1'000 Fragen – Teil 1/4 Marco Rima: «Zu dick ist man erst, wenn Google Earth anruft»

Von Bruno Bötschi

21.10.2019

Marco Rima, Komiker: «Ich verlor meine Unschuld aber erst mit 20»

Marco Rima, Komiker: «Ich verlor meine Unschuld aber erst mit 20»

Das längste Interview der Schweiz: Komiker Marco Rima redet gerne. Na dann, dachte blue-News-Redaktor Bruno Bötschi, stelle ich ihm doch einmal 1'000 Fragen – über sein Leben, seine Familie, seine Karriere, seine Probleme und noch vieles mehr.

02.10.2019

Schnurri. So wird Marco Rima manchmal genannt. Na dann, dachte «Bluewin», dann schnurren wir mit dem Komiker doch einmal stundenlang – über seine Frauen, die Talente seiner Kinder, den Papst und Weihnachten.

Das längste jemals in der Schweiz geführte Interview, das war das Ziel: 1'000 Fragen an Marco Rima, 1'000 Antworten von Marco Rima.

Der Komiker, 58, äussert sich im Interview mit Überlänge zu seinem Leben – meint: Familie, Freunde, Feinde, Liebe, Leiden, Lieblingsbeschäftigungen und noch viel mehr.

Wie lebt es sich als Mensch mit grosser Klappe? In welcher Situation wäre er lieber eine Frau? Warum ist schon so lange kein Marco-Rima-Film mehr in die Kinos gekommen? Möchte der Komiker auf der Bühne sterben? Und wann erscheint endlich seine Autobiografie?

«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi wird während des Gesprächs ausser seinen eigenen Fragen auch solche von Rimas Freunden, Freundinnen und einigen prominenten Schweizerinnen und Schweizern stellen.

Das «1'000-Fragen-Interview» – es wurde in der Bar Daniel H. in Zürich geführt –, wird in vier Teilen bei «Bluewin» publiziert. Morgen Dienstag erscheint Teil zwei, am Mittwoch Teil drei, am Donnerstag Teil vier.

Kleiner Geheimtipp: Wer das Interview lieber anschaut als liest, kann das obige Video ansehen.

Grüezi, Herr Rima. Schön, dass Sie Zeit haben für mich.

Grüezi, Herr Bötschi.

Wie fühlen Sie sich?

Sehr gut.

Das sieht man. Unser Gespräch heute könnte jedoch eine ziemlich anstrengende Angelegenheit werden. Ich habe 1'000 Fragen an Sie.

Ja, es ist ein rechter Witz, den wir vor uns haben.

Wie steht es grundsätzlich um Ihre Ausdauer?

Meine Ausdauer ist je nach Disziplin hervorragend. Wenn sie mit einer Vorspeise beginnt, mit dem Hauptgang weitergeht und ein Dessert folgt, bin ich immer recht weit vorn dabei. Wenn es aber darum geht, einen Marathon zu seckeln, dann steige ich nach 200 Metern in den Besenwagen und schaue, dass wir alle anderen Versager mitnehmen.

Demnach sind Sie noch nie einen Marathon geseckelt?

Nein – ausser im Militär.

Gerannt oder gelaufen?

Wir sind marschiert, aber mit dem Rucksack auf dem Rücken. Ein Kollege musste nach 20 Kilometern mein Gewehr tragen. Später bekamen wir auf einem Hoger Poulet zu essen. Es hatte einen etwas komischen Geschmack. Irgendwann realisierten wir, dass wir die Innereien mitgegessen hatten. Kurz darauf mussten sich fast alle von uns in einer Waldlichtung übergeben.

Eine üble Geschichte. Kommen wir zurück ins Heute: Wie haben Sie sich auf unser Gespräch vorbereitet?

Ich bin gut aufgestanden, habe danach intensiv geduscht, meine Haare gewaschen und geschaut, dass es nicht schneit, wenn ich den Kopf schüttle. Danach fuhr ich gemütlich mit dem Auto nach Zürich und hörte dabei SRF 4. Mit diesem Radiosender bilde ich mich über das Weltgeschehen und die Politik weiter – und ich habe mich richtig gefreut auf Sie, Herr Bötschi.

Marco Rima über seinen Glauben: «Ich bin nicht mehr im Club, ich bin ausgetreten aus der Katholischen Kirche. Trotzdem bin ich nach wie vor römisch-katholisch, weil ich so erzogen worden bin. Die Geschichte von Jesus finde ich hochspannend.»
Marco Rima über seinen Glauben: «Ich bin nicht mehr im Club, ich bin ausgetreten aus der Katholischen Kirche. Trotzdem bin ich nach wie vor römisch-katholisch, weil ich so erzogen worden bin. Die Geschichte von Jesus finde ich hochspannend.»
Bild: Olivia Sasse

Haben Sie gestern Abend gebetet?

Ja, ein Kindergebet. Ich sage das jeden Abend auf Hochdeutsch auf.

Das Gebet würde ich gern hören.

«Müde bin ich, geh zur Ruh, schliesse meine Äuglein zu, Vater lass die Englein rein, über meinem Bette sein. Amen.» Nachdem ich das Gebet aufgesagt habe, ist der Kanal nach oben offen. Dann plaudere ich meistens noch ein bisschen mit dem Chef da oben.

Was haben Sie ihm gestern gesagt?

Ich sage ihm eigentlich immer dasselbe: Mein grösster Wunsch ist natürlich, dass die Familie und die Kinder gesund bleiben, und dass ich alle, die an meiner Seite sind, gut begleiten kann, dass ich fröhlich bin, ein guter Mensch bleibe – und dass ich jeden Tag das Beste daraus mache, was mir an Aufgaben herangetragen wird. Es sind immer gute Gespräche. Dann rede ich jeweils noch etwas mit meinem Papi, der 1996 gestorben ist. Dass er seine Flügel – ich glaube wirklich an Engel – etwas über unsere Familie hält. Danach schlafe ich ein.

Was halten Sie grundsätzlich von Gott?

Ich glaube an Gott (Im Hintergrund rumpelt es in diesem Moment zufällig). Sie hören, es donnert gerade. Wahrscheinlich ein Zeichen dafür, wie sehr Gott Freude hat an dem, was ich sage. Aber ich bin nicht mehr im Klub, ich bin ausgetreten aus der Katholischen Kirche. Trotzdem bin ich nach wie vor römisch-katholisch, weil ich so erzogen worden bin. Die Geschichte von Jesus finde ich hochspannend.

Kommen Sie in den Himmel?

Wenn man ein lieber Siech ist, kommt man auf jeden Fall in den Himmel.

Wäre die Hölle nicht spannender?

Nein! Was soll ich denn in der Hölle unten?

Dort wäre es immer schön warm …

... im Himmel ist es auch schön. Ich glaube sehr naiv an den Himmel. Dass dort eine Türe aufgeht und ich auf all jene Leute treffe, die ich vermisse, also meinen Papi, meine Nonna … alle diese Leute, die mir etwas bedeuten. Sie werden mich in Empfang nehmen, und wir werden wieder eine schöne Zeit zusammen haben. Ich glaube auch, dass man im Himmel Tennis und Golf spielen kann. Ich will kein Paradies mit Hosianna und Panflöten-blasen-Zeugs. Das wäre mir zu langweilig. Sterben ist eine spannende Angelegenheit.



Mit wem hätten Sie lieber eine Audienz – Papst oder Teufel?

Der Teufel wäre spannender für mich. Der Papst ist sehr gefangen in seinen Aufgaben und wird von der Kurie bestimmt. Es wäre interessant zu hören, was der Papst dazu sagt, dass die Frauen nach wie vor keine Rechte haben in der Katholischen Kirche. Das ist auch ein Grund, weshalb ich ausgetreten bin. Ich verstehe auch nach wie vor nicht, weshalb so viele Frauen in einer Kirche sind, in der alte verknöcherte Herren, die in Frauenkleidern herumlaufen, über sie bestimmen. Da staune ich immer wieder. Wenn ich mich als Kabarettist über die Kirche oder über Religionen lustig mache, erhalte ich oft Briefe von Frauen, die sich darüber tierisch aufregen.

Sollten die Frauen die Katholische Kirche bestreiken?

Das wäre cool. So wie die Jugend heute bei «Future for Friday» ihrem Unmut Luft macht, sollten auch die Frauen ihrem Unmut Luft machen, was die Katholische Kirche anbelangt oder überhaupt aller Religionen. Danach hätten die Frauen viel mehr Macht auf dieser Welt. Sie haben sich über mehrere Zehntausend Jahre von den Männern bestimmen lassen, wofür wir lieben Siechen jetzt büssen sollten. Ich frage mich: Muss ich jetzt hinhalten für Zehntausend Jahre Männerherrschaft? Aber ich sage mir: Hinter jeder starken Frau sitzt ein Mann – beim Brünzeln (lacht).

