«Öko-Test» warnt vor Shein-Kleidern Billigmode aus China enthält Giftstoffe

vab

8.8.2024

Die chinesische Fast-Fashion-Kette Shein lockt mit tiefen Preisen. Doch die Billigmode soll die Gesundheit gefährden. 
Die chinesische Fast-Fashion-Kette Shein lockt mit tiefen Preisen. Doch die Billigmode soll die Gesundheit gefährden. 
Bild: IMAGO/Guido Schiefer

Bei Shein gibt es Kleidung zum Schnäppchenpreis. «Öko-Test» warnt jedoch vor gesundheitsschädigenden Stoffen, die in der Fast Fashion aus China enthalten sein soll. Das Ergebnis ist erschreckend.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Öko-Test», ein deutsches Verbrauchermagazin, hat Billigmode von Shein getestet.
  • Der chinesische Onlinehändler fällt klar durch: Nur ein Drittel der untersuchten Artikel schafft es zum Label «ausreichend».
  • In den Kleidungsstücken wurden giftige Schadstoffe gefunden, die gesundheitsschädigend sein können.
  • Auch beim Materialtest schnitt die Mode schlecht ab.

Das deutsche Konsumentenmagazin «Öko-Test» hat den Ultra-Fast-Fashion-Onlinehändler Shein unter die Lupe genommen. Getestet wurden 21 Kleiderstücke, darunter Damen-, Herren- und Kindermode. Erschreckend ist das vernichtende Urteil: Zwei Drittel der Artikel fallen durch.

Shein hat in den letzten Jahren auch in der Schweiz einen grossen Kundenstamm dazugewonnen. Laut Statista konnte der Billigmodehändler aus China seinen Umsatz von 3,15 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 32,5 Milliarden US-Dollar in 2023 steigern. 

Kleidung für wenig Geld ist gefragt, schnelllebige Trends befeuern Fast Fashion und mit tiefen Preisen lockt Shein Kund*innen in den Onlineshop. Schon 2022 deckte eine Untersuchung von Greenpeace Deutschland auf, dass in der chinesischen Schnäppchen-Mode gesundheitsschädigende Chemikalien enthalten sind.

Dieses Ergebnis unterstreicht der «Öko-Test» – er findet in acht der 21 untersuchten Produkte «kritische Chemikalien über dem Grenzwert».

Babykleidung enthält schädliche Giftstoffe

Das Beunruhigendste: Ausgerechnet in der Mode für Kleinkinder, die häufig ihre Kleidung in den Mund stecken, finden die Testenden gesundheitsgefährdende Chemikalien.

So befindet sich im Baby-Kleid mit Einhorn-Applikation Antimon, ein Giftstoff, der durch die Haut in den Körper gelangen und so schädlich sein könnte. 

Getestet wurde, «ob die bestellte Mode gesundheitsschädliche Schadstoffe enthält, wie viel Beanspruchung sie verträgt und unter welchen Bedingungen sie produziert wurde», fasst «Öko-Test» zusammen.

Und nicht nur die Mode für Kleinkinder fällt durch, auch bei den Produkten für Erwachsene zeigen sich beunruhigende Werte. Die schlimmsten Werte erzielten demnach zwei Sandalen, einmal für Männer und einmal für Frauen. 

In den untersuchten Damensandalen mit Leo-Muster wurde das Nervengift Blei sowie Cadmium gefunden. Letzteres kann die Nieren oder Knochen schädigen.

Die Herren-Sandalen, die im Labor genauer betrachtet wurden, überschritten ebenfalls den Wert für krebserregende Stoffe – und enthalten Phthalate.

Ausreichend, mangelhaft oder ungenügend

Nur ein Drittel schafft es laut «Öko-Test» zum Label «ausreichend». Die restliche getestete Ware fällt durch und schafft es nur zu «mangelhaft» oder «ungenügend».

«Manches Polyesterteil fühlte sich so gruselig billig an, dass keine von uns es freiwillig hätte überziehen wollen», befinden die Verfasser*innen des «Öko-Test».

Auch im Durchhaltetest schnitten die Shein-Kleider nicht gut ab. Die erwähnten Sandalen für Frauen gingen nach 14'000 Schritten kaputt und die Herren-Sandalen waren schon nach 5700 simulierten Schritten dahin. Setzt man das ins Verhältnis mit den vielfach empfohlenen 10'000 Schritten pro Tag, steht Fast Fashion hier wohl tatsächlich an der Tagesordnung. 

Beim Waschen der Billigmode fielen Verzierungen ab oder manche Kleidungsstücke gingen ein. So war etwa die «Outdoor-Cargohose für Herren» nach drei Waschgängen in der Maschine um das Doppelte kleiner.

«Wir nehmen die Ergebnisse von ‹Öko-Test› ernst»

Neben dem Labortest wurde auch ein Fragebogen an Shein versendet. Darin auszufüllen: faire Bezahlung, Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen, aber auch die Reglementierung der zulässigen Chemikalien in der Stoffproduktion. Antworten gab es vonseiten Shein keine.

Erst nach Veröffentlichung vom «Öko-Test» reagiert der chinesische Ultra-Fast-Fashion-Händler. So schreibt er auf Rückfrage von «Bild.de»: «Wir nehmen die Ergebnisse von ‹Öko-Test› ernst und nehmen vorsorglich, im Einklang mit unseren eigenen Sicherheitsprozessen und -protokollen, die Produkte aus dem Verkauf, von denen ‹Öko-Test› sagt, dass sie den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprechen würden und führen weitere Untersuchungen durch.»


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