Overtourism Insta-Hotspot wird überrannt – Gemeinde schiebt Riegel vor

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27.8.2024

Am «Insta-Hotspot» Eibsee tummeln sich an manchen Tagen tausende Ausflügler. 
Am «Insta-Hotspot» Eibsee tummeln sich an manchen Tagen tausende Ausflügler. 
IMAGO/imagebroker/Martina Melzer

Auch in Bayern haben manche Gemeinden mit Massentourismus zu kämpfen, etwa am Instagram-Hotspot Eibsee. Der Bürgermeister sieht nur noch eine Lösung: Eine Barriere muss her.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Gemeinde Grainau ganz im Süden von Bayern sorgt mit einem radikalen Vorhaben in ganz Deutschland für Schlagzeilen.
  • Der Luftkurort will eine Barriere errichten, um den Massen an Tagesausflüglern Herr zu werden. Denn vor allem die vielen Autos sorgen bei Anwohnern für Frust und Ärger.
  • Die Gemeinde zählt bei nur 1200 Parkplätzen am Eibsee bis zu 9000 Autos pro Tag. Hinzu kommen weitere Besucher, die per Bahn und Bus anreisen.

Von Mallorca über Barcelona bis zu den Kanarischen Inseln: Die Feriensaison 2024 war geprägt von Protesten gegen die Auswirkungen des Massentourismus. Doch nicht nur in Spanien haben Anwohner die Nase voll vom Besucherandrang. Auch in der Schweiz kämpfen manche Gemeinden mit Overtourism und erwägen Zugangsbeschränkungen.

So wie im idyllischen Dörfchen Lauterbrunnen, dessen Bewohner unter den Auswirkungen von zu viel Tagestourismus leiden. Abhilfe könnte eine Besuchergebühr schaffen. Im Gemeinderat laufen entsprechende Beratungen.

Nicht weit von der Schweizer Grenze in Bayern erwägt nun auch Grainau radikale Massnahmen. In den vergangenen Jahren hat der Besucherandrang am Eibsee Ausmasse erreicht, die bei den Einheimischen für mächtig Frust und Ärger sorgt.

Ausflügler ignorieren Hinweisschilder

Bereits einige Kilometer auf der Bundesstrasse vor Garmisch-Partenkirchen weisen mehrere Tafeln die Autolenker darauf hin, ob in der «Bayerischen Karibik» noch Parkplätze vorhanden sind – oder eben nicht.

Letzteres ist gerade an sonnigen Wochenenden eher die Regel, von den Ausflüglern jedoch häufig ignoriert. In der Gemeinde Grainau geht dann oft nichts mehr, die Autos stauen sich auf dem Gemeindegebiet. Ortsansässige, die etwa einkaufen gehen oder schlicht zur Arbeit wollen, haben das Nachsehen, erklärt Bürgermeister Stephan Märkl der «Süddeutschen Zeitung» (kostenpflichtiger Inhalt). Für ihn bleibt daher nur Eines: «Es geht nur noch mit Schranke».

Mitarbeiter wurden angepöbelt

Mit Problemen dieser Art kämpfen immer mehr Gemeinden in Bayern, vor allem dort, wo die Hotspots von der Millionenstadt München in einer Autostunde zu erreichen sind. Wenn in der Hauptsaison dann noch die üblichen  internationalen Gäste hinzukommen, geht vielerorts nichts mehr.

Ähnlich wie damals Lauterbrunnen in der Schweiz machte die kleine Gemeinde Grainau mit ihrem Vorschlag in ganz Deutschland Schlagzeilen. Zeitungen schickten Reporter, auch ein grosser TV-Sender war da. 

Ein Hinweisschild an der Strecke Richtung Eibsee/Zugspitze: Parkplatz belegt.
Ein Hinweisschild an der Strecke Richtung Eibsee/Zugspitze: Parkplatz belegt.
IMAGO/reportandum

Freilich, die Gemeinde Grainau lebt seit langem gut vom Tourismus. Neben dem Eibsee befindet sich auf dem Gemeindegebiet auch Deutschlands höchster Berg, auf den insgesamt drei Seilbahnen führen.

Doch die Massen an Feriengästen kann das Dorf seit einigen Jahren schlicht nicht mehr stemmen. So hatte Grainau zwischenzeitlich gar einen Sicherheitsdienst engagiert. Die Firma schmiss nach einiger Zeit jedoch hin – ihre Mitarbeiter wurden permanent von Autolenkern angepöpelt.

Daher nun die Idee mit der Barriere. Die könnte einst den Verkehr auf der Eibseestrasse regeln. So müssten Gäste im Vorfeld online ein Ticket buchen. Wer keines hat, dürfte dann auch nicht zum Eibsee und müsste umkehren. 

Wer in die gleiche Richtung wie die Touristen zur Arbeit muss, hat Pech gehabt.
Wer in die gleiche Richtung wie die Touristen zur Arbeit muss, hat Pech gehabt.
IMAGO/onw-images/Marius Bulling

Bauantrag in Arbeit

Jenseits der Ammergauer Alpen befindet sich indessen ein weiterer Hotspot. Der war schon einer, bevor es Instagram gab. Insofern hatte man dort auch mehr Zeit, Beschränkungssysteme zu erproben.

Mittlerweile wissen etwa die Touristen, dass sie sich gar nicht erst auf den Weg zum Schloss Neuschwanstein machen brauchen, wenn online keine Tickets mehr verfügbar sind.

Die Gemeinde Schwangau plane nun weiteres Feintuning: Ab Oktober sollen auf den vier Einfallstrassen Kameras installiert werden, um die Verkehrsströme analysieren zu können.

Für den« Insta-Hotspot» Eibsee laufen der «Süddeutschen Zeitung» zufolge derzeit im Landratsamt Garmisch-Partenkirchen die Arbeiten an einem Bauantrag für die Barriere.

Das letzte Wort hat dann allerdings der Freistaat Bayern. Ob der Bauantrag gestellt wird und das Bundesland letztlich zustimmt, ist ungewiss.