Fast hätte ich es vergessen: Damit alles mit richtigen Dingen zugeht während unseres Interviews, habe ich ein Handzahlgerät mitgenommen – ich stelle die Fragen, Sie antworten und zählen. Okay?

Das finde ich spannend. Man sollte ja 10'000 Schritte machen am Tag. Ich sagte mir: Das mache ich. Aber ich beginne jetzt zuerst einmal mit einem Bewegungsmelder ... 

... sorry, diesen Witz habe ich jetzt nicht verstanden.

Spielt keine Rolle. Nein: Ich habe statt eines Schrittzählers daheim einen Bewegungsmelder installiert. Also in dem Moment, da ich mich bewege …

(Lacht) Ach so …

... das ist eben mein Intellekt, den ich auf die Bühne bringe …

... und ich bin eben blond, daher liegt unser Niveau weit auseinander.

Ich stehe im Fall auf: blond.

Ist das jetzt eine billige Anmache?

Nein. Meine Frau ist dunkelhaarig.

Sie sind Komiker von Beruf. Wie oft haben Sie heute schon gelacht?

Jetzt zum zweiten Mal über Ihren Blondwitz. Und meine Kinder bringen mich zum Lachen. Jeden Tag.

Wir sitzen hier in der Bar Daniel H. in Zürich – waren Sie schon einmal hier?

Nein.

Dann stimmt es also, dass Sie hier noch nie auf dem Tresen getanzt haben?

Ja, hier habe ich noch nie getanzt, aber auf anderen Tresen schon.

Wann und wo haben Sie es zum letzten Mal getan?

Als ich 2005 den Kinofilm «Handyman» realisierte, drehte ich im Park Hyatt Hotel in Zürich eine Filmszene, während der ich über eine Bar rutsche und am Ende vom Tresen hinunterstürze.

Quelle: Youtube

Daran kann ich mich gut erinnern. Was hat da eigentlich am Boden gelegen – ein Trampolin oder Schaumstoff?

Ein Stück Schaumstoff.

Es heisst, Sie seien ein guter Tänzer.

Ich war ein sehr guter Tänzer, also Figurentänzer – im wahrsten Sinn des Wortes. Ich merkte aber rasch, wenn man eine Choreografie tanzen muss, also zusammen mit anderen Tänzern tanzt, ist das viel anspruchsvoller. Das machte ich zum ersten Mal bei meinem Musical «Keep Cool». Eine sehr gute Erfahrung.

Wann haben Sie zum letzten Mal mit Ihrer Frau Christina getanzt?

Wir tanzen an Hochzeiten miteinander, und manchmal, wenn im Radio etwas Schönes läuft, nehmen wir uns in den Arm und schunkeln im Rhythmus der Musik.

Wieso sind Sie bisher noch nicht in der TV-Sendung «Let’s Dance» aufgetreten?

Das stand schon einmal im Raum. Ich bewundere meine Schauspiel- und Sängerkollegen, die da mitmachen. Denn es ist eine riesige Herausforderung. Ich wüsste nicht, ob ich sie bestehen würde. Weil: Ich gehöre doch langsam zu den älteren Semestern.

Ist Ihre Arthrose schuld daran, die Sie seit zehn Jahren plagt?

Ja, die griechischen Inseln sind tatsächlich in meinen Gelenken drin. Das tut manchmal etwas weh.

So grundsätzlich: Wie geht's Ihnen gesundheitlich?

Mir geht es grundsätzlich immer sehr gut. Ich erfreue mich bester Gesundheit und bin eigentlich positiv, dass, wenn ich das eine oder andere reparieren lasse, es mir noch besser geht.

Was müssen Sie denn als Nächstes reparieren lassen?

Hüfte, die beiden Knie, dann die Schulter (wenige Tage nach dem Interview liess sich Marco Rima am Knie operieren).

Sie sind ein Ersatzteillager?

Also diese Ersatzteile mag ich niemandem gönnen. Aber langsam nagt es, und ich benötige neue Gelenke.



Castingshows scheinen sowieso nicht Ihr Thema zu sein ... 

Jein. Ich schaue für mein Leben gern «America’s Got Talent», in dieser Show präsentieren sich aussergewöhnliche Leute. Ich bin ein grosser Fan von Menschen, die unglaublich gut singen und mich zu Tränen rühren. Dann gibt es aber auch Formate im Fernsehen, die mich überhaupt nicht interessieren – etwa das «Dschungelcamp» oder «Big Brother».

Für «Promi Big Brother» wurden Sie sicher schon angefragt?

Das ist eine ganz lustige Geschichte. Ich wurde für die Moderation angefragt. Nachdem wir abgesagt hatten, fragten sie mich an, ob ich sonst mitmachen würde. Darauf sagte meine Frau: So schlecht kann es uns gar nicht gehen.

Wie viel Geld wurde Ihnen denn geboten?

Darüber sprachen wir nicht. Ich weiss nur noch, dass ich zu meiner Frau sagte: Wenn sie mir eine Million Franken bieten, dann mache ich mit.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Keep cool. Die Dinge locker nehmen, ruhig bleiben. Mit zunehmendem Alter entwickelt man eine andere Form von Milde. Das heisst, ich begegne nicht nur meinen Mitmenschen milder, sondern auch mir selbst.

Was war Ihr revolutionärster Gedanke als Zwölfjähriger?

Ab zwölf gab es für mich zwei Dinge: Ich fühlte mich sehr erwachsen, und ich wusste, dass ich unbedingt Schauspieler werden möchte. Das sagte ich meinem Vater. Er meinte darauf: Es gibt aber auch noch andere Berufe. Worauf ich ihm antwortete: «Nein, genau das will ich werden.»

Sie wurden nicht Schauspieler. Oder nur halb …

Das war jetzt keine Frage, sondern eine Feststellung … Nein, ich ging dann in die Sekundarschule und später auf das Lehrerseminar. Danach bewarb ich mich tatsächlich an der Schauspielakademie in Zürich. Dort flog ich im Begabungstest durch, weil ich zu wenig Humor hatte. Doch dieses Nein war ein gutes Nein, weil ich realisierte, dass ich einen anderen Weg zu gehen hatte.

Welchen?

Ich kannte damals bereits Marcello Weber. Wir begannen zusammen Cabaret zu machen und hatten am 30. Oktober 1980 unseren ersten Auftritt – nächstes Jahr stehe ich seit 40 Jahren auf der Bühne. Ich werde dieses Jubiläum mit meinem neuen Programm «#no Problem!?» feiern. Kabarettist zu werden, das war die beste Entscheidung meines Lebens.

Was reimt sich eigentlich auf Rima?

Prima. Diesen Satz hörte ich saumässig nicht gern, weil mein Lehrer damals in der 6. Klasse, wenn er die Prüfungen austeilte, immer sagte: «Ja, Rima, nicht so prima.» Und dann war der Lehrer so fies, dass er die Arbeiten der Klassenbesten zuoberst hinlegte. Je kleiner die Beige wurde, desto mehr realisierte ich, dass ich wieder mal der Schlechteste war.

Marco Rima geht nächstes Jahr mit einer neuen Comedyshow auf Tournee. Der Vorverkauf für das Programm «#no Problem!?» startet dieser Tage bei Ticketcorner.
Marco Rima geht nächstes Jahr mit einer neuen Comedyshow auf Tournee. Der Vorverkauf für das Programm «#no Problem!?» startet dieser Tage bei Ticketcorner.
Bild: zVg

Was würden Sie tun, wenn morgen die grünen Männchen auf die Erde kämen?

Wenn sie freundlich wären, würde ich sie herzlich begrüssen, ihnen meinen schönen Kanton Zug zeigen. Ägeri mit dem wunderbaren See und den Hügeln, von denen ich mich sehr umarmt fühle. In der Weite liegt der Stoos, wo man Ski fahren kann. Und wenn es sprachlich möglich wäre, würde ich mich mit ihnen auch austauschen. Wir sind ja ein Land von Immigranten, ein Land von Menschen, die dieses Land mitaufgebaut haben. Wahrscheinlich würden sie uns mit ihren Innovationen auch mit dem Klima helfen.



Wie kann man Sie möglichst schnell auf die Palme bringen?

Da braucht es nicht viel. Wenn Sie mit mir Tennis spielen würden und am Gewinnen wären, flöge mein Schläger relativ schnell.

