Vietnams Strassen-NinjasVerhüllt wegen der Sonne, gewappnet gegen Corona
Von Claudio Sieber, Đà Nẵng, Vietnam
18.4.2021
Vietnams Strassen-Ninjas
Vietnams Strassenverkehr kennt drei grosse Übel: eine stechende Sonne, Staus und Abgase. Die Maskerade ist eine prioritäre Massnahme gegen die hohe Konzentration an Kohlendioxid bis hin zu Baustaub in der Luft.
Bild: Claudio Sieber
Zwar lag die vietnamesische Hauptstadt Hanoi im Jahr 2019 gemäss Luftqualitätsindex auf dem letzten Platz der Welt. Hingegen weist das Land eine rekordtiefe Anzahl an Corona-Infizierten und -Toten auf.
Bild: Claudio Sieber
Die Gesichtsmasken haben massgeblich zum Erfolg Vietnams bei der Eindämmung der Pandemie beigetragen. Sie waren aber schon lange vor dem Ausbruch des Coronavirus in Vietnam bewährt im Kampf gegen Luftverschmutzung und ultraviolette Strahlung.
Bild: Claudio Sieber
Eine gebräunte Hautfarbe zeugt in weiten Teilen Asiens seit jeher von Mittellosigkeit. Um die blasse Haut zu bewahren, mumifizieren sich die Vietnamesinnen gerne mit modebewusster Kleidung und dazu passender Kopfbedeckung.
Bild: Claudio Sieber
Obwohl Männer mit blasser Haut in der Vergangenheit nicht dem Schönheitsideal entsprachen, widerspiegelte es immerhin ihren Status als Gelehrte. «Weissgesichtiger Studenten-Look» ist häufig die Referenz für Männer, welche sich auf ihr Studium konzentrieren konnten, anstatt im Freien zu arbeiten.
Bild: Claudio Sieber
Die Hausfrau Thuong Nguyen hat sich mit Jacke, armlangen Handschuhen, Sonnenbrille und einem Propeller-Helm gegen das feindliche Ultraviolett gewappnet. Das Modebewusstsein, so gibt sie offen zu, steht im Clinch mit den finanziellen Möglichkeiten.
Bild: Claudio Sieber
Modebewusst auf die Strasse – es wird genau darauf geachtet, dass alles zusammenpasst. Der Helm spielt dabei nur eine marginale Rolle. Seit in Vietnam die Helmpflicht gilt, tragen die meisten eine Attrappe aus dünnen Plastik um Bussgeldern entgehen. Schutz bieten sie eher weniger.
Bild: Claudio Sieber
Das Verkehrsministerium schätzt, dass von den 95 Millionen Vietnamesen knapp die Hälfte mit einem Zweirad unterwegs sind. Bei dieser Statistik ist jedoch kaum berücksichtigt, dass sich viele mehrköpfige Familien auf denselben Sattel quetschen.
Bild: Claudio Sieber
Die Akzeptanz dunklerer Haut und asiatisch anmutenden Merkmalen hat nach wie vor einen schweren Stand gegenüber eurozentrischen Schönheitsstandards.
Bild: Claudio Sieber
Den natürlichen Präventionsmassnahmen wie Stirnkappe, Kapuze, und Sonnenschirm steht eine gierige Kosmetikindustrie gegenüber. Gemäss einer Marktrecherche dürfen sich die Hersteller von Hautaufheller-Produkten bis 2024 auf eine Verdreifachung des weltweiten Marktpotenzials freuen.
Bild: Claudio Sieber
Als Europäer*in hat man in Vietnam tagsüber den Strand für sich. Aber sobald sich gegen fünf Uhr nachmittags die Sonne setzt, drängen die Einheimischen zum Pazifik und entledigen sich ihrem Kostüm. Mit dem Schwinden der Lichtflut verglüht auch der Klassen- und Kulturunterschied.
Bild: Claudio Sieber
Vietnams Strassen-Ninjas
Vietnams Strassenverkehr kennt drei grosse Übel: eine stechende Sonne, Staus und Abgase. Die Maskerade ist eine prioritäre Massnahme gegen die hohe Konzentration an Kohlendioxid bis hin zu Baustaub in der Luft.
Bild: Claudio Sieber
Zwar lag die vietnamesische Hauptstadt Hanoi im Jahr 2019 gemäss Luftqualitätsindex auf dem letzten Platz der Welt. Hingegen weist das Land eine rekordtiefe Anzahl an Corona-Infizierten und -Toten auf.
Bild: Claudio Sieber
Die Gesichtsmasken haben massgeblich zum Erfolg Vietnams bei der Eindämmung der Pandemie beigetragen. Sie waren aber schon lange vor dem Ausbruch des Coronavirus in Vietnam bewährt im Kampf gegen Luftverschmutzung und ultraviolette Strahlung.
Bild: Claudio Sieber
Eine gebräunte Hautfarbe zeugt in weiten Teilen Asiens seit jeher von Mittellosigkeit. Um die blasse Haut zu bewahren, mumifizieren sich die Vietnamesinnen gerne mit modebewusster Kleidung und dazu passender Kopfbedeckung.
Bild: Claudio Sieber
Obwohl Männer mit blasser Haut in der Vergangenheit nicht dem Schönheitsideal entsprachen, widerspiegelte es immerhin ihren Status als Gelehrte. «Weissgesichtiger Studenten-Look» ist häufig die Referenz für Männer, welche sich auf ihr Studium konzentrieren konnten, anstatt im Freien zu arbeiten.
