«Tatort» im Check Wie funktioniert eine Erotik-Party?

Maximilian Haase

12.1.2025

Im «Tatort: Borowski und das hungrige Herz» ermitteln die Kommissare in der Swinger-Community. Für eine 40-Jährige endete die Gangbang-Party in der eigenen Wohnung tödlich. Wie funktioniert diese Szene wirklich?

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  • Im «Tatort: Borowski und das hungrige Herz» begegnen Mila Sahin (gespielt von Almila Bagriacik) und Klaus Borowski (Axel Milberg) der Swinger-Community, aus der das Opfer stammt.
  • Nach einer Erotik-Party in der eigenen Wohnung wird eine 40-jährige Frau tot aufgefunden. Steckt einer ihrer Besucher dahinter?
  • Wie funktioniert diese Szene in Realität? Und was genau ist Hypersexualität?

Im «Tatort: Borowski und das hungrige Herz» begegnen Mila Sahin (gespielt von Almila Bagriacik) und Klaus Borowski (Axel Milberg) der Kieler Swinger-Community, aus der das Opfer Andrea stammt. Eine Erotik-Party in der eigenen Wohnung endete für sie tödlich. Wie funktioniert diese Szene?

Ein Krimi über Sexsüchtige und Gangbang-Parties, der nicht schlüpfrig ist und trotzdem die Lust, aber auch das Leiden der Betroffenen transportiert? Es war wohl gar nicht so einfach umzusetzen, das Thema des vorletzten Axel-Milberg-Auftrittes als Kommissar Borowski.

Im «Tatort: Borowski und das hungrige Herz» müssen er und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) den Tod einer 40-Jährigen aufklären, die bei einer Sexparty in der eigenen Wohnung ums Leben gekommen ist.

Was genau ist Hypersexualität? Wie kann man sie therapieren und gibt es die im «Tatort» beschriebene Swinger-Szene ausserhalb der Clubs? Auch eine aussergewöhnliche junge Schauspielerin konnte man im Kiel-Krimi entdecken.

Worum geht es?

Andrea (Anna König) ist «on fire». In ihrer Kieler Wohnung sieht die 40-Jährige einem besonderen Abend entgegen. Sie erwartet Gäste – bei der geplanten Gangbang-Party soll es ungehemmt zugehen.

Andrea wird den nächsten Tag nicht erleben. Als die Kommissare Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) ihre Wohnung betreten, liegt sie – verstorben an einer Schusswunde – in ihrem Bett.

Hat sie einer der Männer ermordet, die sich am Abend zuvor zum Sextreffen eingefunden hatten? Was weiss die Freundin und Nachbarin des Opfers, Nele Krüger (Laura Balzer)? Sie hat Andrea gefunden – und pflegte offenbar eine besondere enge Beziehung zu ihr.

Worum geht es wirklich?

Produzentin Sabine Timmermann sagt über den Film: «Weibliche Sexsucht und die szenische Darstellung eines Gangbang laden zum Voyeurismus ein, den wir unbedingt vermeiden wollten.»

Der stimmungsvolle und spannende «Tatort» um Frauen in sexuellen Dilemmata wurde vor allem durch Frauen realisiert. Vielleicht sieht man deshalb trotz des schlüpfrigen Themas keine expliziten Szenen, was bei diesem Film durchaus eine Leistung ist.

Sein Drehbuch stammt von Katrin Bühlig («Meine fremde Freundin»), Regie führte die Isländerin Maria Solrun («Liebe am Fjord»), für starke Bilder sorgte Kamerafrau Birgit Gudjonsdottir. Im Film fällt der Satz: «Männer, die viel Sex haben, sind echte Kerle.

Aber Frauen sind immer noch Schlampen.» Auch über die unterschiedliche Wahrnehmung und Beurteilung von Sexsüchtigen je nach Geschlecht darf man bei Ansicht des Films gerne mal nachdenken.

Was ist Hypersexualität – und ist sie schädlich?

Von Hypersexualität oder – profaner – von Sexsucht spricht man, wenn Betroffene ein deutlich über die Norm hinausgehendes sexuelles Verlangen haben, unter dem sie auch leiden. Es handelt sich um einen Zustand, bei dem Betroffene die Kontrolle über ihr sexuelles Verhalten verlieren und negative Konsequenzen erfahren.

Schauspielerin Laura Balzer sagt über die Rolle der jungen Nele Krüger: «Meine Figur ist zu Beginn der Geschichte ‹nüchtern› und versucht, es zu bleiben. Sie geht zu den Meetings der S.L.A.A. (Sex and Love Addicts Anonymous).