Mit welchem Typ Mensch kommen Sie nicht aus?

Ich bin jemand, der sich auf jeden Typ Mensch einlassen kann.

Ausser auf jene Menschen, gegen die Sie beim Tennisspielen verlieren …

Genau. Ich bin ein schlechter Verlierer. Ich spiele auch nicht gern Monopoly und all dieses Zeugs. Ich bekam einst ein Monopoly an Weihnachten geschenkt. Dessen Lebensdauer war nicht länger als 20 Minuten, weil ich es danach an eine Wand schmiss. Aber dafür kann ich mich sehr gut auf ein Arschloch einlassen und mit diesem sogar einen netten Abend verbringen. Witzigerweise stellt sich rückblickend häufig heraus, dass Leute, die ich auf den ersten Blick nicht ausstehen kann, sich dann doch als spannend erweisen.

Mal zugeschlagen?

Einmal schlug ich meine Schwester. Das bezahlte sie mir mit einem Tritt mit ihren Cowboystiefeln in den Anus heim. Das zeigte Wirkung, ich habe nie wieder zugeschlagen.

Werden Sie hässig, wenn man über Ihre Figur Witze macht?

Wenn einer sagt «So, SIND WIR dick geworden? HABEN WIR zugenommen?», mag ich das gar nicht. Ich selber sage immer: Zu dick ist man erst, wenn Google Earth anruft und sagt, man steht im Weg, oder wenn man auf beiden Seiten aus dem Bett fällt. So dick bin ich aber noch nicht. Ich bin jedoch adipös und sollte etwas dagegen unternehmen.

Ihr aktuelles Gewicht?

108 Kilo. Das ist definitiv zu viel.

Ihr Wunschgewicht?

Unter 90. Das wäre super.

Wie viele Diäten haben Sie schon ausprobiert?

Alle.

Welche Diäten haben funktioniert?

Keine.

Vor zwei Jahren haben Sie für das Schweizer Fernsehen eine Velotour unternommen – Sie radelten 2'000 Kilometer weit, fuhren durch fünf Länder. Ein ziemlicher Krampf, nicht?

Ja, das war ein Krampf. Ich war mit einem E-Bike unterwegs. Am Schluss waren es übrigens 2'800 Kilometer. Ich habe mich tatsächlich «uhuere» viel verfahren. Habe aber in diesen 18 Tagen sieben Kilo abgenommen.

Zehn Kilo wären das Ziel gewesen. Haben Sie zu viele Nussgipfel gegessen?

Nein, aber an einem Weizenbier kann ich einfach nicht vorbeifahren. Vor allem in dieser Gegend von München an aufwärts, der Isar entlang, da gibt es wunderschöne Landschaften und wunderschöne Biergärten. Also alles das, was Christina, meine Frau, in der Schweiz so vermisst. Daher musste ich natürlich immer wieder eines auf meine Frau trinken, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Aber die Velotour war super, weil ich richtig studentisch lebte, das heisst ohne Hunger, aber mit viel Durst. Zudem kam ich zur Erkenntnis: Wenn mir jemand sagen würde, du kannst heute losfahren nach St. Petersburg oder Peking, dann würde ich es sofort tun. Denn dann käme ich mit meinem Idealgewicht zurück.

Wissen Sie, wie das Wetter am 7. April vor 58 Jahren gewesen ist?

Es muss sehr warm gewesen sein, weil mein Papi irgendwann während meiner sehr langen, 30-stündigen Geburt Durst bekam und rüber zum Hürlimann ging, der alten Brauerei, und sich dort die Kante gab. Offenbar war es einer der wärmsten Tage 1961.

Wussten Sie, dass wir das gleiche Sternzeichen haben?

Ja. Das spüre ich, und das freut mich enorm.

Ich wurde am 31. März 1967 geboren. 2010 behaupteten Sie in einem Interview: «Widder sind super in Paarbeziehungen» – stimmt das?

Ich finde, dass Widder sehr treu sind, sehr offen. Sie sind von ihren Emotionen her einfach zu lesen: fröhlich, gut drauf oder verrückt und mit dem Grind durch die Wand. Aber wenn ein Konflikt eskaliert und raus ist, dann ist schnell wieder alles gut, und man macht normal weiter.

Lesen Sie Horoskope?

Ja, aber nur aus Spass.

Sie glauben also nicht daran?

Meine Mutter liess mal ein Horoskop für mich erstellen von einer Frau, die das richtig gut konnte. Hochinteressantes stand darin. Sie sah zwei Berufe, die für mich infrage kamen: Priester oder Schauspieler. Schauspieler bin ich geworden. Priester wollte ich werden, doch mir kam das Zölibat in den Weg.

Marco Rima über seine Figur: «Wenn einer sagt «So, SIND WIR dick geworden? HABEN WIR zugenommen?», mag ich das gar nicht. Ich selber sage immer: Zu dick ist man erst, wenn Google Earth anruft und sagt, man steht im Weg, oder wenn man auf beiden Seiten aus dem Bett fällt.»
Marco Rima über seine Figur: «Wenn einer sagt «So, SIND WIR dick geworden? HABEN WIR zugenommen?», mag ich das gar nicht. Ich selber sage immer: Zu dick ist man erst, wenn Google Earth anruft und sagt, man steht im Weg, oder wenn man auf beiden Seiten aus dem Bett fällt.»
Bild: Olivia Sasse

Im Dezember 2004 – also vor 15 Jahren – haben wir uns das erste Mal getroffen. Erinnern Sie sich daran?

Das war vermutlich. als sie noch für die «Schweizer Familie» arbeiteten. Wir führten ein sehr spannendes Interview im Zusammenhang mit der «Sternenwoche» von Unicef und «Schweizer Familie».

Genau, das war in Hüneberg – das ist die Zuger Gemeinde, in der Sie einst als Lehrer Stellvertretungen absolviert haben. Sie sangen damals im Schülerchor mit – und unterstützten so die «Sternenwoche»-Sammelaktion. Finden Sie es richtig und wichtig, dass reiche und berühmte Menschen sich für Mitmenschen, denen es nicht so gut geht, einsetzen?

Ich würde es sehr gut finden, wenn man wieder den Zehnten einführen würde wie im Mittelalter. Zehn Prozent weltweit global. Jedes Unternehmen, alle Reichen müsste zehn Prozent bezahlen. Dann hätten wir keine Steuerflucht. Das Geld würde dort bleiben, wo man es erwirtschaftet. Ich bin überzeugt: Dann käme richtig viel Geld zusammen. Ich persönlich glaube, dass dies mit den zehn Prozenten sehr spannend wäre. Doch wird das an den Amerikanern und noch an ein paar anderen Ländern scheitern, die das nicht wollen.

Wie viel Ihres Einkommen bezahlen Sie an Menschen, denen es nicht so gut geht?

Ich bezahle im Gegensatz zu vielen anderen Leuten im Kanton Zug den höchsten Steuersatz, der allerdings nicht so hoch ist. Ich bin jedoch genau in diesem Range drin, wo ich viel bezahlen muss. Dann habe ich immer wieder Projekte, bei denen ich mitspiele, um einen guten Zweck zu unterstützen. Und was ich sehr gern tue: Ich unterstütze Menschen in meinem Umfeld direkt. Ich leihe aber kein Geld aus, sondern ich verschenke es.

Was ist das Wichtigste, das Sie in den 58 Jahren Ihres bisherigen Lebens gelernt haben?

Gesundheit ist das höchste Gut. Das ist das Wichtigste, das zählt. Auch wenn es nur mal eine kleine Erkältung ist oder vier Wochen Husten, und man nicht richtig schlafen kann, dann ist man so glücklich, wenn es einem wieder gut geht. Das ist unbezahlbar. Was nützt ein Haufen Geld, wenn es einem gesundheitlich nicht gut geht? Gesundheit ist für mich das, was wirklich auch Glück bedeutet.

Was dachten Sie als Kind über Menschen, die älter als 55 sind?

Die sind steinalt. Ich erinnere mich an meine Zeit im Lehrerseminar: Mein Hauptlehrer war 36, ich 17. Der Fall war für mich klar: Der ist bald tot.

Ist mit 58 eigentlich die Sturm-und-Drang-Zeit definitiv vorbei – oder ist 58 das neue 22?

(Lacht) Man merkt plötzlich, dass man nicht mehr so viel Zeit hat. Gleichzeitig bin ich ruhiger geworden. Das heisst, das Verb «wollen» hat sich verändert in «wünschen» oder «schauen wir mal». Das ist eine sehr angenehme Situation. Aber ich bin nach wie vor ein Widder – also nach wie vor neugierig und mit Vollgas unterwegs.

