Aktien-Analyse eingestellt Schweizer Traditionsfirma stirbt den langsamen Tod

tbz

11.9.2024

Meyer Burger gilt laut der Zürcher Kantonalbank als «uninvestierbar».
Meyer Burger gilt laut der Zürcher Kantonalbank als «uninvestierbar».
sda

Es steht nicht gut um das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger. Nach wiederholten Strategieänderungen und heftigen Kurstauchern hat sich die US-Investmentbank Goldman Sachs bereits aus der Aktienanalyse zurückgezogen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Schweizer Solarhersteller Meyer Burger schreibt seit geraumer Zeit rote Zahlen.
  • Das 1953 gegründete Unternehmen wird von der Zürcher Kantonalbank mittlerweile als «uninvestierbar» bezeichnet.
  • Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht derart schwarz für das Solarunternehmen, dass sie sich nun aus der Aktienanalyse zurückgezogen hat.
  • Wie lange es noch weiter geht, ist unklar. Die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2024 hat Meyer Burger bereits mehrfach verschoben.

2024 machte das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger eigentlich nur mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Zuletzt liess die Firma aus Thun Ende August aufhorchen, als einmal mehr umfassende Restrukturierungsschritte angekündigt wurden.

Weil der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs derzeit nicht finanzierbar sei, werde der Prozess gestoppt, liess das Unternehmen verlauten. Es ist nicht die erste Kehrtwende von Meyer Burger, deren Führungsetage vor noch nicht allzu langer Zeit die Zellproduktion in Colorado als Teil der Rettung für das angeschlagene Unternehmen dargestellt hatte. Ende 2024 hätte die Produktion starten sollen, nun der abrupte Stopp.

Einst Schweizer Hoffnungsträgerin 

Das 1953 gegründete Unternehmen war ursprünglich ein Ausrüster der Uhren- und Chipindustrie, spezialisierte sich ab den 80er Jahren aber in Richtung der Solartechnologien und avancierte rasch zur Schweizer Hoffnungsträgerin im Bereich der erneuerbaren Energien.

Der Hauptsitz des Solarkonzerns Meyer Burger in Thun.
Der Hauptsitz des Solarkonzerns Meyer Burger in Thun.
sda

Doch dieser Glanz ist längst erloschen. War eine Meyer-Burger-Aktie zu Bestzeiten im April 2011 noch 1439 Franken wert, so steht ihr aktueller Kurs bei 1,76 Franken. Ein jahrelanger Niedergang, ausgelöst durch das Aufkommen der chinesischen Dominanz auf dem europäischen Solarmarkt, und gezeichnet von zahlreichen ausserordentlichen Generalversammlungen und wiederholten Versuchen, frisches Geld zu beschaffen, hat das Unternehmen über die Jahre an den Rand des Ruins geführt.

Meyer Burger steht als Sinnbild für eine verpasste europäische Solarpolitik ohne wirtschaftliche Rahmengebung, um der staatlich massiv unterstützten Konkurrenz aus China standzuhalten. Die Schieflage des Unternehmens ist ein Abbild der Probleme in der Branche. Aber auch firmenintern läuft nicht alles rund.

Im Geschäftsjahr 2023 stand bei Meyer Burger unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken. Es ist das zehnte Geschäftsjahr in Folge, das mit roten Zahlen endet. Auch eine Kapitalerhöhung im Frühjahr 2024 scheint nicht gefruchtet zu haben, der Kursverlust der Aktie seit Jahresbeginn beläuft sich auf 96,4 Prozent.

«Uninvestierbar»

Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht derart schwarz für das Thuner Solarunternehmen, dass sie sich mittlerweile aus der Aktien-Analyse von Meyer Burger zurückgezogen hat. Die Zürcher Kantonalbank hält das Unternehmen laut «cash.ch» für «uninvestierbar». Die ZKB hatte Meyer Burger zu Beginn dieses Jahres auf die tiefste Stufe «Untergewichten» herabgesetzt.

Der Thuner Solarkonzern Meyer Burger befindet sich in Schieflage.
Der Thuner Solarkonzern Meyer Burger befindet sich in Schieflage.
sda

Darüber hinaus gab Meyer Burger vor zwei Wochen bekannt, dass nach zahlreichen Rochaden nun auch noch der Vertreter des grössten Aktionärs, Mark Kerekes, aus dem Verwaltungsrat zurücktritt. 

Ob und wie lange sich das Unternehmen noch über Wasser halten kann, ist unklar. Die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2024 hat Meyer Burger bereits mehrfach verschoben. Die Publikation ist aktuell für den 30. September 2024 geplant, «oder, mit Zustimmung von SIX Exchange Regulation, auf ein späteres Datum», heisst es seitens des Unternehmens.