Parallel zum Auftakt vom siebten Monat des Mondkalenders werden in ausgesuchten Tempeln Taiwans die Pforten zur Unterwelt geöffnet. Das Ritual symbolisiert eine formelle Einladung an die Seelen der Verstorbenen, das Reich der Lebenden besuchen, zumindest für Ferien auf Zeit.
Die Hafenstadt Keelung, östlich von der Hauptstadt Taipeh, hat sich über die Jahre zu Taiwans Geistermonat-Mekka gemausert. Hier werden die farbigsten Zeremonien gefeiert. Dazu gehören das landesweit beliebte Laternenfest, zeitgenössische Theateraufführungen, Strassenparaden, und natürlich traditionelle Drachentänze.
Ein taoistischer Priester läutet die Pudu-Zermonie ein. In Ostasien zelebrieren diese Rituale sowohl Taoisten als auch ...
... Buddhisten. Die jeweiligen Hintergründe und auch die Praktiken unterscheiden sich jedoch von Religion zu Religion.
Der aromatische Qualm von Räucherstäbchen soll die Geister anlocken. Der Rauch übermittelt die Wünsche und Gebete der Gastgeber. Damit die Geister wissen, von wem die Geschenke sind, zieren beschriftete Fähnchen die Opfergaben. Per Spiegel und Waschbecken können sich die Besucherinnen und Besucher nach der Mahlzeit erfrischen.
Im Geistermonat haben die Geschäfte, welche spirituelle Währung verkaufen, Hochkonjunktur. Sie bieten Geistergeld in allen Formen und Farben an. Jede Währung hat einen spezifischen Wert, somit kann jeder Käufer je nach Situation bestimmen, was genau die Geister bekommen sollen.
Traditionelles Geistergeld wird aus Bambus- oder Reispapier hergestellt. Dieses hier heisst Jingyi und wurde mit Symbolen brauchbarer Gegenstände für den Alltag bedruckt, zum Beispiel einem Paar Stiefel, Hosen, Hemden, dazu eine Schere und ein Messband, falls die Grösse nicht passt.
Während in Keelung noch überall heiter Räucherpapier verbrannt wird, haben Metropolen wie Taipei aus Umweltschutz-Gründen bereits Massnahmen ergriffen, um die Feueropfer einzudämmen oder in offizielle Verbrennungsanlagen auszulagern.
Das Team der Daqing Stock Trading Company verbrennt stapelweise Geistergeld. Obwohl die Firma ganz modern mit Aktienkursschwankungen online ihre Gewinne erzielt, glaubt Gründerin Hu Shu Fen ebenso an die Wichtigkeit von spirituellem Geld: «Glückliche Geister sind das Fundament eines erfolgreichen Unternehmens.»
Im Französischen Friedhof in Keelung wurden um 1884/85 zirka 600 gefallene Soldaten der Kolonialmacht Frankreich begraben. Die meisten davon namenlos. Zwecks Huldigung opfern ihnen die Taiwaner während des Geistermonats Früchte, grosse Stapel Geistergeld, und sogar einige Flaschen Bordeaux inklusive französischem Baguette. Symbolisch werden zum Schluss Kriegsschiffe aus Papiermaché verbrannt, jedes imitiert die Marine der jeweiligen Nation.
Nebst der Huldigungs-Etikette befolgen die Taiwaner ein Sammelsurium an Tabus: Sie kaufen während des Geistermonats keine Luxusgüter, denn die Geldverschwendung würde die Geister verärgern. Die Wäsche draussen aufhängen ist zu riskant, Geister könnten reinschlüpfen. Rote Kleidung tragen sollte man besser auch nicht, weil das Geister magisch anzieht. Auf gar keinen Fall sollte man während des Geistermonats nachts alleine durch die Gassen streifen.
Kinder dürfen kaum im Freien spielen gehen. Sie sind ein einfaches Opfer für die Geister. Viele Spielplätze wirken daher während des Geistermonats wie ausgestorben.
Verlassene Häuser werden ebenfalls gemieden, dort könnten sich Geister ebenso verstecken.
