Evakuierungs-Befehl für Gaza«Die einzige Sorge ist, ob du es schaffst, ob du leben wirst»
ap/aru
13.10.2023
Israels Armee: Zivilisten sollen Norden des Gazastreifens verlassen
Tel Aviv, 13.10.2023: Israels Militär hat die Palästinenser im nördlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufgefordert.
«Das Militär ruft alle Zivilisten von Gaza auf, ihre Häuser zu ihrer eigenen Sicherheit und zu ihrem Schutz nach Süden zu verlassen», teilte die Armee am Freitagmorgen mit.
Vom Militär hiess es weiter, Hamas-Terroristen versteckten sich in Gaza in Tunneln unter Häusern und in Gebäuden, in denen sich unschuldige Zivilisten aus dem Gazastreifen aufhalten.
Beobachter gehen davon aus, dass eine Bodenoffensive Israels nach dem Grossangriff der islamistischen Hamas im Gazastreifen bevorstehen könnte. Seit Beginn der Luftangriffe wurden im Gazastreifen bereits mehr als 1537 Palästinenser getötet, unter ihnen rund 500 Minderjährige sowie 276 Frauen.
Laut UN wären von einer solchen Evakuierung mehr als eine Million Menschen betroffen.
13.10.2023
Über eine Million Menschen sollen den Norden des Gazastreifens verlassen, warnt das israelische Militär. Bei der Bevölkerung löst dieser Appell blanke Panik aus. Eine solche Massenflucht sei schlicht unmöglich.
ap/aru
13.10.2023, 10:44
ap/aru
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Der Norden des Gazastreifens soll innert 24 Stunden evakuiert werden, fordert das israelische Militär.
Dies deutet auf eine nahende Bodenoffensive der Israelis hin.
Die Menschen in Gaza sind verzweifelt und wissen nicht, wie sie aus dem Norden gelangen sollen.
Israels Evakuierungsaufforderung an Zivilist*innen im Norden des Gazastreifens hat in der dortigen Bevölkerung Panik ausgelöst. «Das ist Chaos, niemand versteht, was zu tun ist», sagte Inas Hamdan, eine Mitarbeiterin des UNO-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen, am Freitagmorgen. Sie packte nach einigen Angaben für die Flucht Habseligkeiten in ihre Taschen.
Das gesamte UNO-Personal in Gaza-Stadt und im Norden des Küstengebiets sei aufgefordert worden, Richtung Süden nach Rafah zu fliehen.
«Vergesst Nahrungsmittel, vergesst Strom, vergesst Kraftstoff, die einzige Sorge ist jetzt nur, ob du es schafft, ob du leben wirst», sagte Nebal Farsach, Sprecherin des Palästinensischen Roten Halbmonds in Gaza-Stadt, unter Tränen. Es sei unmöglich, 1,2 Millionen Menschen auf sichere Weise zu evakuieren.
«Plötzlich zählt das gar nicht mehr?»
Imad Abu Alaa, ein für Notunterkünfte im nördlichen Gazastreifen zuständiger UNRWA-Mitarbeiter, äußerte sich ähnlich. Es seien viel zu viele Menschen, die in zu kurzer Zeit evakuiert werden sollen, was nicht zu bewerkstelligen sei. «Was ist mit UNO-Notunterkünften? Wir reden von Zivilisten. Plötzlich zählt das gar nicht mehr?»
Farsach vom Palästinensischen Halbmond ergänzte, dass es Patient*innen in Spitälern gebe, die sich unter den aktuellen Bedingungen nicht verlegen liessen. Viele medizinische Fachkräfte weigerten sich zudem, zu gehen. Sie wollten ihre Patientinnen und Patienten nicht im Stich lassen. Stattdessen hätten diese Ärzte ihre Kollegen angerufen, um sich von ihnen zu verabschieden.
Vorzeichen einer Bodenoffensive
Die Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird – im Gegensatz zur Schweiz –, hatte am vergangenen Wochenende vom Gazastreifen aus terroristische Angriffe von beispiellosem Ausmass auf Israel verübt, rund 150 Menschen als Geiseln genommen und sie in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte darauf mit Luftangriffen auf Ziele der Hamas in der Küstenenklave.
Die Evakuierungsanordnung wird als ein Vorzeichen einer womöglich unmittelbar bevorstehenden israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen aufgefasst.