Vom Krieg überrascht Schweizer wollte Familie besuchen – und sitzt jetzt im Gazastreifen fest

afp/tgab

16.10.2023

In Rafah befindet sich der einzige Grenzübergang, der nicht von Israel, sondern von Ägypten kontrolliert wird.
In Rafah befindet sich der einzige Grenzübergang, der nicht von Israel, sondern von Ägypten kontrolliert wird.
Bild: HAITHAM IMAD/KEYSTONE

Beim Besuch seiner Familie im Gazastreifen gerät ein Schweizer mitten in den Terroranschlag der Hamas auf Israel. Trotz Schweizer Pass kommt er nicht aus dem Gebiet heraus. Alle Grenzübergänge sind geschlossen.

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  • Ein 77-jähriger Schweizer Doppelbürger besucht seine Familie im Gazastreifen.
  • Dann startet die radikal-islamistische Hamas ihren Terrorangriff auf Israel.
  • Trotz Schweizer Pass gelingt es dem Mann nicht, das Gebiet zu verlassen.

Für den Familienbesuch hatte Ibrahim Al-Qarnaoui einen schlechten Zeitpunkt gewählt: Kaum im Gazastreifen angekommen, startete die radikal-islamistische Hamas ihren Terrorangriff auf Israel. 

Die Antwort Israels: Eine Bodenoffensive, die jeden Moment losgehen kann, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen wurde aufgefordert, sich in den Süden des Gebiets zu begeben.

Diesem Aufruf ist Al-Qarnaoui umgehend gefolgt. «Die Botschaft sagte uns am Samstag, wir sollten zum Grenzübergang Rafah kommen», sagt der Doppelbürger mit dem Schweizer Pass der Nachrichtenagentur AFP. In Rafah befindet sich der einzige Grenzübergang nach Ägypten. Dort sollten Ausländer ausreisen können. Alle anderen Grenzübergänge nach Israel waren geschlossen.

Doch als Al-Qarnaoui in Rafah ankommt, ist die Grenze geschlossen. Zu seiner Familie fährt der Schweizer nicht zurück, es findet sich kein Taxi, das sich trotz Beschuss aus Israel weiterhin auf die Strassen wagt.

Der 77-Jährige findet Zuflucht. «Wir haben alle auf dem Boden geschlafen, es war bitterkalt», erzählt er dem «Blick». Am Montagmorgen ist er zum Grenzübergang zurückgekehrt. Doch der ist weiterhin geschlossen.

Wenn er das Kriegsgebiet nicht verlassen kann, will er zu seiner Familie zurückkehren. «Da können wir entweder alle zusammen leben, oder alle zusammen sterben.»

Stau von Menschen und Hilfsgütern vor der Grenze

Der Grenzübergang Rafah, der von der israelischen Luftwaffe Anfang vergangener Woche binnen 24 Stunden dreimal bombardiert worden war, war am Montag weiterhin geschlossen. Er ist der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang zum Gazastreifen. Inhaber ausländischer Pässe warteten seit Tagen vergeblich auf Durchlass, darunter nach Angaben von AFP-Journalisten auch zahlreiche Kinder.

Zuvor hiess es aus ägyptischen Sicherheitskreisen, dass der Grenzübergang Rafah für die Ausreise von ausländischen Staatsangehörigen und die Einfuhr von humanitärer Hilfe am Montag geöffnet werden sollte. Am Montagvormittag blieb er jedoch geschlossen.

Der ägyptische Aussenminister Sameh Schukri macht Israel für die Schliessung des Grenzübergangs zwischen dem Gazastreifen und Ägypten verantwortlich. Israel habe «bislang kein Signal» für eine Öffnung gegeben, sagte er am Montag.