Die Legende besagt, dass Buddha sein langes Haar kurz schnitt, als er den Königspalast verliess. Abgesehen von hygienischen Gründen beugen die Buddhisten mit der Kopfrasur Eitelkeit und Anhaftung vor.
Buddhistische Prinzipien verbieten elektrische Rasierapparate, daher werden Einwegrasierer verwendet. Nach der Rasur werden die Kinder mit heiligem Wasser gereinigt und mit Kurkuma gesalbt.
Für die anstehenden Feierlichkeiten werden die Buben mit Lippenstift, Rouge und Puder ordentlich geschminkt.
Eine wohlhabende Familie hat sogar einen professionellen Visagisten aus Bangkok engagiert, um den Look ihres Sohnes zu perfektionieren.
Der 10-jährige Nawin Nanit ist mit seiner Familie vom zirka 500 Bergkurven entfernten Chiang Mai angereist. Während fünf Tagen mutiert er vom normalen Kind zum Prinzen und dann zum Novizen.
Nach einer Odysee durch die Welt der Kosmetika werden die «Juwelenkinder» in festliche Kleider gehüllt und mit traditionellen Schmuckstücken wie Ringen, Halsketten, Armbändern und einer Blumenkrone geschmückt.
Den kurzlebigen Royals ist es nicht erlaubt, unheiligen Boden zu berühren, zumindest nicht, bevor sie am Ordinationstag als Novizen in das Kloster einmarschieren. Für die Zeit des Rituals stehen ihnen die Tapae (Träger) zur Verfügung.
«Die Tapae sind wie Pferde», erwähnt Vater Rung Nanit beiläufig, ohne dabei zu grinsen, denn auch er packt hin und wieder selbst an.
Während die kleinen Prinzen Huckepack genommen werden, schützen andere Diener die Jungen vor der Sonne mit reich verzierten Schirmen. Ein paar vermögende Familien spendieren ihrem Junior sogar eine Fahrt im Tuk-Tuk oder auf der Ladefläche eines Pick-ups.
Mütter und Omas tanzen entweder eifrig mit oder werfen den Kindern in Tücher gehüllte Münzen entgegen. Können die Buben die Münzen fangen, sollen sie Glück bringen.
In den Aussenbezirken werden die Pro-Forma-Prinzen mit viel Enthusiasmus durch die Dörfer getragen. In den Häusern der Grosseltern treffen sie auf Geschichten und einen kleinen Geld-Segen in Form von 100-Baht-Couverts.
Mit einem weissen Baumwollfaden, Sai Sin genannt, werden die Novizen im Kloster Wat Klang Thung aneinander gebunden. Das von Mönchen gesegnete und durch Singsang aktivierte Sai Sin soll allen, die es tragen oder berühren, Glück bringen und böse Geister abschrecken.
Als Zeichen der Hingabe flössen die unterwürfigen Eltern ihrem Spross die Mahlzeit ein. Bald endet die glückselige, aber auch intensive Zeit für die kleinen Prinzen. Kein Sonnenschirm wird ihnen mehr hinterhergetragen, sie werden die absolute Bescheidenheit kennenlernen.
Die orange Robe wird an die Sang Long (Juwelenkinder) übergeben, die Verwandlung ist vollbracht. Nawin Nanit fragt seine Schwester Rinrada, ob sie mit ihm spazieren gehen wolle und greift dabei nach ihrer Hand. Aber Vater Rung springt rechtzeitig dazwischen, denn von nun an darf der Junge keine Frauen mehr berühren.
Zum Schluss von Poy Sang Long wird den Buben beigebracht, wie das Almosensammeln funktioniert, denn von nun an gehört dies zu ihrer täglichen Routine.
Im Theravada-Buddhismus sind die Almosen der Respekt, den ein ergebener Buddhist dem Novizen, einem Mönch oder einer Nonne zollt. Täglich marschiert die Mönchsbruderschaft durch die Gassen, um Essen und andere Notwendigkeiten für ihr Kloster zu sammeln.