Nahe dem Wasser ist es am gefährlichsten, dort suchen die Geister nach jemandem, der sie ersetzt, um schneller in die irdische Welt wiedergeboren zu werden. Gerade in der Hafenstadt Keelung, wo einst viele Gefechte in der Bucht ausgetragen wurden, berichten ältere Fischerleute von nächtlichem Gemurmel an den Ufern.
Grössere Pudu-Zeremonien werden auch durch die Tempel organisiert. Diese sind seit eh und je nicht nur Gotteshäuser, sondern auch der wichtigste Schauplatz für Aktivitäten in den Gemeinden. Während des Geistertags werden unter anderem Reis, Fertignudeln, Kekse und Süssgetränke durch das Organisationskomitee bereitgestellt. Nachdem sich die Geister verköstigt haben, werden die Opfer an Altenheime oder Waisenhäuser gespendet.
Geht es um Probleme mit Geistern, lassen sich die Menschen gerne von jemandem persönlich beraten. In Taiwan gibt es dafür eine unüberschaubare Anzahl von Geistermedien. Diese führen meist ein ganz normales Leben. Sie arbeiten als Taxifahrer, Lehrer oder Kellner. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie können mit beiden Welten kommunizieren.
Bei speziellen Anlässen wie Pudu oder den Geisteraustreibungs-Messen lässt sich das Orakel Nana Chen in Besitz nehmen vom Geist des rüpelhaften Volkshelden Ji Gong Shi-Fu. Mit vereinten Kräften verhandelt sie zwischen den beiden Reichen, praktiziert skurrile Heilmethoden oder segnet die Autos ihrer Anhänger. Denn störrische Geister können die Lebenden manipulieren, chronische Schmerzen verursachen – und schlimmstenfalls sogar Unfälle provozieren.
Während des Geistermonats tüftelt Taiwans jüngster Folklore-Künstler Du Zhen-Hao aus Keelung an einem ganz besonders raffinierten Geschenk für die Vorfahren – eine Laterne in der Form einer traditionellen Adelsresidenz. Das Geschenk ist denen gewidmet, welche ihr Leben aufgrund ethnisch-territorialer Konflikte in der Bucht seiner Heimat verloren haben, es soll ihnen als würdige Unterkunft in der Yang-Welt dienen.
«Die Moral der Menschen ist schwach, alles muss wissenschaftlich erwiesen sein», tadelt Du Zhen Hao, Taiwans jüngster Volkskünstler, die Gesellschaft: «Dabei scheint die neueste Technologie zunehmends wichtiger zu sein als die spirituelle Pflege der Vorfahren.» Mit seiner Kunst ermahnt er zum Umdenken und ermuntert zugleich viele junge Talente ihr eigenes Ding durchzuziehen.
Stolz paradieren Du Zhen Hao und sein Clan die schwimmende Laterne durch die Strassen von Keelung hinaus zur Bucht, wo das sehr persönliche Geschenk brennend in den Wogen verschwindet. Die Ahnen sind besänftigt, zumindest bis zum nächsten Jahr.
Toucheng in Taiwans Osten ist bekannt für seine stark kommerzialisierte Version eines historischen Rituals: Qiang Gu (Ringen mit Geistern). Dabei klettern Teams eingefettete Pfeiler hoch. Wer zuerst die Spitze mit den Opfergaben abbricht, gilt als Sieger und gewinnt ein Auto.
Die Zeremonie war ursprünglich dafür gedacht, um die Seelen einzusammeln, die das Diesseits zum Ende des Geistermonats nicht verlassen wollen. Legenden besagen, die Geister würden verschwinden, sobald der erste Kandidat die Spitze der Bambus-Türme erreicht. Der Jubel der Menschen, zusammen mit Gesang taoistischer Priester und Trommelklang, würden die Geister erschrecken, sodass sie in die Unterwelt zurückkehren.
Obwohl die Ferien für die Geister zeitlich auf einen Monat begrenzt sind, halten sich nicht alle an die Regeln. In der Stadt Chiayi geht am ersten Tag nach dem Geistermonat die Ba Jia Jiang (Die acht Generäle der Unterwelt) auf Geisterjagd. Sie sollen die störrischen Geister wieder zurück ins Jenseits verbannen.