Die Lebenserwartung in der Schweiz hat sich massiv nach oben verschoben. Männer werden heute durchschnittlich 82 Jahre alt, Frauen sogar 85. Und 100-Jährige sind keine Seltenheit mehr. Das sind tolle Aussichten, nicht?

Ich wünsche mir einfach, dass ich gesund alt werde. Wenn ich meinen Grossvater anschaue, der 94 Jahre alt wurde und dessen Postur ich habe, lässt mich das ein gutes Gefühl haben. Wenn ich also mit 94 so sein werde wie er, der im hohen Alter noch Blumenbeete umgegraben hat, dann ist das lässig, weil ich dann auch meine jüngeren Kinder noch lange miterleben kann und vielleicht sogar die Enkel.

Derzeit gilt das Pensionsalter 64 für Frauen und 65 für Männer. Sollte man es heraufsetzen?

Pension bedeutet Stillstand. Eigentlich sollte niemand in Pension gehen. Dass jemand, der hart gearbeitet hat, im Alter reduziert, ist super. Ansonsten finde ich, sollte man ganz andere Wege suchen. Ein Freund von mir, er ist Spengler-Installateur, hat zwei ältere Mitarbeiter, die pensioniert sind, aber noch tageweise im Betrieb für die Lehrlinge da sind. Die sind wie Grossväter, die den Jungen das Handwerk zeigen und ihre Erfahrungen weitergeben. Ich finde, auch die Schulen sollten am Morgen, über Mittag und nach der Schule für die Hausaufgabenhilfe ältere Menschen einbinden. Wenn die Kinder dann um 17 Uhr nach Hause kommen, beginnt die Elternzeit. Eine solche Einbindung der älteren Generation würde auch das Gesundheitssystem entlasten. Denn die älteren Menschen würden so vitaler bleiben. Ältere Menschen sind besser drauf, wenn sie gebraucht werden. Es gibt sehr wichtige Leute, die plötzlich weg sind von ihrem CEO-Posten und danach in kürzester Zeit zusammenbrechen. 65 ist zwar das offizielle Pensionsalter, aber in meinem Kopf existiert das nicht.

Sie werden also mit 65 nicht von der Bühne abtreten. Ist das eine Drohung für alle, die Sie nicht mögen?

Genau (lacht schallend). Die müssen mit mir weiterleben.

Die Lebenserwartung soll noch weiter steigen. «Der Mensch, der 150 Jahre alt wird, ist bereits geboren», behauptet der Genetiker David Sinclair. Wie alt wollen Sie werden?

Ich habe mal mit einem Arzt über den Körper gesprochen. Der sagte mir, dass unser Skelett eigentlich nur auf 50 Lebensjahre ausgerichtet ist. Und wenn ich mir überlege, dass es jetzt bei mir mit 58 immer mehr zu ziehen und zwacken beginnt und ich mit ein paar guten Ersatzteilen vielleicht bis 80 angenehm leben kann, dann aber müsste das wieder ersetzt werden und dann nochmals 70 Jahre – also dann: guten Sonntag! Ich weiss nicht, ob ich das möchte. Wenn man sich Hundertjährige so anschaut, gibt es ein paar, die noch ordentlich ausschauen, doch mein Ziel ist das nicht.

Ewiges Leben – das ist also kein Traum von Ihnen?

Bitte nicht.



Kennen Sie das Büchlein «Fünfzig Dinge, die erst ab fünfzig richtig Spass machen»?

Nein.

Das Büchlein erschien kürzlich im Verlag Kein & Aber. Darin finden sich Tipps wie: «Pilze suchen». Mein erster Gedanke bei diesem Tipp war: Ach, die wollen nur, dass wir über 50-Jährigen giftige Pilze sammeln, sie essen und uns dann früher von der Erde verabschieden ... Macht Ihnen das Pilzesuchen auch erst Spass, seit Sie 50 sind?

Davon halte ich gar nichts. Das ist mir viel zu passiv. Pilzen ist überhaupt nicht mein Ding.

Es finden sich noch viele andere schöne Tipps in dem Büchlein – wir gehen sie am besten kurz durch: Was halten Sie zum Beispiel von «im Chor singen»?

Ich sang gern im Chor im Lehrerseminar. Singen ist etwas wirklich Lässiges. Immer wenn ich meine alten Semi-Kollegen treffe, beginnen wir im Chor die alten Lieder aufzufrischen – und das ist etwas Schönes. Aber aktiv in einen Chor gehen? Nein.

«Alle Spiegel abschaffen».

Das wäre schade, denn ich bedanke mich jeden Morgen beim Herrgott, dass er einen solch schönen Menschen geschaffen hat ... und sobald mein Sohn das Badezimmer verlassen hat, sehe ich das Elend vor dem Spiegel stehen.

«Sich langweilen».

Das ist wichtig. Ganz wichtig. Über das Langweilen hole ich meine Kreativität, kann ich neue Gedanken fassen. Wir achten darauf auch zu Hause. Wir schauen beispielsweise, dass unsere Kinder so wenig wie möglich mit Tablets und Handys Kontakt haben. Wenn sie kommen und fragen: «Dürfen wir einen Film schauen?», sage ich meistens Nein. Die Kinder antworten dann: «Ist langweilig.» Doch schon Minuten später spielen sie weiter. Langeweile müsste auch in der Schule viel mehr hochgehalten werden.

«Jonglieren».

Das konnte ich nie. Auch meine Kinder nicht. Vielleicht weil ich Widder bin.

«Bohnen ziehen».

(Lacht)  Welcher Schafseckel hat dieses Buch geschrieben?

Es sind zwei Frauen, die das Buch geschrieben haben …

Ups. Wie würde man jetzt Schafseckel gendermässig richtig verkaufen? Die Schafseckelnden?

«Alte Liebesbriefe lesen».

Ja, das ist etwas Schönes. Ich habe tatsächlich noch von meiner ersten Freundin, die ich in Schweden hatte, und mit der ich sieben Jahre zusammen war, ein paar Dutzend Liebesbriefe daheim. Diese wieder einmal zu lesen, wäre sicher etwas Schönes.

Was würde Ihre Frau dazu sagen?

Meine Frau Christina ist ein grosses Glück in meinem Leben. Ich durfte sie kennenlernen, als ich 42 Jahre alt war. Das heisst: erwachsen. Erwachsen geworden war ich mit 35 – und mit 42 kam ich bei mir an. Da lernte ich meine Frau kennen und fuhr in einen sicheren Hafen ein. Christina ist unglaublich grosszügig, wahnsinnig fröhlich, einfach eine Wucht.

«Sich einen Seitensprung vorstellen».

Hmm … Diese Seitensprünge, die ich hatte, waren immer Leichen, die du vergraben hast, und die irgendwann zu riechen begannen. Nein, das ist out of my … ich sagte ja bereits: Mit 35 bin ich erwachsen geworden.

«Den Himmel betrachten».

Sehr schön. Das gefällt mir. Als Kind habe ich das oft getan. Manchmal fragte ich dann mein Mami: «Kann ich den Papi sehen?» – Antwort: «Wenn du alle Sterne zählst, dann siehst du ihn plötzlich.» Das führte natürlich dazu, dass ich eingeschlafen bin.

«Sein Testament aufsetzen».

Das habe ich tatsächlich gemacht. Ich sage zwar immer: Wo kein Vermögen ist, kann es auch keinen Krach geben. Aber es ist enorm wichtig, ein Testament aufzusetzen. Gerade wenn man in zweiter Ehe lebt und mit beiden Frauen Kindern hat, dann musst du das regeln, damit der Nachwuchs später untereinander keinen Streit bekommt.

Marco Rima über das AHV-Alter: «Pension bedeutet Stillstand. Eigentlich sollte niemand in Pension gehen. Dass jemand, der hart gearbeitet hat, im Alter reduziert, ist super. Ansonsten finde ich, sollte man ganz andere Wege suchen.»
Marco Rima über das AHV-Alter: «Pension bedeutet Stillstand. Eigentlich sollte niemand in Pension gehen. Dass jemand, der hart gearbeitet hat, im Alter reduziert, ist super. Ansonsten finde ich, sollte man ganz andere Wege suchen.»
Bild: Olivia Sasse

Das waren einige Tipps aus dem Büchlein «Fünfzig Dinge, die erst ab fünfzig richtig Spass machen». Bleibt die Frage: Welche Dinge machen Ihnen wirklich erst Spass, seit Sie 50 sind?

