Was für ein Pech! Mujinga Kambundji verpasst in Doha ihren ersten WM-Final so knapp wie überhaupt nur möglich. Den Titel schnappt sich die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce.
Kambundji belegte ihn ihrem Halbfinal über 100 Meter in 11,10 Sekunden den dritten Platz, nachdem sie auf den letzten Metern von der Jamaikanerin Jonielle Smith (11,06) abgefangen worden war.
Danach begann für die 27-jährige Bernerin das grosse Zittern, bestand doch noch die Möglichkeit, sich über die Zeit für die «Top 8» zu qualifizieren. Am Ende entschieden fünf Tausendstel gegen Kambundji, denn Teahna Daniels löste mit der gleichen Zeit das letzte Ticket für den Final. Das war umso bitterer, als die Amerikanerin von besseren Bedingungen profitierte – der Rückenwind betrug bei ihr 0,8 m/s, bei der Schweizerin waren es 0,5 m/s.
Die Geschichte wurde noch dramatischer, musste doch die Niederländerin Dafne Schippers wegen einer Verletzung für den Final Forfait erklären. Es wäre also ein Platz für Kambundji frei gewesen, doch es ist im Reglement nicht vorgesehen, dass aufgefüllt wird. Die Enttäuschung stand der Schweizerin in der Mixed Zone ins Gesicht geschrieben. Wie sie diesen Tiefschlag verarbeiten will, weiss sie selber noch nicht genau. «Morgen geht es weiter», meinte sie nur. Vielleicht kommen ihr die 200-m-Vorläufe vom Montagabend sogar gelegen, um die Sache rasch abzuhaken. «Der Lauf war gut», betonte Kambundji. «Ich dachte, es müsste eine bessere Zeit aufleuchten», fügte sie hinzu
Kambundji wird das Pech nicht los
An den letztjährigen Europameisterschaften in Berlin belegte Kambundji dreimal den vierten Platz. «Ich hatte eine etwas bessere Zeit erwartet», erklärte sie gegenüber dem Schweizer Fernsehen nach dem Halbfinal-Aus in Doha. Ihre persönliche Bestzeit liegt bei 10,95 Sekunden. In dieser Saison war sie schon 11,00 Sekunden gelaufen.
Über 200 Meter besitzt Kambundji eine weitere Gelegenheit, sich zum ersten Mal für einen WM-Final zu qualifizieren. Sie hätte es verdient.
Shelly-Ann Fraser-Pryce wird in Doha zum vierten Mal nach 2009, 2013 und 2015 Weltmeisterin über 100 m. Der Triumph gewinnt für die zweifache Olympiasiegerin in der Königsdisziplin noch an Wert, als sie im August 2017 einen Sohn zur Welt gebracht hat. Im vergangenen Jahr musste sie sich noch mit einer Bestzeit von 10,98 Sekunden begnügen. Doch 2019 fand sie zurück zur alten Stärke, was sie im Final eindrücklich bewies. Sie verbesserte die Jahresweltbestleistung, die sie zusammen mit Landsfrau Elaine Thompson hielt, um zwei Hundertstel auf 10,71 Sekunden. Eine bessere Zeit gelang ihr einzig am 29. Juni 2012, als sie 10,70 Sekunden lief.
Insgesamt sicherte sich Fraser-Pryce zum achten Mal eine WM-Goldmedaille, dreimal hatte sie eine solche mit der Staffel geholt. In Doha liess sie ihren Konkurrentinnen im Final keine Chance. Die zweitplatzierte Britin Dina Asher-Smith distanzierte sie um zwölf Hundertstel, obwohl diese mit 10,83 Sekunden einen nationalen Rekord erzielte. Die 23-jährige Asher-Smith, im vergangenen Jahr dreifache Europameisterin, schaffte zum ersten Mal an einer WM in einer Einzeldisziplin den Sprung aufs Podest. Dritte wurde in 10,90 Sekunden Marie-Josée Ta Lou von der Elfenbeinküste, vor zwei Jahren in London WM-Zweite.