«The Code» stürmt die ChartsNemo ist verstummt – trotz weltweiten Erfolgs
Bruno Bötschi
18.5.2024
Danke, Nemo, wir sind ESC!
Nemo gewinnt den Eurovision Song Contest 2024 in Malmö. Damit holt das Bieler Ausnahmetalent den grössten Gesangswettbewerb der Welt in die Schweiz. Eine Video-Hommage an die erste non-binäre Person, die den ESC gewonnen hat.
11.05.2024
«The Code» von Nemo ist international auf Erfolgskurs: Der ESC-Siegersong liegt in vielen Ländern an der Spitze der Charts. Nemo hingegen braucht jetzt erst mal eine Pause – und gibt vorerst keine Interviews mehr.
Bruno Bötschi
18.05.2024, 18:45
18.05.2024, 19:44
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
«The Code» von Nemo liegt nach dem Sieg am Eurovision Song Contest, kurz ESC, im schwedischen Malmö in vielen Ländern an der Spitze der Charts.
Die Hoffnung ist gross, dass Nemos Erfolg hilft, die Anliegen non-binären Menschen in der Schweiz schneller voranzubringen.
«Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein», sagte Nemo im Schweizer Fernsehen SRF kurz nach dem ESC-Sieg.
Aber auch der erfolgreichste Mensch braucht einmal eine Pause. Und so hat Nemo entschieden, bis auf Weiteres keine Interviews mehr zu geben.
Immer wieder wird behauptet, der Eurovision Song Contest sei nur ein schräger Musikwettbewerb ohne wirkliche Bedeutung für die Welt der Popmusik.
Dass dies nicht stimmt, belegen die jüngsten Erfolge der italienischen Glamrock-Band Maneskin mit «Zitti e buoni» (2021) oder vom Niederländer Duncan Laurence mit «Arcade» (2020).
Auch das diesjährige Siegerlied von Nemo hat Potenzial zum Hit: In acht von neun untersuchten Ländern schaffte es «The Code» in die Top zwei der erfolgreichsten ESC-Hits, so das Resultat einer Auswertung des deutschen Marktforschungsunternehmens GfK Entertainment.
In sieben Ländern auf Platz eins, in 22 Nationen in den Top 20
Das ist aber längst nicht alles: In den Charts vom Streamingdienst Spotify landet Nemo mit «The Code» in sieben Ländern auf Platz eins und in 22 Nationen in den Top 20.
Weltweit rangiert «The Code» bei Spotify gar unter den 20 meistgespielten Titeln. Mittlerweile wurde der Song fast 13 Millionen Mal abgespielt.
Nemo verzeichnet zudem über drei Millionen monatliche Hörer*innen auf Spotify. Das sind deutlich mehr als etwa Rapperin Loredana (1'370'500), Schlagersängerin Beatrice Egli (577'000) oder die Stubete Gäng (206'000) erreichen.
Auf Apple Music sieht die Sache für Nemo und «The Code» noch besser aus: Dort steht der Song in zehn Ländern an der Chartspitze und in sage und schreibe 30 Nationen unter den besten 20 Titeln.
Und in der Schweiz? «The Code» kehrte am vergangenen Wochenende in die offizielle Single-Hitparade zurück– und zwar auf Platz 22. Es ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es am kommenden Sonntag noch weiter nach oben gehen wird.
Nemo will sich trotz ESC-Sieg nicht stressen lassen
Momoll, die Menschen sind der Meinung, dass «The Code» Spitze ist. Und so wundert es denn auch nicht, dass sich die Medien im In- und Ausland um Nemo reissen.
Doch Nemo will sich trotz ESC-Sieg nicht stressen lassen. Nemo lebt seit einiger Zeit in der deutschen Hauptstadt Berlin, umso mehr freute sich der 24-jährige Popstar auf die Rückkehr in die Heimatstadt Biel.
«Dort kann ich hoffentlich ausspannen, im Garten liegen und einfach mal nichts tun. Ich muss meinem Körper ein bisschen Ruhe geben, es war eine sehr intensive Zeit in Malmö.»
Nemo hielt Wort, legte sich daheim in Biel ins Gras und fragte auf Instagram: «War das alles nicht nur ein Traum!?»
Es sei immer noch schwer, so Nemo, die letzten Wochen zu verstehen. Und weiter: «Es ist so viel passiert und ich habe Schwierigkeiten, alles in Worte zu fassen. Danke von ganzem Herzen an mein wunderbares und hart arbeitendes Team, an so viele neue Freundinnen und Freunde und an euch allen, dass ihr meine Geschichte angehört und mir so viel Kraft gegeben habt und mir gezeigt habt, dass Liebe immer die stärkste Kraft auf dieser Welt ist.»
«Ich setze mich für einen dritten Geschlechtseintrag ein»
Der ESC-Erfolg von Nemo soll nun helfen, die Anliegen non-binären Menschen in der Schweiz voranzubringen. Anders als zum Beispiel in Deutschland ist es hierzulande noch nicht möglich, beim Eintrag ins Personenstandsregister neben «männlich» und «weiblich» auch «divers» oder «ohne» zu wählen.
«Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein», sagte Nemo kurz nach dem ESC-Sieg gegenüber dem Schweizer Fernsehen SRF. Das müsse so schnell wie möglich geschehen.
Justizminister Beat Jans lud Nemo kurz darauf zum Gespräch ein. «Lass uns bald zusammenkommen und über queere Rechte sprechen», schrieb der SP-Bundesrat.
Aber auch der stärkste und erfolgreichste Mensch braucht im Kampf für mehr Gerechtigkeit einmal eine Pause. Und so hat Nemo jetzt entschieden, bis auf Weiteres den Medien keine Interviews mehr zu geben.
«Wir sind überwältigt von all der schönen Resonanz, die wir aus der ganzen Welt erhalten», heisst es im E-Mail von Nemos Management.
Und weiter: «Nemo gibt vorerst keine weiteren Interviews. Nemo konzentriert sich auf den weiteren kreativen Prozess und auf die kommenden Liveshows. Tut uns leid, aber wir hoffen auf dein Verständnis.»
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