Wo die Geister im Sommer Ferien machen
Parallel zum Auftakt vom siebten Monat des Mondkalenders werden in ausgesuchten Tempeln Taiwans die Pforten zur Unterwelt geöffnet. Das Ritual symbolisiert eine formelle Einladung an die Seelen der Verstorbenen, das Reich der Lebenden besuchen, zumindest für Ferien auf Zeit.
Die Hafenstadt Keelung, östlich von der Hauptstadt Taipeh, hat sich über die Jahre zu Taiwans Geistermonat-Mekka gemausert. Hier werden die farbigsten Zeremonien gefeiert. Dazu gehören das landesweit beliebte Laternenfest, zeitgenössische Theateraufführungen, Strassenparaden, und natürlich traditionelle Drachentänze.
Ein taoistischer Priester läutet die Pudu-Zermonie ein. In Ostasien zelebrieren diese Rituale sowohl Taoisten als auch ...
... Buddhisten. Die jeweiligen Hintergründe und auch die Praktiken unterscheiden sich jedoch von Religion zu Religion.
Der aromatische Qualm von Räucherstäbchen soll die Geister anlocken. Der Rauch übermittelt die Wünsche und Gebete der Gastgeber. Damit die Geister wissen, von wem die Geschenke sind, zieren beschriftete Fähnchen die Opfergaben. Per Spiegel und Waschbecken können sich die Besucherinnen und Besucher nach der Mahlzeit erfrischen.
Im Geistermonat haben die Geschäfte, welche spirituelle Währung verkaufen, Hochkonjunktur. Sie bieten Geistergeld in allen Formen und Farben an. Jede Währung hat einen spezifischen Wert, somit kann jeder Käufer je nach Situation bestimmen, was genau die Geister bekommen sollen.
Traditionelles Geistergeld wird aus Bambus- oder Reispapier hergestellt. Dieses hier heisst Jingyi und wurde mit Symbolen brauchbarer Gegenstände für den Alltag bedruckt, zum Beispiel einem Paar Stiefel, Hosen, Hemden, dazu eine Schere und ein Messband, falls die Grösse nicht passt.
Während in Keelung noch überall heiter Räucherpapier verbrannt wird, haben Metropolen wie Taipei aus Umweltschutz-Gründen bereits Massnahmen ergriffen, um die Feueropfer einzudämmen oder in offizielle Verbrennungsanlagen auszulagern.
Das Team der Daqing Stock Trading Company verbrennt stapelweise Geistergeld. Obwohl die Firma ganz modern mit Aktienkursschwankungen online ihre Gewinne erzielt, glaubt Gründerin Hu Shu Fen ebenso an die Wichtigkeit von spirituellem Geld: «Glückliche Geister sind das Fundament eines erfolgreichen Unternehmens.»
Im Französischen Friedhof in Keelung wurden um 1884/85 zirka 600 gefallene Soldaten der Kolonialmacht Frankreich begraben. Die meisten davon namenlos. Zwecks Huldigung opfern ihnen die Taiwaner während des Geistermonats Früchte, grosse Stapel Geistergeld, und sogar einige Flaschen Bordeaux inklusive französischem Baguette. Symbolisch werden zum Schluss Kriegsschiffe aus Papiermaché verbrannt, jedes imitiert die Marine der jeweiligen Nation.
Nebst der Huldigungs-Etikette befolgen die Taiwaner ein Sammelsurium an Tabus: Sie kaufen während des Geistermonats keine Luxusgüter, denn die Geldverschwendung würde die Geister verärgern. Die Wäsche draussen aufhängen ist zu riskant, Geister könnten reinschlüpfen. Rote Kleidung tragen sollte man besser auch nicht, weil das Geister magisch anzieht. Auf gar keinen Fall sollte man während des Geistermonats nachts alleine durch die Gassen streifen.
Kinder dürfen kaum im Freien spielen gehen. Sie sind ein einfaches Opfer für die Geister. Viele Spielplätze wirken daher während des Geistermonats wie ausgestorben.
Verlassene Häuser werden ebenfalls gemieden, dort könnten sich Geister ebenso verstecken.
