Zehn verrückte Fälle Wenn Profi-Sportler Opfer von brutalen Gewalttaten werden

Jan Arnet und Patrick Lämmle

26.7.2019

Mesut Özil und Sead Kolasinac wurden am Donnerstag von Unbekannten angegriffen und mit einem Messer bedroht. Die beiden Fussballer sind längst nicht die einzigen Sportler, die Opfer von Gewalttaten wurden. 

Sead Kolasinac ist der Mann der Stunde im Weltfussball. Nicht wegen eines Traumtores oder einer Rettungsaktion auf der Linie, sondern einer Heldentat abseits des Platzes: Der bosnische Aussenverteidiger wehrt sich tapfer und mit blossen Händen gegen mit Messern bewaffnete Angreifer, die ihn und seinen Arsenal-Teamkollegen Mesut Özil ausrauben wollen.  



Während Kolasinac die Angreifer heroisch in die Flucht treiben kann, fürchtet Özil offenbar um sein Leben. In einem Video ist zu sehen, wie der deutsche Weltmeister von 2014 in seinen Mercedes steigt und losfährt. «Özil sah absolut verängstigt aus», berichtet ein Augenzeuge. Zum Glück haben sich die beiden bei der Attacke nicht verletzt um kommen mit dem Schrecken davon. «Ich denke, uns geht's gut», schreibt Kolasinac auf Instagram. Leider sind die Arsenal-Profis längst nicht die einzigen Sportstars, die schon einmal ein Schock-Erlebnis zu verarbeiten hatten. «Bluewin» blickt auf zehn Attacken zurück, die Schlagzeilen machten.


   1

Petra Kvitova

Ein Leben in Angst

Im Dezember 2016 wird Petra Kvitova in ihrer eigenen Wohnung überfallen und mit einem Messer attackiert. Die zweifache Wimbledon-Siegerin wehrt sich, wird dabei aber schwer an der Hand verletzt. Der behandelnde Chirurg bezweifelt, dass Kvitova einst wieder auf höchstem Niveau Tennis spielen kann. Doch wenige Monate nach der Attacke kehrt sie zurück, kämpft sich in die Top 10 zurück und erreicht 2019 den Final an den Australian Open.



Sportlich läuft es also wieder, doch der Vorfall hat sie geprägt. In einem Interview mit dem «Guardian» sagt sie kürzlich: «Ich vertraue Leuten nicht mehr. Vor allem Männern. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich Single bin.» Manchmal habe sie riesige Angst, dass jemand hinter ihr her sei. Immerhin: Der Täter wurde ein Jahr nach der Attacke festgenommen und zu acht Jahren Haft verurteilt.


   2

Valon Behrami

Schlechtes Gewissen?

Zwischen 2011 und 2012 sind Fussballer der SSC Napoli und ihre Angehörigen wiederholt Opfer von Verbrechen geworden. Auch Valon Behrami wird von der Camorra nahestehenden Ultras ausgeraubt. Die Diebe bedrohen ihn mit einer Pistole und nehmen ihm seine kostspielige Uhr ab. Die erhält er wenige Tage später wieder zurück. Während er Autogramme verteilt, fliegt die in einen Zeitungsknäuel eingewickelte Uhr aus der Masse durch das offene Fenster in seinen Wagen.


   3

Nathalie Birli

Wie im Horror-Film

Die österreichische Triathletin Nathalie Birli wird beim Training von einem Auto absichtlich angefahren. Daraufhin schlägt der Täter auf die Athletin ein und bricht ihr einen Arm, um sie dann mit Isolierband zu fesseln und in sein Fahrzeug zu zerren. Der «psychisch kranke» Mann fährt mit Birli in ein abgelegenes Haus und droht ihr an, sie in der Badewanne zu ertränken. Nach mehreren Stunden nimmt der Horror ein Ende. Der Entführer fährt Birli mitsamt ihrem Rennrad nach Hause – das wird ihm noch zum Verhängnis. Mithilfe des Computers am Velo kann die Polizei daraufhin den Tatort ermitteln und den 33-Jährigen festnehmen. –> zur ganzen Story.



   4

Monica Seles

Attacke mitten im Spiel

Monica Seles ist 19, ein Teenager, als sich ihr Leben von einer Sekunde auf die andere dramatisch verändert. Die damals beste Tennisspielerin der Welt wird auf dem Center Court am Hamburger Rothenbaum niedergestochen – von einem fanatischen Fan ihrer grossen Rivalin Steffi Graf. Während eines Seitenwechsels bei der Partie zwischen Seles und Magdalena Maleeva rammt Attantäter Günter Parche der auf der Bank sitzenden Seles ein Küchenmesser zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt.

Erst mehr als zwei Jahre nach dem Attentat kehrt Seles zurück. So gut wie vorher spielt die jüngste French-Open-Siegerin der Geschichte nie wieder. Einen weiteren Grand-Slam-Sieg feiert Seles bei den Australian Open 1996, doch ihr Leben gerät aus den Fugen. Sie erzählt in ihrer Biografie von Angstzuständen, Depressionen und Essstörungen.
–> Die ganze Story


   5

Polyana Viana

Wer ist hier der Täter?

