«Kostet nur Energie» SAC-Hüttenwartin hört wegen Instagram-Touristen auf

Sven Ziegler

21.8.2024

Claudia Freitag hört nach vier Jahren auf. 
Claudia Freitag hört nach vier Jahren auf. 
Muttseehütte

Höhere Ansprüche und falsches Verhalten: Internet-Touristen erschweren die Arbeit von SAC-Hüttenwartin Claudia Freitag im Glarnerland. Nun nimmt sie den Hut.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Höhere Ansprüche und falsches Verhalten: Internet-Touristen erschweren die Arbeit von SAC-Hüttenwartin Claudia Freitag im Glarnerland.
  • Nun nimmt sie den Hut.
  • Nach vier Jahren beendet sie ihre Tätigkeit.

Claudia Freitag, Hüttenwartin der Muttseehütte oberhalb von Linthal GL, gibt nach vier Jahren ihren anspruchsvollen Job auf. Die 15-Stunden-Tage, sieben Tage die Woche, haben sie erschöpft. «Die Arbeit braucht viel Energie, die ich nicht zurückholen kann», sagt die Hüttenwartin.

Besonders frustrierend ist für sie der Umgang mit jungen Gästen, die nur für Social-Media-Fotos in die Berge kommen und dabei oft schlecht ausgerüstet sind. Zudem sei vielen nicht bekannt, wie man sich in den Bergen verhalten müsse. 

Freitag merkt an, dass viele Gäste den Unterschied zwischen einem Bergrestaurant im Tal und einer einfachen SAC-Hütte nicht verstehen. Sie wisse, dass diese Menschen es oft nicht besser wissen. «Sie sehen nicht, dass wir den Abfall, den sie bei uns deponieren, runterfliegen lassen müssen», sagt Freitag.

Komplizierte Wildcamper und Touristen-Auflauf

Zudem würden die Ansprüche immer weiter steigen. Allergien und Intoleranzen etwa würden beim Essen eine grosse Rolle spielen. Zudem kämen die Gäste immer später an. «Um 16 Uhr stehen sie da und möchten etwas Warmes zu essen» – obwohl die Bahn nur bis 18 Uhr fahre. Deswegen gibt es die warme Küche nur noch bis 16 Uhr, danach erhalten nur noch Übernachtungsgäste eine warme Mahlzeit. 

Einheimische würden die Region indes immer mehr meiden. Grund sei der Touristen-Auflauf. Am vergangenen Wochenende habe die Wartezeit bei der Bergbahn rund zwei Stunden betragen. «Einheimische tun sich das nicht an. Verständlicherweise», so die Hüttenwartin. 

Auch Wildcamper würden die Situation weiter verkomplizieren. «Das kostet viel Energie», sagt Freitag. Deswegen will sie sich nun erst einmal erholen – in den Bergen. Einen neuen Job hat sie noch nicht.