Die Goldtaucher waten in die morgendliche Brandung. Sie kommen zurück, sobald sie müde sind oder die Strömung zu stark wird. Erfahrene Kumpel können bis zu acht Stunden pro Tag tauchen.
Der taubstumme Manang rüstet die Säcke, die er später mit Sand vom Meeresgrund füllen wird.
Die Ausrüstung besteht aus einer Kokosnuss-Schale zum Schaufeln, einem Gewichtsgürtel (in Lumpen gewickelte Steine) und einer Taucherbrille aus Teakholz.
Petro entwirrt das Durcheinander von Schläuchen, bevor er sich den Gewichtsgurt umschnallt.
Danian wartet den dieselbetriebenen Kompressor, der die Lungen von etwa fünf Unterwasser-Goldminenarbeitern speist.
Goldtaucher-Veteran Saber stammt ursprünglich aus Surigao (Mindanao). Als er von dem «versunkenen Gold» in Pinut-an hörte, verliess er seine Frau und zog um. Heute ist er mit Rose, seiner 5. Frau, verheiratet.
An einem Seil entlang zieht sich Saber in 15 Meter Tiefe, wo er die letzte Tage mit Kokosnussschalen Goldsand geschürft hat.
Um den Goldsand an den Strand zu befördern, wuchtet er die vollen Säcke zuerst in eine riesige Schüssel. Geübt schätzt er das Gewicht seiner Ladung und pumpt dann eine äquivalente Menge Sauerstoff in die mitgebrachten Trommeln, welche mitsamt der Ladung langsam zu schweben beginnt.
Saber schätzt den Ertrag seiner zweiwöchigen Arbeit auf 9000 Philippinische Peso, circa 150 Franken. Nicht viel, aber es reicht, um zu überleben.
Der 52-jährige Junel führt den frisch ertauchten Goldsand über die Goldwaschrinne.
Tanillo schwenkt Quecksilber mit goldhaltigen Sand, so dass die Chemikalie am Gold haftet und ein Amalgam bilden kann.
Mit einem alten T-Shirt bedeckt Minen-Manager Ernie Gaylo Mund und Nase. Bedacht erhitzt er ein kleines Stück amalgamiertes Gold über der Flamme seines Gasherds.
Dann wiegt er das Resultat: das Klümpchen hat 75 Prozent Goldgehalt. Viel ist es nicht wert, doch es lässt seine siebenköpfige Familie erneut für einen Monat überleben. Eine philippinische Rente reicht in den wenigsten Fällen für den Ruhestand, daher arbeitet Ernie weiter bis seine Kinder ihn unterstützen können.
Im Vergleich zu vor zehn Jahren schwinden die Goldvorkommen von Pinut-an zunehmend. «Wir finden nach wie vor hochkarätiges Gold, aber die Kosten für die Bergung sind unverhältnismässig hoch, weil wir immer tiefer graben müssen», erzählt Ernie Gaylo.
Das verbleibende Gold-Potenzial ist ungewiss, vielleicht reicht es noch einige Jahre, vielleicht nicht. Die Goldschürfer von Pinut-an sind sich der unsicheren Zukunft bewusst, viele schielen bereits nach einer neuen Berufungen in der Fischerei oder der Landwirtschaft.
Die philippinischen Goldtaucher
Die Goldtaucher waten in die morgendliche Brandung. Sie kommen zurück, sobald sie müde sind oder die Strömung zu stark wird. Erfahrene Kumpel können bis zu acht Stunden pro Tag tauchen.
Der taubstumme Manang rüstet die Säcke, die er später mit Sand vom Meeresgrund füllen wird.
Die Ausrüstung besteht aus einer Kokosnuss-Schale zum Schaufeln, einem Gewichtsgürtel (in Lumpen gewickelte Steine) und einer Taucherbrille aus Teakholz.
Petro entwirrt das Durcheinander von Schläuchen, bevor er sich den Gewichtsgurt umschnallt.
Danian wartet den dieselbetriebenen Kompressor, der die Lungen von etwa fünf Unterwasser-Goldminenarbeitern speist.
Goldtaucher-Veteran Saber stammt ursprünglich aus Surigao (Mindanao). Als er von dem «versunkenen Gold» in Pinut-an hörte, verliess er seine Frau und zog um. Heute ist er mit Rose, seiner 5. Frau, verheiratet.
An einem Seil entlang zieht sich Saber in 15 Meter Tiefe, wo er die letzte Tage mit Kokosnussschalen Goldsand geschürft hat.
Um den Goldsand an den Strand zu befördern, wuchtet er die vollen Säcke zuerst in eine riesige Schüssel. Geübt schätzt er das Gewicht seiner Ladung und pumpt dann eine äquivalente Menge Sauerstoff in die mitgebrachten Trommeln, welche mitsamt der Ladung langsam zu schweben beginnt.
Saber schätzt den Ertrag seiner zweiwöchigen Arbeit auf 9000 Philippinische Peso, circa 150 Franken. Nicht viel, aber es reicht, um zu überleben.
