Mit der Premiere des ATP Cups fällt am Freitag der Startschuss zur neuen Tennissaison. Auch wenn dem abgeschafften Hopman Cup aus Schweizer Sicht nachgetrauert wird – das neue Format verspricht so einiges.
Der Jubel bei Roger Federer und Belinda Bencic ist riesig, als ihnen im Januar 2019 die Titelverteidigung am Hopman Cup gelingt und der insgesamt dritte Titel für die Schweiz unter Dach und Fach ist. Gerne hätten die beiden ihren Titel verteidigt – doch der Teamwettkampf, der 30 Jahre lang für den Auftakt in ein neues Tennisjahr stand, wird auf dieses Jahr abgeschafft.
Für einen Grossteil der Profis fällt der traditionelle Saisonstart dadurch weg. Insbesondere für Champion Bencic eine herbe Enttäuschung: «Das macht mich traurig», schreibt sie nach entsprechender Ankündigung im März des vergangenen Jahres.
Nur die Schweiz fehlt
Der Hopman Cup wird vom neu eingeführten ATP Cup verdrängt, der 2020 mit einem neuen Teamformat Premiere feiert: 24 Nationen kämpfen in Sidney, Perth und Brisbane in Zweierteams um den ersten Titel des Jahres – allerdings duellieren sich ab dem 3. Januar ausschliesslich Männer. Die Frauen müssen sich im Vergleich zum Vorjahr ein paar Tage länger gedulden, bis der Startschuss in die neue Saison mit den WTA-Turnieren in Shenzhen, Brisbane und Auckland auch bei ihnen fällt.
Eine Begegnung im ATP Cup besteht aus zwei Einzeln und einem Doppel. Die Matches werden über zwei Gewinnsätze gespielt. Nach der Gruppenphase kommen alle sechs Gruppensieger sowie die zwei besten Gruppenzweiten in den Viertelfinal. Ab der K.o.-Phase wird nur noch in Sidney gespielt.
Fast alles, was Rang und Namen hat, ist bei der Premiere mit von der Partie – mit einer Ausnahme: Weil sich Roger Federer entschied, noch etwas mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, fehlt ausgerechnet die Schweiz. Aus den Top Ten fehlt ansonsten nur der Italiener Matteo Berrettini.
Viele Weltranglisten-Punkte zu gewinnen
Kein Wunder, denn der ATP Cup lockt mit attraktiven Anreizen. Einerseits können die Spieler nach einem komplizierten Schlüssel verteilte Weltranglisten-Punkte sammeln. Gewinnt ein Spieler jede seiner Einzelpartien und holt mit dem Team gleichzeitig den Titel, gibt es maximal 750 Punkte zu holen – mehr Zähler werden nur an den Grand Slams oder Master-Turnieren vergeben. Andererseits wird ein Preisgeld von insgesamt rund 14 Millionen Euro ausgeschüttet. Bereits für das Antreten werden die Akteure gemäss ihrer Position in der Weltrangliste entschädigt, für Top-Spieler soll diese rund 220'000 Euro betragen.
Der Tennisverband will sich im Rahmen des neuen Cups von seiner innovativen Seite präsentieren, wie Turnierdirektor Tom Larner erklärt: «Der ATP Cup wird die Fans und Spieler enger zusammenbringen und zwar in einem viel grösseren Massstab, als wir es je zuvor im Tennis gesehen haben.» Vor allem die Interaktionen zwischen Spieler und Fans soll gefördert werden – mit folgenden Neuregelungen:
➡️In den Ecken des Spielfelds gibt es sogenannte Teamzonen, die die üblichen Spielerbänke ersetzen und die Spieler den Zuschauern näher bringen sollen. Die Trainer und Spieler in den Zonen haben Zugang zu den Echtzeitstatistiken und können jeden gespielten Punkt auf Knopfdruck aufrufen.
➡️Der Video-Review. Dieser ermöglicht die Kommunikation zwischen dem Stuhlschiedsrichter und den Unparteiischen hinter den Bildschirmen – ähnlich wie der VAR im Fussball. Im Einsatz stehen zum Beispiel ganze sechs neue Fussfehler-Kameras, die Spieler mit Übertritt beim Service entlarven sollen. Zudem wird der Video-Review auch als Ergänzung zum Hawk-Eye gesehen und soll in kniffligen Situationen angewendet werden. Nach dem erfolgten Test bei den NextGen-Finals kommt der «VR» nun erstmals auf ATP-Stufe zum Einsatz.