Puh. Ich finde älter werden nicht so ein Problem. Aber wenn man jeden Morgen aufsteht und feststellt, dass es noch andere Knochen gibt, die man vorher noch nicht entdeckt hat, dann ist das mühsam. Von daher versuche ich das Leben zu geniessen und mich über das Jetzt zu freuen. Alt werden ist ein riesiger Schrott.

Hält Humor eigentlich jung?

Ja, Humor hält jung. Ich glaube, wer mit Humor in einer Beziehung lebt, wer Humor im alltäglichen Leben anwendet, erlebt mehr glückliche Momente.

Was ist Ihre liebste Einsamkeitsbeschäftigung?

In den Himmel schauen. Das sind jene Momente, in denen ich mich zurückziehe und gelernt habe, mich zu langweilen. Das schafft Raum für neue Ideen. Auch gedankenlos zu sein mag ich sehr. Zudem begleitete ich seit Kurzem meine Frau, wenn sie im Ägerisee baden geht: Sie schwimmt, während ich auf dem Standup-Brett neben ihr paddle und blöd in den Wald hinausschaue. Das Problem dabei: Christina stellt mir dabei ständig Fragen, bis ich irgendwann sage: «Jetzt schwimm doch einfach mal.»

Sie wollen in solchen Momenten nichts denken, aber Ihre Frau scheinbar schon.

Meine Frau ist zwölf Jahre jünger. Sie ist ein Jungspund. Sie verwaltet den ganzen geschäftlichen Bereich und hat nicht nur einen Partner, sondern auch ein Pferd im Stall, also mich, das sie versorgen muss. Daher denkt sie natürlich etwas heftiger.

Lieber einatmen oder ausatmen?

Einatmen. Dann weiss ich, dass ich noch lebe.

Ins Meer hinausschwimmen: lieber allein oder zu zweit?

Immer zu zweit. Also ich bin ein riesiger Schisshas. Mit meiner Frau ins Meer hinausschwimmen ist sowieso etwas Schönes. Aber so richtig weit hinausschwimmen würde ich mit einem Kollegen, weil das Risiko, dass einer von uns beiden von einem Weissen Hai angefallen würde, so um 50 Prozent gemindert wäre.

Ein anderes Wort für Liebe?

Vertrauen.

Grundsätzlich: Sind Ihnen die Menschen sympathisch?

Ja. Ich darf sagen, dass ich die Menschen liebe und ihnen vertraue. Das Wort «vertrauen» ist ein spannendes Wort. Wenn zwei Menschen sich lieben und sich trauen zu trauen, dann gibt es eine Trauung. Heiraten kannst du nur, wenn du auch dir selber vertraust. Wenn du weisst, wer du bist. Wenn ich mir selber traue, dann habe ich mich selber auch gern, und wenn ich mich selber gern habe, dann liebe ich mich. Darum ist Vertrauen das passende Wort für Liebe.

Es gibt aber auch viele, die sich trauen und danach wieder scheiden lassen …

Prüfe, wer sich ewig bindet. Bevor ich meine Frau fragte, ob sie mich heiraten möchte, nahm ich mir zwei Jahre Zeit, um mich zu fragen: Was bedeutet das eigentlich wirklich?

Weil Sie es schon einmal nicht konnten …

Das stimmt. Ich konnte es schon einmal nicht, aber nicht weil meine Ex-Frau keine coole oder tolle Frau gewesen wäre, sondern weil ich in einem komplett falschen Zeitpunkt einen Weg ging, für den meine erste Frau gar nichts konnte. Eigentlich strafte ich sie für etwas, das bei mir nicht stimmte. Das tut einem nachträglich leid. Doch es hat mich auch geprägt. Und diese ganzen Erfahrungen kann man mitnehmen. Das grosse Glück meines Berufes ist es ja auch, dass ich das alles umsetzen kann, auf die Bühne bringen kann, in einem Film verarbeiten. Mein Kinofilm «Liebling, lass uns scheiden» hat viel mit meinem Leben zu tun und der Verarbeitung meiner letzten Ehe.

Quelle: Youtube

Sie leben in einer Patchwork-Familie.

Das braucht einen Haufen Bereitschaft von allen.

Ihre Frau Christina fand die Patchwork-Familie Rima am Anfang alles andere als prickelnd. Sie sagte in einem Interview: «Meine Vorstellung von Familie war klassisch: Kinder, Eltern, Grosseltern – fertig. Ich musste umdenken und erkennen, dass das andere auch gut sein kann, auch wenn es nicht immer einfach war. Über die Jahre hat man sich gefunden, und heute ist es echt super.» Wie läuft es heute in Ihrer Familie?

Es ist eine sehr aussergewöhnliche Situation, aber es läuft wirklich super.

Feiern manchmal alle, wirklich alle Familienmitglieder zusammen Weihnachten?

Ja. Dann kommen alle Mütter und auch Philipp, der neue Partner meiner Ex-Frau mit seiner Tochter Lea. Philipp ist ein richtiger Freund geworden. Er begleitete mich auch auf der Velotour, die ich für das Schweizer Fernsehen unternommen habe. Ich bin ihm sehr dankbar, weil er sehr glücklich, sehr fröhlich ist und mit einer grossen Bereitschaft auch meine Kinder begleitet hat.

Warum funktioniert die Patchwork-Familie Rima so gut?

Meine Eltern liessen sich scheiden, als ich 19 war, sie heirateten fünf Jahre später ein zweites Mal. Ich habe meine Eltern immer sehr respektvoll erlebt. Auch geschieden waren sie als Paar immer noch verbunden. Man kann sich ja entlieben in einem körperlichen Sinn. Und doch hat man sich irgendwann ja verliebt und füreinander entschieden. Obwohl ich sie sehr verletzte, hat mir meine Ex-Frau später wieder ihre Freundschaft geschenkt. Das ist genial. Für mich wiederum war immer klar: Ich verlasse jetzt nicht einfach die Familie und schaue nur noch für mich. Später erkannte ich auch: Nicht im Konstrukt der Familie zu leben, ist sehr merkwürdig. Ich gehe mit meiner heutigen Frau und unseren Kindern viel behutsamer um.

Wie behutsam sind Sie während der Festtage? In vielen Familien gibt es dann oft Streit.

Es gab mal eine Weihnachtsfeier bei uns, während der es richtig getätscht hat. Damals kam es zu einer Aussprache zwischen zwei Menschen ...

... zwischen Ihnen und Ihrer Ex-Frau?

Nein. Es war sehr lässig zu sehen, wie die ganze Familie darauf reagiert hat: relativ locker. Die beiden Menschen haben sich irgendwann wieder gefunden. Das sind ja immer auch relativ feucht-fröhliche Feste. Vorletztes Jahr haben wir übrigens nicht alle zusammen Weihnachten gefeiert, weil wir in den Ferien waren. Als wir letztes Jahr dann wieder da waren, waren alle froh. Ich richte das Weihnachtsfest sehr gern aus. Mit allem Drum und Dran: Weihnachtsbaum, Festessen … die Gäste sollen sich nur hinsetzen können. Ich bin – typisch Tessiner – sicherlich einer, der schaut, dass alle zusammenhalten und dass sich die Familie Sorge trägt. Aber natürlich entspricht das, wie ich es haben möchte, nicht immer dem Gusto der anderen.



Werden Familienfeste erst durch Kinder richtig schön?

Finde ich, ja. Es wird sehr merkwürdig sein, wenn alle Kinder ausgeflogen sind. Doch man muss das als Eltern so hinnehmen. Meine beiden Grossen werden wahrscheinlich an Weihnachten bald nicht mehr dabei sein. Daher bin ich froh, dass ich noch zwei kleine Kinder habe, mit denen ich das weiterhin geniessen darf.

Wer ist der grösste Entertainer in Ihrer Patchwork-Familie?

Alle meine vier Kinder können uns sehr gut unterhalten. Mein Erstgeborener, Nici, ist sogar wahnsinnig talentiert.

Kann Nicolas gut Witze erzählen?

Er ist einfach enorm lustig. Doch er möchte sich jetzt zuerst als Grafiker und Fotograf entwickeln. In der Komik steht ihm mein Name noch etwas im Weg. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das irgendwann plötzlich dreht. Mia, meine älteste Tochter, ist wie ich. Sie ist auch eine Schafferin. Sie geht ans Lehrerseminar und ist jetzt gerade mit der Abschlussarbeit beschäftigt. Sie will ein Musical realisieren. Ich spüre, dass sie ein enormes Talent hat, regietechnisch, pädagogisch und mehr. Bei Malea, meiner kleinen Tochter, habe ich im Moment das Gefühl, dass sie fadengrad meinen Weg geht. Und Luca, der jüngere Sohn, ist auf seine Art ein Entertainer. Er spielt alles nach, was Papi macht. Ich vermute, dass er einmal das Klassenkalb wird.

