28.1.2025
Nach Jahren der Zukäufe konzentrieren sich Schweizer Unternehmen wieder auf ihr Kerngeschäft und misten kräftig aus. Das hat auch mit der unsicheren Lage zu tun – und mit Donald Trump.
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28.01.2025, 19:53
28.01.2025, 20:28
Oliver Kohlmaier
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Durch niedrige Zinssätze und damit billige Kredite waren grosse Schweizer Unternehmen lange Zeit auf Einkaufstour im Auslad.
Nach Jahren der Zukäufe und Diversifizierung des Geschäfts findet bei Schweizer Unternehmen ein Umdenken statt.
Statt zu expandieren, konzentrieren sich die Firmen zunehmend auf ihr Kerngeschäft und stossen die Zukäufe zum Teil wieder ab.
Die unsichere wirtschaftliche und politische Lage trägt zur Trendwende bei.
Jahrelang waren Schweizer Unternehmen auf Einkaufstour im Ausland. Begünstigt durch niedrige Zinssätze wollten Migros, Lonza und viele weitere Firmen ihr Geschäft diversifizieren - und kauften andere Firmen.
So begab sich etwa der grosse Detailhändler Migros in einem regelrechten Kaufrausch, und nannte bald Firmen wie Mibelle, Hotelplan, Melectronics oder SportX ihr Eigen. Der Erfolg jedoch blieb aus, und wirkte sich negativ auf das Kerngeschäfts aus. Mit neuem Chef und neuer Strategie konzentriert sich die Migros nun wieder auf das Geschäft mit den Supermärkten.
Der Detailhändler ist bei weitem nicht das einzige grosse Schweizer Unternehmen, das sich wieder zurück auf seine Kernkompetenzen besinnt, wie die «Handelszeitung» schreibt (kostenpflichtiger Inhalt).
Demnach sucht Lonza-CEO Wolfgang Wienand seit Dezember einen Käufer für das Capsugel-Geschäft. Der Konzern plant, wieder zu einem reinen Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie werden. Derweil will Ypsomed sein Diabetes-Geschäft abstossen, Chef Simon Michel will sich stattdessen auf Injektions-Pens für die stark nachgefragten Abnehmspritzen konzentrieren.
Auch bei Nestlé geht es gleichsam zurück zu den Wurzeln, mit den Kernmarken Nescafé, Kitkat oder Maggi. Die Trendwende kam auch in Person des neuen CEO Laurent Freixe, einem Nestlé-Urgestein, der das Unternehmen durch Konzentration auf das Kerngeschäft wieder auf Kurs bringen soll.
Nach Jahren der Zukäufe finden nun also ein Trendwechsel statt. «Firmen gehen haushälterischer mit dem Geld um», sagt Management-Professor Stefan Michel der «Handelszeitung».
Die Gründe für den Trendwechsel seien dabei vielfältig. Inflation, Zinswende und die allgemein unsichere politische Lage liessen die Unternehmen vorsichtiger werden. Hinzu kommt der starke Franken, die Schweizer Produkte im Ausland teurer machten. Nun müssten sich Unternehmen überlegen, wo sie «wirklich mithalten» können, erklärt Michel.
Lonza, Migros und weitere Firmen machen nun das, was ABB bereits hinter sich hat. Für insgesamt 11 Milliarden Dollar kaufte das Unternehmen Firmen zu – und wurde an der Börse abgestraft. Nach zahlreichen Abstossungen bewegt sich der Börsenkurs nun in Richtung Allzeithoch.
Was bringt Trump?
Befeuert wurden die zahlreichen Zukäufe durch Schweizer Unternehmen durch langanhaltende, niedrige Zinssätze. «Unternehmen hatten mehr Mittel, um in Wachstum zu investieren», sagt Michel. Nun würden grosse Investitionen zurückgehalten. Und schliesslich wisse man auch auch nicht, was die Ära Trump bringen werde.
Ob der Trend der Verschlankung anhält, wird sich zeigen: «Dann, wenn sich die Situation beruhigt und alle wieder Geld haben, gibt es auch wieder Experimente»