Bild: Claudio Sieber
Die Hausfrau Thuong Nguyen hat sich mit Jacke, armlangen Handschuhen, Sonnenbrille und einem Propeller-Helm gegen das feindliche Ultraviolett gewappnet. Das Modebewusstsein, so gibt sie offen zu, steht im Clinch mit den finanziellen Möglichkeiten.
Bild: Claudio Sieber
Modebewusst auf die Strasse – es wird genau darauf geachtet, dass alles zusammenpasst. Der Helm spielt dabei nur eine marginale Rolle. Seit in Vietnam die Helmpflicht gilt, tragen die meisten eine Attrappe aus dünnen Plastik um Bussgeldern entgehen. Schutz bieten sie eher weniger.
Bild: Claudio Sieber
Das Verkehrsministerium schätzt, dass von den 95 Millionen Vietnamesen knapp die Hälfte mit einem Zweirad unterwegs sind. Bei dieser Statistik ist jedoch kaum berücksichtigt, dass sich viele mehrköpfige Familien auf denselben Sattel quetschen.
Bild: Claudio Sieber
Die Akzeptanz dunklerer Haut und asiatisch anmutenden Merkmalen hat nach wie vor einen schweren Stand gegenüber eurozentrischen Schönheitsstandards.
Bild: Claudio Sieber
Den natürlichen Präventionsmassnahmen wie Stirnkappe, Kapuze, und Sonnenschirm steht eine gierige Kosmetikindustrie gegenüber. Gemäss einer Marktrecherche dürfen sich die Hersteller von Hautaufheller-Produkten bis 2024 auf eine Verdreifachung des weltweiten Marktpotenzials freuen.
Bild: Claudio Sieber
Als Europäer*in hat man in Vietnam tagsüber den Strand für sich. Aber sobald sich gegen fünf Uhr nachmittags die Sonne setzt, drängen die Einheimischen zum Pazifik und entledigen sich ihrem Kostüm. Mit dem Schwinden der Lichtflut verglüht auch der Klassen- und Kulturunterschied.
Bild: Claudio Sieber
Vietnam war gut gerüstet für die Pandemie, nicht zuletzt, weil Gesichtsmasken schon lange dazugehören. Denn ein gebräunter Teint, wie ihn viele Feriengäste anstreben, gilt hier als Zeichen für Armut.
Von Claudio Sieber, Đà Nẵng, Vietnam
18.04.2021, 17:14
20.04.2021, 09:27
Claudio Sieber, Đà Nẵng, Vietnam
Ein milder Wind weht durch die Küstenstadt Đà Nẵng in Zentralvietnam. Die jährliche Gluthitze steht bevor, dennoch bleiben die feinen Sandstrände tagsüber fast leer. Lediglich ein paar westliche Touristen legen sich in die Sonne.
Etwas Bräune ist eines der beliebtesten Souvenirs aus den Ferien, und das entgegen aller Warnungen vor Sonnenbrand und Hautkrebs. Eine fragwürdige Manier, fragt man die Vietnamesen. Selbst im Hochsommer verhüllt man weit mehr als Nase und Mund – und das äusserst kreativ.
Von Tokio bis nach Jakarta legt sich kaum ein Asiate gern mit UV-Strahlen an, denn eine bronzene Hautfarbe zeugt weder von Klasse noch Ästhetik, sondern von Armut. Diesen Makel auszumerzen hat in Asien eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Ein blasser Teint galt damals als edel und aristokratisch – nur die Reichen konnten es sich leisten, drinnen zu verweilen, während die Bauern zwangsläufig bei der körperlichen Arbeit auf den Reisfeldern rösteten.
Blass wie die geliebten K-Pop-Stars
Das Privileg edler Blässe beeinflusst bis heute die Chancen auf Einheiratung in eine besser gestellte Familie. Thuy Linh Nguyen, eine Historikerin mit Fokus auf die vietnamesischen Moderne, verweist darauf, dass der Look einer Vietnamesin auch ihre soziale Klasse widerspiegelt.
Die Schönen in der vietnamesischen Literatur waren mehrheitlich Frauen der Oberschicht, sie mussten nicht auf dem Feld arbeiten und hatten daher kleine Hände in Form von Bambussprossen, kleine Füsse sowie einen hellen Teint.
Professorin Thuy Linh Nguyen verdeutlicht, dass Schönheit oder soziale Klasse zwar schon seit Jahrhunderten mit heller Haut verbunden wird. Der Hype um das blasse Aussehen der heutigen Vietnamesen sei jedoch auch der Invasion von K-Pop geschuldet. Koreanische Sänger sowie koreanische Kosmetikfirmen tragen alle zu einer Jugendkultur bei, die einen puppenartigen Look verkörperte, idealerweise mit grossen Kulleraugen, einer geraden und kleinen Nase, einem V-förmigen Gesicht und natürlich einer hellen Haut.
Im Gegensatz zu traditionellen Vorstellungen von Schönheit ist der ideale K-Pop-Look weniger geschlechtsspezifisch, da er für Männer und Frauen gleichermassen gilt. Je heller die Haut, desto grösser das Ansehen in der Gesellschaft – ein Schönheitsideal, das sich nicht nur im Grossraum Asien, sondern auch in Lateinamerika und Afrika verbreitet hat.
Zum Autor
zVg
Der Multimedia-Journalist Claudio Sieber aus St. Gallen reist seit mehreren Jahren durch Asien, wo er über die Traditionen fremder Völker, Popkultur und den sozialen Wandel im Orient und Ozeanien berichtet.
Die Reportage von Claudio Sieber aus Indonesien «Auf Jagd mit den letzten Walfängern der Welt» lesen Sie hier: