Beat Jans mag Kim de l'Horizon«Die nonbinäre Erzählfigur hat mich bewegt»
Bruno Bötschi
8.6.2024
Vor wenigen Tagen machte Beat Jans sein Versprechen wahr: Er telefonierte mit Nemo über die Rechte nonbinärer Menschen. Nun wird bekannt: Der SP-Bundesrat interessiert sich schon länger für das Thema.
Bruno Bötschi
08.06.2024, 10:01
09.06.2024, 11:57
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Bundesrat Beat Jans machte sein Versprechen kurz nach dem ESC-Sieg der Schweiz wahr: Am Mittwoch, 29. Mai, sprach er eine Stunde lang mit Nemo über die Situation von nonbinären Menschen in der Schweiz.
Jetzt wurde bekannt: Beat Jans setzt sich schon länger mit dem Thema «Nonbinarität» auseinander.
In der aktuellen Ausgabe vom Magazin «Interview by Ringier» verrät der SP-Bundesrat seine Lieblingsbücher – eines davon ist das «Blutbuch» von Kim de l'Horizon.
«Das Buch ermöglicht uns, eine Person zu verstehen, die nicht den geschlechtlichen oder sexuellen Normen der Gesellschaft entspricht», so Jans.
Nach dem Sieg beim 68. Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö verkündete Nemo: Es finde demnächst ein Gespräch mit Justizminister Beat Jans statt.
Nemo identifiziert sich als nonbinär, also weder nur dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig, und möchte am liebsten nicht «er» oder «sie» genannt werden.
«Ich will Musik machen, nicht Politik.» Und weiter: «Das Ding ist halt, dass ein nonbinärer Mensch automatisch zum Politikum wird, zum Individuum politischer Betrachtung, wenn Sie so wollen.»
Bundesrat Jans: «Es war ein spannendes, gutes Gespräch»
Das Videogespräch zwischen Bundesrat Jans und Nemo fand am Mittwoch, 29. Mai, statt. Es handle sich um einen ersten Austausch, teilte das Eidgenössische Justizdepartement danach mit.
Eingeladen zum Gespräch waren auch Menschen von Transgender Network Switzerland und We Exist, der neuen Lobbygruppe für Menschen aus dem nonbinären Spektrum.
Die Beteiligten besprachen, wie die Situation von nonbinären Menschen hierzulande verbessert werden könnte.
«Es war ein spannendes, gutes Gespräch, das rund eine Stunde dauerte», schreibt das Justizdepartement. Der Austausch werde fortgesetzt. Geplant ist, dass sich Jans und Nemo demnächst persönlich treffen werden.
Beat Jans und das Thema «Nonbinarität»
Wie jetzt bekannt wurde, setzt sich Beat Jans schon länger mit dem Thema «Nonbinarität» auseinander. In der aktuellen Ausgabe vom Magazin «Interview by Ringier» verrät der SP-Bundesrat seine Lieblingsbücher – eines davon ist das «Blutbuch» von Kim de l'Horizon.
Jans findet, dass das Buch, es gewann den Schweizer und den Deutschen Buchpreis, ein wichtiges Zeitdokument sei. «Es ermöglicht uns, eine Person zu verstehen, die nicht den geschlechtlichen oder sexuellen Normen der Gesellschaft entspricht.»
Und weiter: «Die nonbinäre Erzählfigur hat mich bewegt und dazu motiviert, das Basler Gleichstellungsgesetz voranzutreiben.»
Kurzer Rückblick: 2021 stellte das Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt unter Beat Jans eine Vorlage für ein neues Gleichstellungsgesetz vor. Es sollte neu nicht nur Frauen und Männer, sondern alle Geschlechtsidentitäten einander gleichstellen
Im Januar 2024 befürwortete das Basler Parlament mit grosser Mehrheit die Vorlage. Bisher bezog sich der Gleichstellungsauftrag auf Frauen und Männer, neu gilt dieser auch für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intersexuelle Menschen.
Schweizer*innen sind gegenüber Nonbinären nun toleranter
Interessant zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass sich seit Nemos ESC-Sieg die Einstellung gegenüber trans und nonbinärer Menschen in der Schweiz positiv verändert hat.
Zwei Wochen vor dem ESC-Final führten GDI-Forschende eine Umfrage unter 3000 Menschen in der deutschen und französischen Schweiz durch. Die Frage war, wie sie reagieren würden, wenn eine trans oder nonbinäre Person in ihre Nachbarschaft ziehen würde.
Rund ein Fünftel der Befragten gaben damals an, dass sie negative Gefühle hätten. Nur 13 Prozent empfanden positive Gefühle, während die Mehrheit, etwa zwei Drittel, diese Situation als weder positiv noch negativ betrachtete.
Eine Woche nach dem ESC-Final wurde die Umfrage mit 1000 Menschen wiederholt – mit interessanten Ergebnissen:
Der Anteil der Menschen mit negativen Einstellungen sank von 21 Prozent auf 13 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen mit positiven Einstellungen von 13 Prozent auf 21 Prozent. Der Anteil derjenigen, die neutral blieben, blieb unverändert bei zwei Dritteln.
Diese Veränderungen sind bemerkenswert. Obwohl ein direkter Zusammenhang nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, liegt gemäss den GDI-Forschenden die Vermutung nahe, dass Nemos Auftritt und die breite mediale Berichterstattung über Nonbinarität zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt habe könnte.
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