Auf eine ziemlich dumme Idee kommt Anfang Jahr ein Räuber in Rio de Janeiro. Er will nämlich die UFC-Kämpferin Polyana Viana überfallen. Auf die genauen Details des Vorfalls wird hier verzichtet. Lieber lassen wir den vielsagenden Instagram-Post von UFC-Boss Dana White sprechen. Darin heisst es: «Auf der linken Seite ist eine unserer UFC-Kämpferinnen und rechts der Typ, der versucht hat, sie auszurauben. Eine ganz schlechte Idee.»


   6

Andres Escobar

Mord wegen Eigentor

Besonders tragisch ist die Geschichte von Andres Escobar, der im Juli 1994 auf einem Parkplatz in Medellin auf brutale Weise ermordet wird. Nur wenige Tage zuvor erzielt der damalige kolumbianische Nationalspieler im WM-Spiel gegen die USA ein Eigentor. Kolumbien verliert die Partie schliesslich 1:2 und verpasst den Achtelfinal-Einzug. Wütende Drogenbosse sollen den Mord an Escobar in Auftrag gegeben haben, weil sie bei Wetten auf den Einzug Kolumbiens ins Achtelfinale viel Geld verloren haben. Der Mord an den damals 27-Jährigen ist bis heute nicht ganz geklärt. Der mutmassliche Mörder wird nach der Tat zwar zu 43 Jahren verurteilt, kann das Gefängnis jedoch bereits 2005 nach insgesamt elf Jahren wegen guter Führung verlassen. 


   7

Mhlengi Gwala

Versuchter Bein-Klau

Im März 2018 wird der südafrikanische Triathlet Mhlengi Gwala in seiner Heimat auf dem Weg zum Training von drei Männern vom Velo gestürzt und mit vorgehaltener Pistole in ein Gebüsch gezerrt. Die Täter haben es aber nicht etwa auf die Wertsachen des damals 26-Jährigen abgesehen – sie wollen seine Beine absägen. Medienberichten zufolge scheitert dieses grässliche Unterfangen, weil die Täter eine stumpfe Säge verwenden und den Knochen nicht durchtrennen können. Schliesslich fliehen die Täter, bis heute fehlt jede Spur von ihnen.

Der Profi-Sportler erleidet schwere Verletzungen, lässt sich dadurch aber nur kurzzeitig aus der Bahn werfen, ehe er sich neue Ziele setzt. Anstatt an den Olympischen Spielen will er sein Land nun an den Paralympics vertreten. «Je früher ich ihnen vergebe, desto früher stehe ich auf und werde wieder stark», sagt Gwala, der bis heute jedes Mal zusammenzuckt, wenn er eine Kettensäge hört.


   8

Maurice Greene

Der dumme Dieb

Definitiv den falschen Mann beklaut hat im Sommer 1999 ein Taschendieb in Sevilla, wo damals die Leichtathletik-WM ausgetragen wird. Vor den Wettkämpfen versucht ein Mann am Flughafen den Rucksack von US-Hürdensprinter Larry Wade zu schnappen. Der Raub bleibt nicht unbemerkt, ein gewisser Maurice Greene sieht, wie sich der Mann mit dem Rucksack aus dem Staub machen will. Greene hatte erst ein paar Wochen zuvor einen neuen Weltrekord über 100 Meter aufgestellt (9,79 Sekunden) und holt den davoneilenden Dieb nach wenigen Sekunden ein.

Maurice Greene (im blauen Hemd) bemerkt den Dieb.
Maurice Greene (im blauen Hemd) bemerkt den Dieb.
Bild: ZVG
   9

Jefferson

Wie bei «GTA»

Wer schon einmal das Computerspiel «Grand Theft Auto» gespielt hat, kennt diese Szene ganz genau: Der «Spieler» klaut auf offener Strasse ein Auto, indem er den Fahrer einfach aus dem Wagen zerrt und davonfährt. Ziemlich genau auf diese Weuse wird im Herbst 2017 auch Brasiliens Ex-Nati-Goalie Jefferson überfallen. Als dieser bei einem Lichtsignal stoppt, bedrohen ihn die Täter mit einer Pistole und machen sich mit Jeffersons SUV aus dem Staub. Videoaufnahmen halten den Überfall fest.


   10

US-Schwimmer

Der erfundene Überfall

Für Aufregung sorgt bei den Olympischen Spielen ein vermeintlicher Überfall auf vier amerikanische Schwimmer, darunter auch der sechsfache Olympiasieger Ryan Lochte. Die US-Schwimmer geben der Polizei an, auf dem Weg ins Olympische Dorf nach einer Party ausgeraubt worden zu sein. Laut Lochte sei ihm sogar eine Pistole an die Stirn gehalten worden. Eine Geschichte, die sich später als Lüge herausstellt: In Tat und Wahrheit hatten die vier Schwimmer nämlich an einer Tankstelle randaliert, bis sie von Sicherheitskräften gestellt werden konnten. Lochte wird daraufhin für zehn Monate gesperrt, verliert lukrative Werbedeals und wird mit einer hohen Busse bestraft. Später sagt Lochte, dass er nach dem Vorfall oft an Suizid gedacht habe.

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