Waren Sie das auch, das Klassenkalb?

Oh ja, klar. Das war mit ein Grund, weshalb ich Lehrer geworden bin. Ich fragte meinen Sekundarlehrer: «Was halten Sie davon, wenn ich Lehrer werde?» Darauf antwortete er: «Ein gutes Klassenkalb gab schon immer einen guten Lehrer.» Danach war für mich klar: Ich werde Lehrer.

Können Klassenkälber auch gut Witze erzählen?

Das muss nicht unbedingt sein, aber sie haben sicher ein Gespür für Leute,  die eher etwas schwieriger sind oder etwas lauter oder etwas aussergewöhnlicher.

Haben Sie Lust, jetzt Ihren absoluten Lieblingswitz zum Besten zu geben?

Ich weiss gar nicht, ob ich einen Lieblingswitz habe. Das ist irgendwie, wie wenn du einem Hochspringer sagen würdest: Spring jetzt mal 2,40 Meter über den Tresen. Einen Lieblingswitz habe ich keinen ... ach, dieser könnte es vielleicht sein: Ein Fuchs, ein Hase und ein Bär müssen sich fürs Militär stellen gehen. Alle haben keine Lust. Zuerst geht der Fuchs. Bevor er ins Büro hineingeht, schneidet er sich den Schwanz ab. Er denkt sich: Ein Fuchs ohne Schwanz ist sicher untauglich. Jubelnd kommt er fünf Minuten später wieder heraus und ruft: Yeah, ich muss nicht ins Militär! Fuchs ohne Schwanz – untauglich. Also sagt sich der Hase: Ich schneide mir die Löffel ab. Ein Hase ohne Ohren, keine Chance! Fünf Minuten später kommt der Hase raus: Yeah, Hase ohne Ohren, keine Chance! Sagte sich der Bär: Oh Mist, ich habe keinen Schwanz und nur Stummelöhrchen. Was soll ich bloss machen? Also schlägt sich der Bär in die Fresse und geht blutverschmiert ins Büro. Fünf Minuten später kommt der Bär wieder raus und erklärt: Ich muss auch nicht ins Militär. Ich bin zu dick!

Mögen Sie eigentlich Geschenke?

Mittlerweile habe ich Freude an Geschenken. Früher konnte ich sie nur schlecht annehmen.

Grosszügigstes Geschenk, das Sie jemals jemandem gemacht haben?

Mittlerweile ist das grösste Geschenk für meine Frau, wenn wir uns Zeit nehmen für Reisen.

Ist der Konsumterror vor den Festtagen ein Wahnsinn?

Ja. Wir leben auf der einen Seite sehr privilegiert, in einer Bubble. Die Kühlschränke laufen immer lauter und besser.

Das schönste Kompliment, das Ihre Kinder Ihnen je gemacht haben?

Bekomme ich recht viele, aber drei Worte genügen eigentlich: Ich liebe dich.



Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihren Kindern zusammen etwas allein unternommen?

Neulich war ich mit Luca am Hockey-Match gegen Lugano, den wir 3:2 im Penaltyschiessen gewonnen haben.

«Wir»?

Wir sind natürlich Zug, der EVZ.

Welche Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern weitergeben, welche keinesfalls?

(Langes Schweigen) Ich habe die Tendenz, dass ich mich sehr in mich hineinbohren kann, mich in einer Spirale drehe. Früher sagte man dazu: Selbstmitleid. Das ist etwas, das mir auf den Senkel geht. Heute kann ich zwar darüber lachen, aber diese Charaktereigenschaft möchte ich nicht an meine Kinder weitervererben.

Sind Sie eine Mimose?

Danke, dieses Wort habe ich gesucht.

Wenn Ihre beiden jüngsten Kinder 20 sind, werden Sie fast 70 sein. Stinkt Ihnen das?

Ja.

Sind ältere Väter bessere Väter?

Sie sind milder, ruhiger. Als älterer Vater spürt man nicht mehr so diesen Druck. Man macht nicht mehr jeden Seich mit. Die Schule ist sowieso überbewertet. Mein Rat an die Kinder: Probiere, das Beste draus zu machen. Mach das, was du musst. Aber sei in erster Linie du selber, und geniesse das Leben.

Sie haben vier Kinder: Wer geht wem mehr auf die Nerven: Sie den Kindern oder die Kinder Ihnen?

Ich den Kindern, völlig klar. Malea kommt in die Vorpubertät. Das heisst, Dinge, die ich tue, werden peinlich. Irgendwann wird es so sein, dass ich sie nicht mehr küssen darf, zum Abschied. So geht man dann durch die verschiedenen Phasen, in denen plötzlich das eine oder andere uncool wird. Aber das ist alles okay.

Haben Sie Ihre Kinder politisch erzogen?

Politisch nicht im Sinne von auf eine Partei hin, aber was wir ihnen weitergeben, sind Werte: Anstand, Respekt, Liebenswürdigkeit. Das sind die drei Dinge, die meiner Frau und mir sehr wichtig sind. Und darum ist es auch so wichtig, dass es Elternzeit gibt. Denn wenn wir diese bekommen, und das sollten sich diese Erziehungsdirektoren hinter die Ohren schreiben, dann haben es die Lehrer künftig auch einfacher mit Kindern, die liebenswürdiger und respektvoller sind, und sie können mit ihnen besser arbeiten. Aber wenn Kinder schon um sieben Uhr in die Schule gehen müssen und danach noch zwei Stunden Hausaufgaben haben, dann hast du diese Zeit nicht. Elternzeit ist extrem wichtig. In dieser Zeit können Mutter und Vater ihre Werte weitergeben.

Waren Sie mit Ihren Kindern je auf einer Demonstration?

Nie.

Wann waren Sie zuletzt demonstrieren?

Auch noch nie.

Haben Ihre Eltern Sie politisch erzogen?

Unser Mittagstisch hatte den Vorteil, dass wir viel zusammen redeten. Wir mussten erst um 14 Uhr wieder in der Schule sein. An ein Gespräch mag ich mich besonders gut erinnern – Papi sprach über Hybridautos. Damals war man der Meinung, dass es das nie geben werde, weil die Elektromobilität zu kompliziert sei. Natürlich redeten wir auch über den Zweiten Weltkrieg, die Nazis, den Holocaust und das Judentum. Von meinem Grossvater habe ich mein Interesse für Geschichte.



Haben Sie den Zweiten Weltkrieg in der Schule durchgenommen?

Interessant ist ja, dass es in der Schule meist aufhört, bevor der Zweite Weltkrieg an die Reihe kommt. Mit dem Ersten Weltkrieg und den Verträgen von Versailles war es bei uns fertig. Aber man spricht nie darüber, weshalb sich dieses Europa so schwertut mit der Völkerverständigung. Nach wie vor gilt es als schick, den Deutschen die Schuld zuzuschieben. Aber kein einziges Land will sich doch mit seiner eigenen Geschichte auseinandersetzen und dann feststellen: Hey, die Katastrophe hat vielleicht auch etwas mit uns zu tun. Auch in der Schweiz hatten wir viele Nationalsozialisten. Und wir hatten das Nazi-Gold. Die Tschechen haben teilweise kollaboriert, die Franzosen. Wenn die Leute mehr über ihre eigene Geschichte reden würden, würde man vielleicht mit einer anderen Art und Weise auf die Menschen zugehen.

Waren Ihre Eltern glücklich mit Ihrer Entscheidung, Komiker zu werden?

Mein Mami fand das super. Sie freute sich, an jede Filmpreisverleihung mitkommen zu dürfen und alle Leute kennenzulernen, die sie bewundert. 

Gab es den peinlichen Moment, dass Ihre Mutter mitkam und Promis verwechselte?

Nein, das passierte ihr nicht.

Sie kannte jeden Star?

Es war eher so, dass man schnell überall wusste, wer Frau Rima ist. Weil meine Frau ... äh ... meine Mami war sehr entscheidend für alle meine Frauen im Sinne von: Ich orientiere mich als Bub natürlich an meiner Mami. Und da meine Mutter eine sehr starke und stolze Frau ist, wusste ich immer, dass ich eine starke und stolze Frau an meiner Seite haben möchte, nicht irgendein Tüpfi, sondern eine, die mir den Tarif durchgibt. Mein Mami kann einfach gut auf Leute zugehen. An der letzten Veranstaltung, die sie mit mir besuchte, unterhielt sie sich zum Beispiel mit Sabine Christiansen. Die kam dann später auf mich zu und sagte: Sie müssen mich unbedingt mal besuchen kommen auf Mallorca – mit ihrer Mutter.