Der 52-jährige Junel führt den frisch ertauchten Goldsand über die Goldwaschrinne.
Tanillo schwenkt Quecksilber mit goldhaltigen Sand, so dass die Chemikalie am Gold haftet und ein Amalgam bilden kann.
Mit einem alten T-Shirt bedeckt Minen-Manager Ernie Gaylo Mund und Nase. Bedacht erhitzt er ein kleines Stück amalgamiertes Gold über der Flamme seines Gasherds.
Dann wiegt er das Resultat: das Klümpchen hat 75 Prozent Goldgehalt. Viel ist es nicht wert, doch es lässt seine siebenköpfige Familie erneut für einen Monat überleben. Eine philippinische Rente reicht in den wenigsten Fällen für den Ruhestand, daher arbeitet Ernie weiter bis seine Kinder ihn unterstützen können.
Im Vergleich zu vor zehn Jahren schwinden die Goldvorkommen von Pinut-an zunehmend. «Wir finden nach wie vor hochkarätiges Gold, aber die Kosten für die Bergung sind unverhältnismässig hoch, weil wir immer tiefer graben müssen», erzählt Ernie Gaylo.
Das verbleibende Gold-Potenzial ist ungewiss, vielleicht reicht es noch einige Jahre, vielleicht nicht. Die Goldschürfer von Pinut-an sind sich der unsicheren Zukunft bewusst, viele schielen bereits nach einer neuen Berufungen in der Fischerei oder der Landwirtschaft.
Auf der Insel Leyte tauchen kreative Filipinos mit Kokosnussschalen und improvisierten Taucherbrillen nach Gold. Das versunkene Edelmetall macht nicht reich, aber es reicht fürs Überleben.
Mit Goldabbau assoziiert man gemeinhin kolossale Walzen, die Erzbrocken abtransportieren oder dunkle Stollen, in denen schmutzige Männer im Lichtkegel ihrer Stirnlampen auf Gestein einhacken. Am westlichen Tor zum Pazifik sieht die Realität jedoch ganz anders aus.
Sobald sich das Meer morgens beruhigt hat, herrscht reger Betrieb an den Ufern von Pinut-an im Süden der Insel Leyte auf den Philippinen. Mit den ersten Sonnenstrahlen schwärmen die Frühaufsteher aus ihren Bretterverschlägen, um Waschrinnen aufzubauen und ihr Material zu kontrollieren.
Das gängige Equipment besteht aus einem Helm, einem improvisierten Gewichtsgürtel, einer Kokosnussschale zum Schürfen und einer gebastelten Antipara-Taucherbrille aus Teakholz. Ein paar Exoten tragen behelfsmässig zusammengeflickte Flossen, um der Nachmittagsflut standzuhalten.
Sogar gegessen wird unter Wasser
Angefeuert von einem stöhnenden Kompressor, prüft Goldschürfer Saber den Druck seines Schlauchs. Jede seiner intuitiven Bewegungen eine Routine, die von neun Jahren Goldtauchen erzählt.
Auf seiner Stirn prangt ein Jesus-Tattoo, von dem er hofft, dass es ihn unter Wasser vor Unheil bewahrt. Saber sinnt das Vaterunser und ahmt das christliche Kreuz auf seiner Brust nach – er ist bereit für seine Schicht.
Während der 61-Jährige taucht, beisst er mit einer Mundseite auf das Ende des Schlauches und verschiebt den Unterkiefer mit asketischer Grazie, wann immer er ein paar Milliliter Sauerstoff einatmen will. Ist die lebensspendende Luft in seinen Lungenflügeln zirkuliert, blubbert er den unnötigen Stickstoff durch die andere Mundseite.
Versierte Goldtaucher wie Saber haben sich über die Jahre angewöhnt, unter Wasser zu essen, um länger am Stück arbeiten zu können. Auf der Speisekarte stehen Meeresfrüchte wie Seeigel, frische Venusmuscheln oder jegliches Kinilaw, was von Tagalog übersetzt «roh gegessen» bedeutet.
Ein offenes Geheimnis
Die illegale Goldgräberei ist ein ziemlich offenes Geheimnis in der Gegend und hat bereits Generationen überdauert. Stets auf der Suche nach einem Stückchen Glück haben viele Kumpel schon ein Drittel ihres Lebens auf dem Meeresgrund verbracht, leidend an aquatischem Goldfieber, das schlussendlich zur täglichen Routine verkam.
Solche Strapazen zehren auf, die meisten vermachen die zwecksmässige Tauchausrüstung im Alter von 40 Jahren an ihre Söhne. Pinut-ans Schürfer sind sich der weniger goldigen Zukunft durchaus bewusst, denn das hochgradige Erz neigt sich dem Ende.
Zum Autor: Claudio Sieber
Bild: zVg
Der Multimedia-Journalist Claudio Sieber aus St. Gallen reist seit mehreren Jahren durch Asien, wo er über die Traditionen fremder Völker, Popkultur und den sozialen Wandel im Orient und Ozeanien berichtet.