Die Provinz Mae Hong Son liegt in der gebirgigen Nordwestflanke des Landes. Die sagenumwobene Landschaft ist mit rund 90 Prozent Wald und Reservaten bedeckt und weist die geringste Bevölkerungsdichte von ganz Thailand auf.
Vom Bub zum Mönch – ein buddhistischer Initiationsritus
Die Legende besagt, dass Buddha sein langes Haar kurz schnitt, als er den Königspalast verliess. Abgesehen von hygienischen Gründen beugen die Buddhisten mit der Kopfrasur Eitelkeit und Anhaftung vor.
Buddhistische Prinzipien verbieten elektrische Rasierapparate, daher werden Einwegrasierer verwendet. Nach der Rasur werden die Kinder mit heiligem Wasser gereinigt und mit Kurkuma gesalbt.
Für die anstehenden Feierlichkeiten werden die Buben mit Lippenstift, Rouge und Puder ordentlich geschminkt.
Eine wohlhabende Familie hat sogar einen professionellen Visagisten aus Bangkok engagiert, um den Look ihres Sohnes zu perfektionieren.
Der 10-jährige Nawin Nanit ist mit seiner Familie vom zirka 500 Bergkurven entfernten Chiang Mai angereist. Während fünf Tagen mutiert er vom normalen Kind zum Prinzen und dann zum Novizen.
Nach einer Odysee durch die Welt der Kosmetika werden die «Juwelenkinder» in festliche Kleider gehüllt und mit traditionellen Schmuckstücken wie Ringen, Halsketten, Armbändern und einer Blumenkrone geschmückt.
Den kurzlebigen Royals ist es nicht erlaubt, unheiligen Boden zu berühren, zumindest nicht, bevor sie am Ordinationstag als Novizen in das Kloster einmarschieren. Für die Zeit des Rituals stehen ihnen die Tapae (Träger) zur Verfügung.
«Die Tapae sind wie Pferde», erwähnt Vater Rung Nanit beiläufig, ohne dabei zu grinsen, denn auch er packt hin und wieder selbst an.
Während die kleinen Prinzen Huckepack genommen werden, schützen andere Diener die Jungen vor der Sonne mit reich verzierten Schirmen. Ein paar vermögende Familien spendieren ihrem Junior sogar eine Fahrt im Tuk-Tuk oder auf der Ladefläche eines Pick-ups.
Mütter und Omas tanzen entweder eifrig mit oder werfen den Kindern in Tücher gehüllte Münzen entgegen. Können die Buben die Münzen fangen, sollen sie Glück bringen.
In den Aussenbezirken werden die Pro-Forma-Prinzen mit viel Enthusiasmus durch die Dörfer getragen. In den Häusern der Grosseltern treffen sie auf Geschichten und einen kleinen Geld-Segen in Form von 100-Baht-Couverts.
Mit einem weissen Baumwollfaden, Sai Sin genannt, werden die Novizen im Kloster Wat Klang Thung aneinander gebunden. Das von Mönchen gesegnete und durch Singsang aktivierte Sai Sin soll allen, die es tragen oder berühren, Glück bringen und böse Geister abschrecken.
Als Zeichen der Hingabe flössen die unterwürfigen Eltern ihrem Spross die Mahlzeit ein. Bald endet die glückselige, aber auch intensive Zeit für die kleinen Prinzen. Kein Sonnenschirm wird ihnen mehr hinterhergetragen, sie werden die absolute Bescheidenheit kennenlernen.
Die orange Robe wird an die Sang Long (Juwelenkinder) übergeben, die Verwandlung ist vollbracht. Nawin Nanit fragt seine Schwester Rinrada, ob sie mit ihm spazieren gehen wolle und greift dabei nach ihrer Hand. Aber Vater Rung springt rechtzeitig dazwischen, denn von nun an darf der Junge keine Frauen mehr berühren.
Zum Schluss von Poy Sang Long wird den Buben beigebracht, wie das Almosensammeln funktioniert, denn von nun an gehört dies zu ihrer täglichen Routine.