War Ihre Mutter Familienfrau oder arbeitete sie auswärts?

Ich habe meine Mutter immer als Mami erlebt. Nach der Scheidung ging sie wieder arbeiten, machte bei Möbel Pfister den Empfang. Sie war sehr beliebt. Ich sage immer, es tut allen gut, eine Aufgabe zu haben. Nur Vater und Mutter oder Hausfrau und Hausmann zu sein, das finde ich sehr streng. Wer daran Freude hat, von mir aus. Aber ich finde eine Kombination lässiger.

Welchen Beruf hatte Ihr Vater?

Papi war Geschäftsführer beim Reisebüro Kuoni. Eigentlich wollte er Schauspieler werden. Aber damals war das ein No-Go.

War das Reisebüro seine Bühne?

Das Reisen wurde zu seiner Bühne! Ich treffe heute noch oft Leute, die mir sagen: «Rima … Kennen Sie eigentlich Giorigo Rima?» «Ja, das ist mein Vater.» Danach höre ich solche Geschichten, wie jene, dass er in Hotels Hechtsprünge über Polstergruppen machte und überhaupt immer für viel Unterhaltung sorgte. Meinen Vater kannte man als Monsieur Kuoni von Zug.

Waren Ihre Eltern streng?

Ich hatte wahnsinnig liebe Eltern. Papi war einfach wichtig, dass ich in «Betragen» kein «unbefriedigend» habe. Was ich jedoch nie schaffte.

Welchen Seich stellten Sie denn an in der Schule?

Ich weiss es auch nicht. Einen Lehrer störte nur schon meine Anwesenheit. Es gab ein Strichli-System, bei dem du ab sechs Punkten kein «befriedigend» mehr bekamst. Ich hatte 87 Strichli ... nach zwei Monaten. Wenn ich jedoch einen Lehrer gern mochte, ging ich für ihn durchs Feuer. Selbst ein Lehrer erfuhr ich später am eigenen Leibe, was es heisst, schwierige Kinder in der Klasse zu haben.

Was taten Sie in solchen Situationen?

Ich ging auf das Kind zu und sagte: «Ich weiss, du magst mich nicht. Ich mag dich aber auch nicht. Aber lass uns zusammen einen Weg finden, damit wir uns mögen und einen Weg zusammen finden.» Das allein genügte oft, dass genau dieser Schüler mein Lieblingsschüler wurde.

Mussten Sie als Kind viel mithelfen?

Es ging so. Nach dem Mittagessen mussten wir abwaschen und abtrocknen. Das gab immer riesige Lämpen, weil meine Schwester und ich uns stritten, wer abwäscht und wer abtrocknen muss. Dann kam mein Papi und sagte: «Dann mache ich halt alles!» Dann schrien wir: «Nein, Papi!» Es war immer laut bei uns. Meine Mutter bekam jeweils fast einen Herzinfarkt, wenn sich mein Vater und ich stritten. Wir waren auf einem solch hohen Level. Doch kurz darauf war alles wieder gut, und wenn wir in die Schule gingen, verabschiedeten wir uns bereits wieder mit einem Kuss.

Welche Teenagersünde wollen Sie exklusiv auf Bluewin.ch beichten?

Uiii, das mag jetzt vielleicht für viele sehr enttäuschend sein, aber ich war ein sehr braver Teenager. Ich pubertierte nicht gross. Ich war zwar laut und hatte eine grosse Klappe. Und jeder Vater, dessen Tochter ich nach Hause begleitete, hatte wohl Schiss, dass ich diese schwängere. Doch in Wahrheit verlor ich meine Unschuld erst mit 20, davor überspielte ich sie mit meiner grossen Klappe. Wenn es darauf angekommen wäre, hätte ich nie gewagt, einem Mädchen zu sagen: Ich habe dich gern.

Aber mit 20 hat es dann endlich geklappt ...

Ja. Da wusste ich, ich muss diesem Mädchen jetzt sagen: I like you. Danach begannen wir richtig zu schmusen auf einem Mäuerchen an der ligurischen Küste während einer lauen Sommernacht. Am nächsten Tag lagen wir am Strand und küssten uns weiter. Dann schrie sie: Lass uns ins Meer gehen! Darauf ich: Ein bisschen später, denn ich muss zuerst noch den Ölturm einfahren …

Marco Rima über Teenagersünden: «Ich war laut und hatte eine Riesenklappe. Und ich glaube jeder Vater, dessen Tochter ich nach Hause begleitete, hatte Schiss, dass ich die schwängere. Ich verlor meine Unschuld aber erst mit 20, weil ich meine Unschuld mit einer Riesenklappe überspielte.»
Marco Rima über Teenagersünden: «Ich war laut und hatte eine Riesenklappe. Und ich glaube jeder Vater, dessen Tochter ich nach Hause begleitete, hatte Schiss, dass ich die schwängere. Ich verlor meine Unschuld aber erst mit 20, weil ich meine Unschuld mit einer Riesenklappe überspielte.»
Bild: Olivia Sasse

Welche Gerüche verbinden Sie mit der Kindheit?

Meine Nonna duftete immer nach Lavendel und kochte Risotto. Sie kochte wahnsinnig gut. Dann den Keller meines Grossvaters, in dem Kohle gelagert wurde und eingemachte Äpfel. Und die Salatsauce meines Grosis.

Ihre Lieblingsfarbe?

Rot. Ferrari-Rot.

An wen ging Ihr letzter von Hand geschriebener Brief?

Das ist schon eine Weile her. Heute Morgen schrieb ich eine Notiz an meine Frau: «Love you so much».

Wenn Sie an die Frauen denken, die Ihr Leben geprägt haben, wer kommt Ihnen als Erste in den Sinn?

Meine Frau ... wahnsinnig ... und dann meine Schwester. Je älter wir werden, desto mehr Kontakt haben wir wieder. Das ist lässig. Wir machen ab und zu Reisen zusammen mit unseren beiden Töchtern. Dann erleben diese beiden Töchter uns als Geschwister, wie wir zusammen auf dem Bett liegen und uns alte Geschichten erzählen, über die wir laut lachen. Einmal machten wir mit unserer Mami eine Reise nach Rom. Die war natürlich selig, wie wir bis morgen um drei Uhr miteinander lachten und redeten. Meine Schwester und ich haben dasselbe Hobby. Wir golfen gerne. Meine Schwester ist einfach eine tolle Frau. Ich würde sie sofort heiraten. Meine Frau ist das, was meine Mami und meine Schwester an positiven Eigenschaften mitbringen. Sie ist ein ähnlicher Frauentyp.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten Schulschatz?

Sie hiess Corina Mini, und ich küsste sie unter einem Busch – und dann gaben wir uns auf den Ranzen. Wir rammelten zusammen wie unter Jungs. Sie würde ich gern einmal wiedersehen. Corina, melde dich bitte bei mir.

Mögen Sie Blumen?

Ich liebe Magerwiesen, und ich schenke gern Blumen, und ich achte auch darauf, dass ich den Blumenwunsch richtig erfülle. Meine Frau mag beispielsweise keine roten Rosen, weshalb ich auch nie mit roten Rosen nach Hause komme.

Wann haben Sie Ihrer Frau das letzte Mal Blumen geschenkt?

Das ist ein Weilchen her. Wir unternehmen derart viel, dass diese Blumen kaputtgehen würden, bevor ich sie überhaupt in die Vase gestellt hätte. Meine Frau mag lieber andere Dinge, wie zusammen Zeit haben oder draussen sein und während eines Spaziergangs zusammen reden.

Das schönste Lob, dass Ihnen Ihre Frau Christina je gemacht hat?

Das ist eine unausgesprochene Sache ... ich fühle mich von ihr total geliebt.

Wie nennen Sie Ihre Frau?

Schatz oder Christina.

Wie nennt sie Sie?

Marco oder Schatz.

Wie nennt Sie Ihre Frau, wenn Sie böse mit Ihnen ist?

Dann kommt ein scharfes «Schatz!» oder ein klares «Marco!». Aber bei Christina merke ich es schon am Gesicht oder an der Körpersprache, wenn etwas nicht mehr gut ist. Aber meine Frau ist viel ausgeglichener als ich. Ich habe die Periode 30 Mal im Monat, sie nur einmal.

Wie haben Sie sich ineinander verliebt?