Die Anonymen Sex- und Liebessüchtigen orientieren sich am Programm der zwölf Schritte und zwölf Traditionen nach dem Vorbild der Anonymen Alkoholiker.» 

Wo finden Sexsüchtige Hilfe?

In der Deutschschweiz hilft die deutschsprachige Anlaufstelle über die Webseite www.slaa.de der Sex and Love Addicts Anonymous weiter.

Informationen erhält man auch als Schweizer*in über die deutsche Telefonnummer 0049 69 678 309 05. Hier informiert man über virtuelle Sitzungen und über eventuell auch in der Schweiz aktive Gruppen.

Die Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel haben zudem ein spezialisiertes Angebot für Verhaltenssüchte, einschliesslich Sexsucht. Auch das mannebüro züri in Zürich bietet sexologische Einzelberatungen – für Männer.

Zudem bietet die Online-Plattform SafeZone.ch Hilfe an – und selbstverständlich kann man sich auch an Suchtberatungsstellen und niedergelassene Psychotherapeuten wenden.

Wie funktioniert die Swinger Community?

Von Swingerclubs haben die meisten schon mal gehört. Doch wie funktionieren sie? Zunächst mal auf Basis gegenseitigen Einverständnisses und Respekts. Das Grundprinzip lautet «Alles kann, nichts muss».

Swingerclubs bieten einen sicheren Raum für Menschen, die ihre Sexualität frei ausleben und neue Erfahrungen sammeln möchten. Jeder seriöse Club hat seine Hausregeln, die fast immer aus einer Kleiderordnung (Strassenkleidung ist meist nicht erlaubt), vorherigem Duschen, Verwenden von Kondomen und der Hauptregel «Nein heisst Nein» bestehen.

Unter Gangbang versteht man eine Form des Gruppensex, bei der eine oder mehrere Person*en – der/die empfangenden Teilnehmer*innen – von mehreren anderen Menschen – den aktiv-penetrierenden Teilnehmer*innen – nacheinander oder gleichzeitig sexuell stimuliert wird/werden.

So wie im «Tatort» in Andreas Wohnung. Gangbangs können im Swingerclub stattfinden oder bei privaten Treffen wie im «Tatort» abgebildet.

Diese Treffen werden in der Tat meist über das Internet arrangiert. Auch hier gilt: Einvernehmlichkeit aller Beteiligten ist die oberste Regel, ansonsten handelt es sich um eine ernste Straftat.

Wer spielte Nele Krüger?

Der Auftritt von Nele Krüger, die sich von einer zarten, alleinerziehenden Mutter und Freundin des Opfers zur Stalkerin und Bedrohung für Borowski entwickelt, ist denkwürdig.

Die 31-jährige Schauspielerin Laura Balzer verkörpert jene Figur, die einem noch länger im Gedächtnis bleiben dürfte. Die 1993 geborene Braunschweigerin studierte erst Malerei, wechselte dann aber ins Schauspielfach.

Sie erhielt ihre Ausbildung an der berühmten Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin. Seit 2019 ist sie Mitglied des Berliner Ensembles und hat für ihre Theaterrollen schon mehrere Preise gewonnen.

Im Fernsehen ist Laura Balzer – noch – ein Geheimtipp. Sie spielte zuletzt eine kleinere Rolle in der Amazon-Serie «Sebastian Fitzeks Die Therapie» und eine Hauptrolle an der Seite von «Die Zweiflers»-Star Aaron Altaras im ZDF-Drama «Zwischen uns die Nacht» (derzeit leider nicht mehr in der Mediathek verfügbar)

Wie geht es beim Kieler «Tatort» weiter?

Mit dem «Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa» wird sich Schauspieler Axel Milberg endgültig in die Kommissars-Rente verabschieden.

Sein letzter Fall wird am 16. März, 20.15 Uhr, ausgestrahlt. Danach übernimmt Karoline Schuch den Part an der Seite von Almila Bagriacik, die dem Kieler «Tatort» erhalten bleibt. Im Herbst 2024 wurde der erste Fall der beiden abgedreht, über dessen Ausstrahlungstermin noch nichts bekannt ist.

Lars Kraume drehte zum Einstieg des neuen Nord-Duos die Doppelfolge «Unter Freunden/Unter Feinden» in Schleswig-Holstein und Hamburg. Schuch, die selbst Psychologie studierte, verkörpert die Polizeipsychologin Ellie Krieger.

Man kennt die Schwester von Albrecht Schuch («Systemsprenger») aus Filmen wie «Das Geheimnis des Totenwaldes», «Oderbruch» oder – preisgekrönt als «Katharina Luther ».


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