Unzumutbar Luzerner Mutter ekelt sich vor Urin und Dreck in Notwohnung

tgab

5.8.2024

Schmutziges Geschirr war das kleinste Problem, als eine Alleinerziehende mit ihrem Sohn in eine Notwohnung der Stadt Luzern einzieht. (Symbolbild)
Schmutziges Geschirr war das kleinste Problem, als eine Alleinerziehende mit ihrem Sohn in eine Notwohnung der Stadt Luzern einzieht. (Symbolbild)
Gaetan Bally/Keystone

Wegen Schimmel in der eigenen Wohnung mussten eine Luzernerin und ihr Kind kurzfristig in eine Notunterkunft umziehen. Deren unhygienischer Zustand schockiert die Mutter. Die Stadt relativiert.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine alleinerziehende Mutter muss wegen Gesundheitsbedrohung durch Schimmelbefall ihre Wohnung verlassen.
  • Der Sozialdienst der Stadt Luzern platziert sie und ihren zwölfjährigen Sohn in einer Notwohnung der Gemeinde.
  • Die hygienischen Zustände dort erschüttern die Frau.

Gesundheitliche Probleme, die von Schimmel verursacht wurden, zwangen eine Luzerner Mutter und ihren zwölfjährigen Sohn aus ihrer bisherigen Wohnung auszuziehen. Doch in Luzern ist es schwer, in kurzer Zeit einen bezahlbaren Ersatz zu finden. Verzweifelt ruft die Frau beim Sozialdienst der Stadt an. Der reagiert schnell: Bereits am folgenden Tag wird ihr eine möblierte Notfallwohnung «speziell für Frauen und Kinder» zugewiesen, wie die Luzernerin dem «Blick» berichtet.

«Ich hatte keinerlei Erwartungen. Hauptsache, wir können irgendwo schlafen», erzählt die Mutter der Tageszeitung. Doch als sie die Tür öffnet, erwartet sie eine böse Überraschung: Die Teppiche und Vorhänge seien dunkel verfärbt gewesen, die Matratzen und Bettdecken voller Urin, Dreck und Ungeziefer überall. Die Waschmaschine sei kaputt gewesen, Staubsauger, Kinderbett oder Wickeltisch habe es nicht gegeben. In einer Wohnung, in der Kinder und Frauen Zuflucht finden sollen, wohlgemerkt.

«Hygiene und Sicherheit müssen gewährleistet sein. Das war definitiv nicht der Fall», sagt die Luzernerin.

Ein Umfeld zwischen Bordell und Drogenkonsumenten

Ausserdem habe ihr die Lage der Wohnung zu denken gegeben. Sie befindet sich in der Baselstrasse über einem Bestattungsunternehmen, in unmittelbarer Nachbarschaft ein Bordell. «Wenn ich aus dem Fenster schaute, konnte ich sehen, wie Leute Drogen nehmen.» Die Mutter macht sich Sorgen um ihren Sohn.

Und packt an: Sie putzt, wäscht die Vorhänge in ihrer eigenen Waschmaschine in der alten Wohnung, organisiert sich eine Bohrmaschine und flickt das Bett, das am ersten Abend auseinandergefallen ist.

Die Stadt verlangt für ihre fünf Notwohnungen zwischen 45 und 55 Franken pro Nacht, je nach Belegung. Die Ekel-Wohnung wird von privat an die Stadt Luzern vermietet. Laut Sozialdienst bleiben die Nutzenden im Schnitt nur vier Monate in den Notwohnungen. Die Luzernerin weiss jedoch von zwei Frauen, die ein- und anderthalb Jahre in einer der Unterkünfte gelebt haben. «Das finde ich nicht zumutbar», sagt sie dem «Blick».

Stadt Luzern: Keine bessere Ausstattung nötig

Die Vermieterin habe sich zuerst nicht um die defekte Waschmaschine gekümmert, erst als sie beim Sozialdienst reklamiert habe. Die Mutter bietet der Stadt an, über Facebook gratis einen Wickeltisch zu besorgen. Doch daran besteht kein Interesse: Man brauche keine bessere Ausstattung, da die Leute die Notwohnungen nur kurz nutzen würden. «Die Notwohnungen sind nicht als Dauerlösung gedacht», stellt Stadt klar.

Immerhin soll die aktuell leerstehende Wohnung an der Baselstrasse nun überprüft werden. Bezahlen muss die alleinerziehende Mutter nichts. Die Stadt bestätigte gegenüber «Blick», dass nach einer Prüfung der finanziellen Verhältnisse ein Kostenerlass möglich gewesen sei.