Nahe dem Wasser ist es am gefährlichsten, dort suchen die Geister nach jemandem, der sie ersetzt, um schneller in die irdische Welt wiedergeboren zu werden. Gerade in der Hafenstadt Keelung, wo einst viele Gefechte in der Bucht ausgetragen wurden, berichten ältere Fischerleute von nächtlichem Gemurmel an den Ufern.
Grössere Pudu-Zeremonien werden auch durch die Tempel organisiert. Diese sind seit eh und je nicht nur Gotteshäuser, sondern auch der wichtigste Schauplatz für Aktivitäten in den Gemeinden. Während des Geistertags werden unter anderem Reis, Fertignudeln, Kekse und Süssgetränke durch das Organisationskomitee bereitgestellt. Nachdem sich die Geister verköstigt haben, werden die Opfer an Altenheime oder Waisenhäuser gespendet.
Geht es um Probleme mit Geistern, lassen sich die Menschen gerne von jemandem persönlich beraten. In Taiwan gibt es dafür eine unüberschaubare Anzahl von Geistermedien. Diese führen meist ein ganz normales Leben. Sie arbeiten als Taxifahrer, Lehrer oder Kellner. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie können mit beiden Welten kommunizieren.
Bei speziellen Anlässen wie Pudu oder den Geisteraustreibungs-Messen lässt sich das Orakel Nana Chen in Besitz nehmen vom Geist des rüpelhaften Volkshelden Ji Gong Shi-Fu. Mit vereinten Kräften verhandelt sie zwischen den beiden Reichen, praktiziert skurrile Heilmethoden oder segnet die Autos ihrer Anhänger. Denn störrische Geister können die Lebenden manipulieren, chronische Schmerzen verursachen – und schlimmstenfalls sogar Unfälle provozieren.
Während des Geistermonats tüftelt Taiwans jüngster Folklore-Künstler Du Zhen-Hao aus Keelung an einem ganz besonders raffinierten Geschenk für die Vorfahren – eine Laterne in der Form einer traditionellen Adelsresidenz. Das Geschenk ist denen gewidmet, welche ihr Leben aufgrund ethnisch-territorialer Konflikte in der Bucht seiner Heimat verloren haben, es soll ihnen als würdige Unterkunft in der Yang-Welt dienen.
«Die Moral der Menschen ist schwach, alles muss wissenschaftlich erwiesen sein», tadelt Du Zhen Hao, Taiwans jüngster Volkskünstler, die Gesellschaft: «Dabei scheint die neueste Technologie zunehmends wichtiger zu sein als die spirituelle Pflege der Vorfahren.» Mit seiner Kunst ermahnt er zum Umdenken und ermuntert zugleich viele junge Talente ihr eigenes Ding durchzuziehen.
Stolz paradieren Du Zhen Hao und sein Clan die schwimmende Laterne durch die Strassen von Keelung hinaus zur Bucht, wo das sehr persönliche Geschenk brennend in den Wogen verschwindet. Die Ahnen sind besänftigt, zumindest bis zum nächsten Jahr.
Toucheng in Taiwans Osten ist bekannt für seine stark kommerzialisierte Version eines historischen Rituals: Qiang Gu (Ringen mit Geistern). Dabei klettern Teams eingefettete Pfeiler hoch. Wer zuerst die Spitze mit den Opfergaben abbricht, gilt als Sieger und gewinnt ein Auto.
Die Zeremonie war ursprünglich dafür gedacht, um die Seelen einzusammeln, die das Diesseits zum Ende des Geistermonats nicht verlassen wollen. Legenden besagen, die Geister würden verschwinden, sobald der erste Kandidat die Spitze der Bambus-Türme erreicht. Der Jubel der Menschen, zusammen mit Gesang taoistischer Priester und Trommelklang, würden die Geister erschrecken, sodass sie in die Unterwelt zurückkehren.
Obwohl die Ferien für die Geister zeitlich auf einen Monat begrenzt sind, halten sich nicht alle an die Regeln. In der Stadt Chiayi geht am ersten Tag nach dem Geistermonat die Ba Jia Jiang (Die acht Generäle der Unterwelt) auf Geisterjagd. Sie sollen die störrischen Geister wieder zurück ins Jenseits verbannen.
Gerade wird in Taiwan der Geistermonat begangen. In den vier Wochen soll den Ahnen im Jenseits Tribut gezollt werden. Mit vielerlei Ritualen und Geschenken werden die Seelen der Vorfahren verwöhnt.
Die überschaubare Insel Taiwan, welche von China bis heute als abtrünnige Provinz betrachtet wird, hat trotz einer ultramodernen Gesellschaft eine der subtilsten Kulturagenden in Ostasien bewahren können.
Insbesondere zum jährlich stattfindenden Geistermonat, dieses Jahr vom 8. August bis 6. September 2021, glänzen die Taiwaner mit ihren mondänen Traditionen.
Laut chinesischem Volksglauben dürfen die Seelen der Verstorbenen während des Geistermonats das Jenseits verlassen und die Erde besuchen. Ausgehungert ziehen die «Good Brothers» (politisch korrekte Bezeichnung für die Geister) für einen Monat durch die Strassen auf der Suche nach Nahrung, Fürsorge und anderen Notwendigkeiten.
Die Quintessenz des Geistermonats
Jede Region inszeniert ihre eigenen, von lokalen Legenden inspirierten Events, um den Geistern zu huldigen, davon haben sich einige über die Jahrhunderte zu prachtvollen Veranstaltungen etabliert. Die Pudu Zeremonie um die Vollmondnacht gilt als die Quintessenz des Geistermonats.
Zum Autor: Claudio Sieber
Bild: zVg
Der Multimedia-Journalist Claudio Sieber aus St. Gallen reist seit mehreren Jahren durch Asien, wo er über die Traditionen fremder Völker, Popkultur und den sozialen Wandel im Orient und Ozeanien berichtet.
Dann wuchern reich gedeckte Tafeln in Taiwans Hinterhöfen, Tempelanlagen und vor allem, mitten auf den Gehwegen der ohnehin schon hektischen Metropolen. Um den Verstorbenen angemessen Tribut zu zollen, werden Opfertische dekoriert mit allem, was das Geisterherz begehrt:
Köstlichkeiten der asiatischen Küche, ganze Hühner, Enten, Fische oder Spanferkel, aber auch Fertignudeln, Kekse, Zigaretten und gängigen Süssgetränken.
Glöckchengebimmel und Gebete
Kommt eine Grossfamilie zusammen, führt ein taoistischer Priester mit beharrlichem Glöckchengebimmel und Gebeten durch den Ritus. Sobald sich die weitgereisten Gäste ordentlich verpflegt haben, steht ihnen ein Waschbecken mit Spiegel und Zahnbürste zur Verfügung, um sich frisch zu machen. Sie sollen den Rückweg gut gestärkt und «belebt» antreten.
Selbst im Nachleben läuft nix ohne Cash, somit wird zum Schluss einer jeden Andacht haufenweise Geisterwährung aus traditionellem Reis- oder Bambuspapier, plagiiertem Fiatgeld und ausgefeilter Zhǐzhā (3D-Papierkunst) kremiert.
Das Feuer transportiert die spirituellen Hilfsgelder in die Sphäre der Toten, wo es wieder materialisiert und ihnen dabei hilft, finanzielle Engpässe zu meistern.
Mit den exzessiven Schenkungsritualen während des Geistermonats wird garantiert, dass die verwahrlosten Seelen zufrieden und zuversichtlich in die Unterwelt zurückkehren. Nur dann ist die Balance der dualen Kräfte Yin und Yang garantiert, denn das Reich der Verstorbenen und die Welt der Lebenden gehören untrennbar zusammen.
Der Geistermonat in Taiwan
Geistermonat Zhongyuan Jie: 8. August bis 6. September 2021 (7. Monat des Mondkalenders).
Geistertag Pudu: 22. August 2021 (15. Tag vom 7. Monat im Mondkalender).
Joss-Papier/Geistergeld: Spirituelle Währung wie falsche Banknoten oder geprägtes beziehungsweise bedrucktes Bambus oder Reispapier.
Yin und Yang: Dieseits und Jenseits beziehungweise taoistische Philosophie dualer Kräfte, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen.
«The Good Brothers»: Wörtlich übersetzt «Die guten Brüder» = Politisch korrekte Bezeichnung für die Geister.