Aufholjagd dank schönem Wetter Ferienorte sind nach verregnetem Start auf Rekordkurs

jke

12.8.2024

Camper auf dem TCS Campingplatz in St. Moritz, Graubünden.
Camper auf dem TCS Campingplatz in St. Moritz, Graubünden.
KEYSTONE

Der regnerische Mai und Juni sind für viele Tourismusbetriebe bereits Geschichte. Campingplätze sind vielerorts ausgebucht, und auch die Hotelbranche erlebt einen Aufschwung. Ausländische Gäste tragen entscheidend zu diesem Boom bei.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach einem nassen Start in den Sommer sind viele Campingplätze in der Schweiz jetzt vollständig ausgebucht.
  • Dies macht einen grossen Teil der Verluste wieder wett.
  • Auch Bergbahnen, Schifffahrt und Hotels verzeichnen nach dem verregneten Start eine starke Erholung.
  • Dank Werbekampagnen im Ausland hat sich der Anteil internationaler Gäste deutlich erhöht.
  • Die Nachfrage nach Ferienunterkünften bleibt auch mit Sicht auf den Herbst hoch.

Wie der «Blick» berichtet, herrscht auf dem Campingplatz Rausenbach am Greifensee in Maur ZH seit Wochen Hochbetrieb. «Wir konnten einen grossen Teil der Einbussen vom Sommerstart wieder aufholen», erklärt Ralf Steinmann, der gemeinsam mit seiner Partnerin den Platz betreibt. Lediglich 200 Übernachtungen fehlen noch, um das Niveau des Vorjahres zu erreichen.

Die Schweizer Campingplätze hatten im Mai und Juni stark unter den andauernden Regenfällen zu leiden. Allein die 25 TCS-Campingplätze verzeichneten in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Rückgang der Übernachtungen um 8 Prozent.

Parahotellerie verzeichnet starke Umsätze

Doch seitdem sind die Campingplätze in der ganzen Schweiz nahezu ausgebucht. Innerhalb eines Monats konnte der Touring Club Schweiz das Defizit auf 4,8 Prozent reduzieren, und es besteht Hoffnung, dass der Rückstand bis zum Ende des Sommers in ein Plus verwandelt wird.

Auch in anderen Bereichen des Tourismus, wie der Schifffahrt, bei Ausflugszielen und Bergbahnen, ist ein Aufholprozess im Gang, wie eine Umfrage von «Blick» zeigt. Die Arosa Bergbahnen verzeichneten in den letzten zwei Wochen Spitzenwerte. «Richtig abgerechnet wird erst am Ende der Sommersaison», betont Geschäftsführer Philipp Holenstein.

Die sogenannte Parahotellerie verzeichnet ebenfalls starke Umsätze. Die Reka-Feriendörfer haben ihre Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr gesteigert, und auch die Buchungen für den Spätsommer und Herbst sehen vielversprechend aus.

Die Schweizer Jugendherbergen konnten ihr Niveau im ersten Halbjahr halten, und Interhome verzeichnete bei der Vermietung von Ferienwohnungen im Vergleich zum starken Vorjahr erneut Zuwächse. Besonders auffällig sei die erhöhte Nachfrage nach persönlicher Beratung in diesem Jahr.

Werbekampagnen im Ausland zeigen Wirkung

Auch in Schweizer Hotels füllen die ausländischen Gäste die Betten. Dank ihnen bewegen sich viele Tourismusbetriebe bei den Übernachtungszahlen erneut auf Rekordkurs.

Die Werbekampagnen im Ausland zeigen Wirkung, wie das Beispiel des Lenkerhofs in Lenk BE belegt. Das 5-Sterne-Superior-Hotel hat seine internationale Präsenz ausgebaut. «Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass der Effekt erst in zwei, drei Jahren spürbar sein wird», erklärt Co-Direktor Jan Andreas Stiller dem «Blick».

«Doch wir konnten bereits in diesem Sommer internationale Gäste dazu gewinnen», fügt er hinzu. Besonders gestiegen sei die Zahl der Gäste aus Asien, Amerika und England.

«Gleichzeitig konnten wir das Niveau bei unseren Schweizer Gästen halten», freut sich der Co-Hoteldirektor. Der Anteil ausländischer Gäste stieg auf 20 Prozent, womit das Hotel im Sommergeschäft sogar die eigenen Erwartungen übertraf.

Steigende Nachfrage amerikanischer Gäste

Für das Hotel hat diese Entwicklung einen erheblichen Vorteil: «Schweizer Gäste buchen viel kurzfristiger oder auch mal gar nicht, wenn das Wetter nicht stimmt. Ausländische Gäste buchen früher, bleiben länger und sind generell weniger wetterabhängig», erläutert Stiller.

Auch Ferry Wey, Direktor der drei Luzerner Hotels Schüssel, Beau Séjour und Villa Maria, zeigt sich mit dem Sommergeschäft sehr zufrieden. Obwohl die primäre Zielgruppe seiner Betriebe Schweizerinnen und Schweizer sind, verzeichnet er eine steigende Nachfrage von amerikanischen Gästen. Diese kompensieren das weiterhin zögerliche Buchungsverhalten von Gästen aus Asien.

Schweizer Tourismusbetriebe könnten Rekorde brechen

Erstmals seit der Corona-Pandemie übersteigen die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste wieder die der inländischen. Im ersten Halbjahr stiegen sie um rund 5 Prozent auf 10,1 Millionen Logiernächte.

Trotz eines leichten Rückgangs bleiben die Schweizer Gäste mit rund 10 Millionen Übernachtungen weiterhin ein wichtiger Faktor für die Branche. Sollten die sommerlichen Wetterbedingungen anhalten, könnten Schweizer Tourismusbetriebe erneut einige Rekorde brechen.