Dank einem 1:1 bei West Ham und Arsenals Schützenhilfe bleibt Aston Villa in der Premier League. Eine tolle Geschichte für den Aufsteiger. Doch ein skandalöser Fehlentscheid hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Es geschah beim Auftaktspiel der Premier League nach der Corona-Pause am 17. Juni. Aston Villa traf zuhause auf Sheffield United. Das Spiel endete 0:0, obwohl ein völlig regulärer Treffer für die Gäste gefallen war.
Es lief die 42. Minute, als Villa-Goalie Örjan Nyland den Ball nach einer vermeintlich harmlosen Freistoss-Flanke nicht kontrollieren und erst festhalten konnte, als das Spielgerät die Torlinie bereits passiert hatte. Die Sheffield-Spieler jubelten schon, doch Schiedsrichter Michael Oliver gab den Treffer nicht. Der Grund: Es fehlte das entscheidende Signal seiner Uhr, welche durch die Torlinientechnik Aufschluss geben soll, ob nun ein Tor gefallen ist oder nicht.
Obwohl die TV-Bilder klar bewiesen, dass der Ball im vollen Umfang über der Linie war, griff auch der VAR nicht ein und liess das eigentlich reguläre Tor nicht zählen. Weil danach keine andere Treffer mehr fielen, sicherte sich Aston Villa einen Punkt, der am Ende goldwert ist. Dank einem 1:1 bei West Ham am letzten Spieltag bleibt der Aufsteiger aus Birmingham nämlich in der Premier League – mit einem Zähler mehr als Bournemouth, das nach einem 3:1-Sieg bei Everton das bessere Torverhältnis aufweist als Villa.
Torlinientechnik-Betreiber entschuldigten sich
Später wurde übrigens klar, dass Michael Olivers Uhr erst in der Halbzeit vibriert und dann den Treffer angezeigt hatte. Die Betreiber des Hawk-Eye bestätigten das Versagen und entschuldigten sich via Twitter «bei der Premier League, Sheffield United und jedem von diesem Vorfall Betroffenen». Die Schiedsrichter hätten kein Signal auf die Armbanduhr oder den Kopfhörer bekommen, weil die Sicht aller sieben Kameras im Torbereich von Torhüter, Verteidigern und Torstange verdeckt gewesen sei. In 9'000 Spielen wurde die Torlinientechnik bereits eingesetzt, aber noch nie habe es eine solche Sichtbehinderung gegeben.
Für Bournemouth ist die Sache nun natürlich besonders bitter. Hätte Aston Villa dieses Spiel im Juni gegen Sheffield verloren und wären die restlichen Resultate alle gleich gewesen, wäre nicht Bournemouth sondern Villa abgestiegen. Die «Cherries» dürften sich auch sechs Wochen danach grün und blau über den groben Fehlentscheid ärgern. Trotzdem müssen sie sich natürlich auch an die eigene Nase fassen, in den letzten Saisonspielen nicht mehr Punkte geholt zu haben.