Viele haben am Sonntag schon mit einem Rücktritt des Sandkönigs gerechnet. Nichts ist geschehen. Doch wie lange will Nadal diesen Kampf zwischen Erfolg und Gesundheit noch ausfechten?
Spanische Medien spekulierten am Sonntagnachmittag vor dem French-Open-Final schon wie wild darüber, dass dieses Spiel endgültig das letzte von Rafael Nadal sein könnte. Sogar Roger Federer sei in der Stadt, um seinen härtesten Widersacher persönlich zu verabschieden und die Trophäe im Fall eines Sieges zu überreichen. Alles bloss ein Märchen, wie sich nach dem doch deutlichen Dreisatz-Sieg von Nadal Stunden später herausstellen sollte.
Nadal hat während des Turniers gleich mehrfach selber ein Karriereende angedeutet. So etwa auch vor dem Viertelfinal-Kracher gegen Novak Djokovic, als er sagte: «Gut möglich, dass dies hier mein letztes Spiel auf Philippe Chatrier ist.» Nach seinem Finalsieg hingegen gab sich der Stier von Manacor wieder wagemutiger: «Ich weiss nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde weiter kämpfen.»
Kein Titel ist mehr wert als die Gesundheit
Ein Kampf ist es schon seit Jahren. Nadal leidet am Müller-Weiss-Syndrom, eine degenerative Knochenkrankheit, die zur Deformierung seines Mittelfussknochens führt. Für den Final bekam er von seinem Leibarzt Angel Ruiz-Cotorro deswegen eine Spritze direkt in den Nerv verpasst. Sein Fuss war dadurch zwar taub, der Schmerz dafür vorübergehend ausgeblendet.
Auf die chronischen Schmerzen angesprochen meinte Nadal vor dem Turnier nur: «Ich bin nicht verletzt. Ich bin ein Spieler, der mit einer Verletzung lebt.» Er würde viel dafür hergeben, einen gesunden Fuss zu haben, zum Beispiel auch seine Titel in Paris.
Und trotzdem macht er weiter. In den nächsten Wochen lässt der Spanier einmal mehr diverse Untersuche über sich ergehen und schliesst sogar einen Start in Wimbledon nicht aus. Vorzugsweise nicht mit einem betäubten Fuss, aber mit Schmerzmitteln. Noch immer hofft Nadal aber, dass die Ärzte eine bessere Lösung für seine Leiden finden.
Geboren für den Kampf
Als Aussenstehender ist es da schwierig zu verstehen, warum sich Nadal das alles weiterhin antut. Schliesslich hat er ja schon die meisten Grand-Slam-Titel aller Spieler und in Paris wird er für immer eine Legende bleiben. Geld hat er ebenfalls im Überfluss. Was treibt den 36-Jährigen also an, das Tennisracket nicht einfach an den Nagel zu hängen?
Eine Antwort auf diese Frage ist nicht einfach zu finden. Ähnlich wie bei Roger Federer ist es wohl einfach die Liebe zum Tennis und dem Wettkampf an sich. «Ich liebe den Wettkampf, nicht nur im Tennis, sondern überall im Leben. Vielleicht liebe ich es mehr, zu kämpfen, als zu gewinnen», sagte Nadal einmal. Vielleicht steht er gerade deswegen heute auch da, wo er eben steht.
Vermutlich ist aber auch seine Leidensfähigkeit irgendwo begrenzt, sodass ein Karriereende in naher Zukunft wahrscheinlicher ist, als dass er mit 40 Jahren noch immer den Titeln hinterherjagt. Beweisen muss sich der Sandplatz-König jedenfalls nichts mehr. Denn mit seinem 14. Titel in Paris hat er mehr als deutlich demonstriert, dass er nicht nur einer der Grössten im Tennis ist, sondern der gesamten Sportwelt.