Im Theravada-Buddhismus sind die Almosen der Respekt, den ein ergebener Buddhist dem Novizen, einem Mönch oder einer Nonne zollt. Täglich marschiert die Mönchsbruderschaft durch die Gassen, um Essen und andere Notwendigkeiten für ihr Kloster zu sammeln.
Die Provinz Mae Hong Son liegt in der gebirgigen Nordwestflanke des Landes. Die sagenumwobene Landschaft ist mit rund 90 Prozent Wald und Reservaten bedeckt und weist die geringste Bevölkerungsdichte von ganz Thailand auf.
Innert fünf Tagen avancieren die Kinder zuerst zu Prinzen, um kurz darauf zu Novizen degradiert zu werden. Eine Fotoreportage aus Thailand.
Kirschblüten tanzen durch die Gassen von Mae Hong Son im gebirgigen Norden Thailands. Im Kloster Wat Klang Thung duftet es nach Frühling und Sandelholz. Die ersten Clans tröpfeln ein. Viele der Anwesenden wohnen in der hiesigen Provinz, ein paar fliegen von Bangkok ein, andere wiederum bewältigen die strapaziöse Anreise vom benachbarten Shan-Staat in Myanmar.
Sie alle kommen um das Momentum mitzuerleben, denn ihre Söhne, Brüder, Cousins, Enkel, oder Neffen sind dabei «befristet» das Erbe eines vergessenen Prinzen anzutreten. Kein Volk zelebriert den Einzug ihrer Buben ins Mönchskloster so wie die ethnischen Shan.
Extravagante Party mit Orchester
Während der fünftägigen Ordinationszeremonie Poy Sang Long feiern die Shan sowie thailändische Familien mit Shan-Wurzeln die spirituelle Transformation ihres Nachwuches – eine extravagante Party, welche jede Familie durchschnittlich 100’000 Baht (ca. 2'766 Franken) kostet.
Shan Volksgruppe
Die Volksgruppe der Shan bewohnt in Thailand vor allem die nördlichen Provinzen wie Mae Hong Son, Chiang Mai und Chiang Rai. Beim Versuch, sowohl der Tatmadaw (Streitkräfte von Myanmar) als auch einer gewaltsamen Einberufung in die Shan State Army zu entkommen, haben viele Shan-Flüchtlinge während der langen Diktatur in Myanmar und dem darauf folgenden Bürgerkrieg die Grenze nach Thailand durchquert. Da die Probleme entlang der Grenze bis heute anhalten, fühlen sich viele Shan hier wohler als im angrenzenden Shan State in Myanmar.
Dieses Budget deckt neben all den festlichen Speisen für die Sippe auch das Gehalt für das familieneigene 3-Mann Orchester inklusive deren exorbitanten Verschleiss an Whiskey und Zigaretten, sowie die persönlichen Träger der Juwelenkinder.
Kontrast zweier Leben
Die Theravada Buddhisten glauben, dass Gautama Siddhartha, der mit der Erleuchtung zu Buddha wurde, einst ein Prinz war und einen Sohn namens Rāhula hatte. Gemäss der Tripitaka (buddhistischer Almanach) genoss Rāhula weiterhin die Vorzüge des Adels und wurde offiziell ordiniert, wohingegen sein Vater die Selbstfindung bevorzugte. Mit Poy Sang Long erleben die Kinder nun hautnah den dramatischen Kontrast von Ansehen und Bescheidenheit.
Nach der Weihe zum Novizen ziehen die Kinder nach Belieben für mindestens eine Woche bis zu mehreren Monaten in das Kloster um buddhistische Philosophien und Tugenden zu erlernen. Von der Aussenwelt abgeschottet, wandeln sie die ersten Schritte auf dem Weg der spirituellen Entwicklung.
Zum Autor: Claudio Sieber
Bild: zVg
Der Multimedia-Journalist Claudio Sieber aus St. Gallen reist seit mehreren Jahren durch Asien, wo er über die Traditionen fremder Völker, Popkultur und den sozialen Wandel im Orient und Ozeanien berichtet.