Der amerikanische Fuss-Spezialist Zachary Thomas erklärt, weshalb Rafael Nadals Leistungen auf dem Tennis-Court aus medizinischer Sicht so unglaublich sind.
Am Sonntag triumphierte der 36-Jährige zum 14. Mal bei den French Open und baute damit gleichzeitig seine Grand-Slam-Erfolge auf 22 Turniere aus. Dabei spielt Nadal schon seit längerem mit einer chronischen Fussverletzung, dem sogenannten Müller-Weiss-Syndrom. Zachray Thomas, Facharzt für Podologie, erklärt die genauen Details der Erkrankung:
«Wenn man älter wird, verliert das Kahnbein immer mehr Blut, es beginnt abzusterben. Wenn dieser Knochen abzusterben beginnt, fängt er an zu bröckeln, genau zwischen dem Knöchel und dem Knochen des Mittelfusses, also dem Fussballen.»
Jedes Mal, wenn man darauf trete, werde dieser Knochen wie ein Nussknacker getroffen, so der Mediziner. «So bröckelt er immer mehr ab, bis man schliesslich eine riesige Delle im mittleren Teil des Fusses hat. Das allein tut schon weh genug.» Das könne auch zu Arthritis in anderen Bereichen führen, denn das Gelenk, an dem der Knochen beteiligt sei, ist das Wichtigste im Fuss, speziell etwa beim Tennis, erläutert Thomas. «Es ist nicht etwas, das kommt und geht – es ist ein ständiger, quälender Schmerz, der seinen Grand-Slam-Rekord noch beeindruckender macht.»
Sein Fazit: «Ich glaube, das ist der Grund, warum es alles überschattet hat. Denn für diejenigen, die wissen, was er durchmacht, ist es übermenschlich, dass er überhaupt einen Fuss auf einen Tennisplatz setzen kann, geschweige denn die Spieler schlagen kann, gegen die er gerade bei den French Open gespielt hat. Er hat im Viertelfinale Djokovic geschlagen. Es ist unglaublich!»
Fuss betäubt – wie lange hält Nadal noch durch?
In der Tat hatte Nadal noch vor drei Wochen beim Turnier im Rom am Ende eines Matches kaum noch laufen können. Sogar ein Start bei den French Open schien fraglich.
«Ich habe mit einem betäubten Fuss gespielt, die Nerven wurden blockiert», hielt der Sand-König nach dem Finale fest. Die Weltnummer 4 hatte in Paris extra einen Arzt dabei, um die Beschwerden erträglich werden zu lassen. Ohne Schmerzmittel und Betäubungsspritzen wäre der Triumph also höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen.
«Ich habe, was ich habe in meinem Fuss. Wenn wir also nicht in der Lage sind, eine Verbesserung oder eine kleine Lösung dafür zu finden, dann wird es superschwer für mich», resümiert Nadal. «Natürlich werde ich weiter kämpfen, eine Lösung dafür zu finden, aber bislang haben wir keine gefunden.»
Wie lange Nadal diesen Kampf gegen die eigene Gesundheit noch aufrechterhalten will, bleibt offen. Für den Erfolg nahm Nadal bisher die Schmerzen in Kauf. Doch auch er wird sich unter diesen Umständen überlegen müssen, wie lange dies noch Sinn ergibt.
