«Unglaubliche Arroganz» Schweizer Starkoch wird in Zürcher Luxusboutique nicht bedient

Bruno Bötschi

10.10.2024

André Jaeger gehörte viele Jahre zu den renommiertesten Köchen der Schweiz. Sein Restaurant Fischerzunft in Schaffhausen wurde vom Gastronomieführer Gault Millau einst mit 19 Punkten bewertet.
André Jaeger gehörte viele Jahre zu den renommiertesten Köchen der Schweiz. Sein Restaurant Fischerzunft in Schaffhausen wurde vom Gastronomieführer Gault Millau einst mit 19 Punkten bewertet.
Bild: zVg

Bei einem Einkauf in einer Luxusboutique an der Zürcher Bahnhofstrasse fühlt sich André Jaeger schrecklich unfreundlich behandelt. Jetzt machte der Schweizer Starkoch seinem Frust in den sozialen Medien Luft.

Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Schweizer Starkoch André Jaeger wollte diese Woche in Zürich ein teures Geschirrset als Geschenk für Freunde kaufen. Doch es kam anders als gedacht. 
  • Beim Einkaufen in einer Luxusboutique an der Bahnhofstrasse fühlte sich der 77-Jährige schlecht behandelt. In der Folge verliess er den Laden ohne Geschirr.
  • Nun hat der einst mit 19 Gault-Millau-Punkten bewertete Starkoch auf seinem Facebook-Account ein Post über sein Shopping-Erlebnis verfasst.
  • «Hochmut kommt vor dem Fall. Wollte heute bei Hermès in Zürich ein Geschenk für Freunde kaufen. Aber, oh weh, so einfach geht das leider nicht», schreibt Jaeger.

André Jaeger weiss, was Gastfreundschaft heisst und Luxus bedeutet. Der Starkoch führte 40 Jahre lang die «Fischerzunft» Schaffhausen.

Jaeger, der viele Jahre in Hongkong lebte und arbeitete, übernahm das Lokal 1975 von seinem Vater und probierte etwas Neues: die Verbindung zwischen europäischer Küche mit asiatischen Gewürzen und Garmethoden.

«Was wir hier machen, ist eigentlich ein Wahnsinn: alles frisch, von Hand zubereitet und auf den letzten Moment gekocht», sagte Jaeger vor ein paar Jahren in einem Interview.

André Jaeger wurde vom Gastronomieführer Gault Millau zweimal zum «Koch des Jahres» gewählt, ab 1995 wurde sein Lokal mit 19 Punkten bewertet. Ende Juni 2015 schloss der heute 77-Jährige die «Fischerzunft» und ging in den Ruhestand.

André Jaeger stand da «wie bestellt und nicht abgeholt»

Fast wahnsinnig geworden ist André Jaeger diese Woche auch bei einem Besuch in der Stadt Zürich – allerdings aus einem wenig erfreulichen Grund.

Der Schweizer Starkoch wollte bei Hermès an der Bahnhofstrasse ein Geschirrset als Geschenk für ein Freundespaar kaufen.

«Aber, oh weh, so einfach geht das leider nicht», notiert der erzürnte Jaeger auf seinem Facebook-Account. In der Folge erntet er mit seinem Post über sein unschönes Shopping-Erlebnis bei seinen Follower*innen viele Likes und Zustimmung.

Er sei anständig angezogen gewesen bei seinem Anflug nach Zürich, so Jaeger auf Anfrage von blue News. Und weiter: «Nach dem ich den Hermès-Laden reingegangen bin, stand ich 10, 15 Minuten dort und wurde nicht bedient – wie bestellt und nicht abgeholt.»

Im Laden habe sich zum beschriebenen Zeitpunkt neben ihm nur noch eine weitere Kundin befunden, derweil mehrere Mitarbeitende mehr oder weniger gelangweilt herumgestanden seien. «Eine unglaubliche Arroganz», so Jaeger.