Das ist eine verrückte Geschichte. Es begann 2003 im Lift im Hotel Hyatt in Melbourne. Wir besuchten beide das «Australian Open», weil wir beide Tennis mögen und auch selber spielen. Im Lift sagte sie zu mir: «Ich kenne Sie.» Ich dachte, die Frau kennt mich von der «Wochenshow» oder so. Doch sie kannte mich als Gast von einem Geburtstag einer deutschen Schauspielerin, der 2002 in Hamburg-Rotherbaum war. Es war tatsächlich so, dass ich dort eine Tennis-Exhibition gespielt hatte. Diese sah Christina zwar nicht, doch den Geburtstag. Und Christina liebt Geburtstage, daher sagte sie mir: «Einen solchen Geburtstag wünsche ich mir auch.» So lernten wir uns kennen und trafen uns darauf in den folgenden Tagen immer wieder beim Frühstück oder Tennis. Dann verliebten wir uns ineinander und gingen zusammen Fahrrad fahren in eine Bucht. Dort cremte sie mir das Single-Dreieck mit Sonnencrème ein, und als ich diese Hände auf meinem Körper spürte, wusste ich: Das ist sie. Bei ihr möchte ich bleiben. Fünf Tage später, als sie nach Hause fliegen wollte, fragte ich sie: «Kannst du nicht etwas länger bleiben?» Und so begann unsere vorgezogene Hochzeitsreise.

Und zwei Jahre später folgte der Heiratsantrag?

Genau. Irgendwann fragte sie mich: «Ähm, heiraten?» Zu Beginn unserer Beziehung hatte ich immer gesagt: Keine Kinder mehr, nie mehr heiraten. Sie schien es zu akzeptieren. Doch wiederum ich begann mich von diesem Moment an zu fragen: Wieso eigentlich nicht doch? Die Hürde für mich war, dass ich meinen Kindern sagen musste: «Schaut, das ist jetzt sehr ernst, ich heirate nochmals.» Die erste Frage meiner ältesten Tochter, Mia war damals neun Jahre alt, lautete: «Was ist mit uns?» – «Alles normal!» – «Woher weisst du das?» – «Ich kann es dir schriftlich geben, aber das nützt dir nichts.» Ja, ich hatte Angst, es meinen Kindern zu sagen. Und natürlich: Was passiert, wenn ich nochmals eine Familie gründen würde? Doch irgendwann wurde mir bewusst, dass ich auch Entscheidungen für mich treffen muss.

Was ist das Geheimnis Ihrer langjährigen Liebe?

Wie gesagt, ich habe mich selten so wohlgefühlt mit einem Menschen wie mit Christina. Es ist eine Vertrautheit, eine Begeisterung füreinander. Man fühlt sich geliebt und sagt sich das auch. Wir fühlen uns privilegiert mit unserer tollen Familie.

Einen Tick, für den Sie Ihre Frau über alles lieben?

Sie ist perfekt. Das ist das grosse Problem in unserer Beziehung. Sie hat ein umwerfendes Lachen und kann umwerfend über sich selbst lachen.

Mit welchem Satz kann Sie Ihre Frau zur Weissglut treiben?

Das habe ich dir schon immer gesagt!

Worüber streiten Sie am meisten?

Die Kinder.



In welcher Situation wären Sie lieber eine Frau?

In gar keiner. Ich fühle mich sehr wohl als Mann.

Könnten Sie sich vorstellen, eine Woche mit Ihrer Frau Rollen zu tauschen?

Dann würde ich all das leben, was sie lebt. Das heisst, ich würde von der Arbeit nach Hause fahren und anrufen, um zu fragen: Was gibt es zum Znacht? Was hast du gekocht? Bist du schon bereit fürs Bett? Ich bin eigentlich eher die Person, die daheim den Haushalt schmeisst.

In einem Interview haben Sie behauptet, Sie seien «der perfekte Hausmann».

Eine Frau muss sich ziemlich warm anziehen, wenn sie mit mir konkurrieren möchte. Meine Mutter sagte immer: Du bist erst dann ein starker Mann, wenn du all das auch kannst, was wir Frauen können müssen. Darum verstand ich Frauen immer gut. Ich verstehe eine Frau, die sagt: Nur der Haushalt und die Kinder allein genügen mir nicht. Ich muss zwischendurch auch mal was anderes machen, sonst reden wir nur noch über Kinder und Haushalt.

Das wollen wir doch jetzt mal testen: Wie viel Prozent der Aufgaben im Haushalt übernehmen Sie, wie viel Ihre Frau?

75 Prozent ich, 25 Prozent Christina. Dafür sie 75 Prozent im technisch-finanziellen Bereich, und ich bin für jene 25 Prozent verantwortlich, wie man es eben nicht machen sollte.

Wer hält mehr Ordnung im Haushalt, Ihre Frau oder Sie?

Ich.

Wie würden Sie einem Menschen, den Sie heute Abend kennenlernen, Ihr Haus beschreiben?

Es ist ein Haus aus den 1960er-Jahren, renoviert, mit Blick auf den Ägerisee, sehr wohnlich und mit guter Atmosphäre.

Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrem Haus lieben Sie am meisten?

Den Zwiebelschäler von Zyliss. Werde ich jetzt gesponsert?

Mit welchem Kunstwerk in Ihrem Haus könnten Sie nötigenfalls angeben?

Ein Bild von meiner Frau. Das Porträt hat der australische Künstler Barry Novis gemalt, der mittlerweile ein Freund von uns geworden ist.

Das letzte Kunstwerk, das Sie gekauft haben?

Ein Bild von Novis, das in unserem Schlafzimmer hängt – zu sehen sind darauf ganz viele nackte Frauen, die übereinander liegen. Es trägt den wunderschönen Titel: «Now you can go».

Das letzte Kunstwerk, das Sie verkauft haben?

Ich habe noch nie ein Kunstwerk verkauft.

Welches Talent hätten Sie gern?

Ich bewundere alle Sportler. Ich wäre gern ein Profisportler geworden. Ein super Tennis- oder Hockeyspieler. Was auch immer. Doch meine Talente haben dazu nicht ausgereicht.

Für welche Ihrer Charakterschwächen schämen Sie sich am meisten?

Schämen tue ich mich nicht. Aber ich bin verführbar, was meine Süchte anbelangt. Ich spienzle immer auf diese Mohrenköpfen, die ich hinter Ihnen sehe. Wobei: Mohrenköpfe darf man ja gar nicht mehr sagen ...

Sind Sie ein Zyniker?

Nein.

Sind Sie ein Optimist?

Ja.

Sind Sie eine Mimose?

Ja, immer noch.

War Gleichberechtigung je ein Thema in Ihrer Partnerschaft?

Nein. Es gibt für mich nur das partnerschaftliche Zusammengehen. Eine Beziehung bezieht sich ja aufeinander. Und nicht nur der eine gibt an, und der andere macht. Das wäre auch langweilig.

Was haben Sie erst durch Ihre Frau gelernt?

Ich bin wieder bei mir angekommen. Ich war eine Zeitlang verloren. Und das ist sehr unangenehm, wenn du in einem Flieger sitzt und alles hast, was du dir erträumt hast: Erfolg mit verschiedenen Shows wie der «Wochenshow», erfolgreich Musicals wie «Hank Hoover», einen Porsche, eine Familie, eine Geliebte und du trotzdem denkst: Wenn jetzt dieses Flugzeug abstürzen würde, dann gäbe es auf der Welt ein Arschloch weniger. Ich ging damals auch jedem Spiegel aus dem Weg und wollte diesen Typen nicht anschauen. Er war mir fremd.

Was ist die grösste Herausforderung in Ihrem Familien-Alltag?

Dass ich die 67 Treppenstufen, die zu unserem Haus hinaufführen, mit Getränken und Einkäufen unter dem Arm in weniger als einer Minute schaffe.

Gibt es Dinge, die Sie nicht ohne Ihre Frau tun können?

Ja, aber auf die müssen wir jetzt nicht eingehen.

Gibt es Dinge, die Sie nicht miteinander tun können?

Auch hier: Überlassen wir das lieber der Fantasie … Nein, natürlich gibt es Dinge, die ich nur mit meiner Frau tue.

Beenden Sie bitte den folgenden Satz: Den Altersunterschied zwischen uns …

… ist okay.

Und so geht's weiter:

Das «1000-Fragen-Interview» wird in vier Teilen auf «Bluewin» publiziert – morgen Dienstag folgt Teil zwei, am Mittwoch Teil drei und am Donnerstag Teil vier.

Marco Rima auf Tournee

Marco Rima geht nächstes Jahr auf Tournee. Der Vorverkauf für seine neue Show «#no Problem!?» startet am 25. Oktober 2019 bei Ticketcorner.

«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Bild: zVg
Die Bilder des Tages
Zurück zur Startseite