«Es geht jetzt 20 Minuten, bis jemand Zeit für Sie hat»

Plötzlich sei ein Mann mit einem iPad in der Hand auf ihn zugesteuert und habe gefragt, was er wolle. Er interessiere sich für ein Geschirr-Set, antwortete Jaeger, worauf der Mann seinen Namen wissen wollte.

«Ich weiss nicht, warum ich meinen Namen angeben musste. Vielleicht wollte der Herr nachschauen, ob ich bereits Kunde bin.»

Nachdem der Mitarbeiter den Namen von André Jaeger in das iPad eingetippt hatte, habe er im Laden herumgeschaut. Auf Jaegers Frage, ob es ein Problem gebe, antwortete der Mann: «Es geht jetzt 20 Minuten, bis jemand Zeit für Sie hat.»

«In diesem Moment ist bei mir die Sicherung durchgebrannt», so André Jaeger zu blue News. Der Starkoch machte auf dem Absatz kehrt und verliess die Luxusboutique wortlos – und ohne das gewünschte Geschirrset.

Bei einem Besuch in einer Luxusboutique an der Zürcher Bahnhofstrasse fühlt sich André Jaeger unfreundlich behandelt. In der Folge macht der Schweizer Starkoch seinem Frust in einem Post auf Facebook Luft.
Bei einem Besuch in einer Luxusboutique an der Zürcher Bahnhofstrasse fühlt sich André Jaeger unfreundlich behandelt. In der Folge macht der Schweizer Starkoch seinem Frust in einem Post auf Facebook Luft.
Bild: Screenshot Facebook

Die ganze Situation im Laden sei total befremdend gewesen, sagt André Jaeger. «Ein Geschirrset von Hermès kostet gegen 1000 Franken, aber es geht mir gar nicht um den Preis.» 

«Gut hast du diesen Zirkus nicht unterstützt»

Als er wieder daheim war, habe er sich überlegt, so Jaeger, was er jetzt tun solle. In der Folge gab er auf der Webseite von Hermès seine Kontaktdaten ein und schilderte in einer E-Mail, was er gerade im Laden in Zürich erlebt habe.

«Sekunden später bekam ich die automatische Antwort, dass meine Anfrage innerhalb von 24 Stunden beantwortet wird.» Seither wartet er auf eine Antwort von Hermès.

In der Folge entschied er sich, eine Post auf Facebook abzusetzen und seinen Freund*innen zu erzählen, was er diese Woche beim Shoppen an der Bahnhofstrasse in Zürich erlebt habe. «Ich hätte nicht gedacht, dass meine Schilderungen derart viele Reaktionen auslösen werden.»

Was auch damit zu tun hat, dass viele von Jaegers Freund*innen und Bekannten ähnlich Erfahrungen beim Shoppen gemacht haben.

«Das ist nur dekadent. Gut hast du diesen Zirkus nicht unterstützt», schreibt eine Followerin. «Uns ist genau das Gleiche passiert», notiert ein anderer Follower. Und ein dritter schreibt: «Unfassbar, diese Arroganz!»

Jaegers Freunde bekommen trotzdem ein Geschenk

Was die Firma Hermès zu dem Vorfall zu sagen hat, ist nicht bekannt. Genauso wie Jaegers Anfrage wurde auch die von der blue News Redaktion bisher (noch) nicht beantwortet.

Übrigens: Die Freunde von André Jaeger mussten trotz des missglückten Einkaufsversuchs nicht auf ein Geschenk verzichten. «Statt des Geschirrsets habe ich ihnen einen Abend bei uns zu Hause geschenkt und werde für sie kochen.»

Der Vorfall hat noch eine weitere Auswirkung: Das Parfüm Terre d'Hermès war bisher Jaegers Lieblingsduft. Damit ist es jetzt vorbei. «Ich bin auf der Suche nach einem neuen Parfüm.»


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