Roger Federers Vorschlag einer Fusion der ATP und der WTA findet bei den grossen Namen im Tennis viel Anklang. Einmal mehr eine Ausnahme: der Australier Nick Kyrgios.
Auf Twitter teilt Roger Federer am Mittwoch seine Gedanken, das Männer- und Frauentennis zu vereinen. «Mir schwebt eine Fusion zwischen der ATP und der WTA vor», schreibt der 38-Jährige. Damit meint er nicht den Spielbetrieb, sondern die Führungsgremien der beiden Profi-Touren. Die Begründung: Für die Fans sei es verwirrend, wenn es verschiedene Logos, Websites und Turnierkategorien gebe. Zudem müsse man in Zeiten der Corona-Krise die Kräfte bündeln. «Es ist jetzt wirklich an der Zeit. Das sind schwierige Zeiten in jeder Sportart und wir können mit zwei geschwächten Körpern oder einem gestärkten Körper zurückkehren.»
Die Idee ist keineswegs neu. «Es war nicht nur ein Kommentar wie dieser, dahinter steckt mehr Gerede. Gaudenzi hat bereits darüber gesprochen», sagt beispielsweise Stan Wawrinka im Gespräch mit Chris Evert auf Instagram-Live. Der ATP-Vorsitzende Andrea Gaudenzi betonte im «ATP Tennis Radio» bereits vor Wochenfrist, eine engere Zusammenarbeit sei ein Thema. «Endlich kommen die Tennisverbände und die Grand-Slam-Turniere zusammen und arbeiten gemeinsam an der langfristigen Zukunft des Sports.»
Breite Zustimmung für Federer
Jetzt, wo selbst Federer Stellung bezieht, findet die Thematik mehr Gehör. Gleich mehrere grosse Namen signalisieren auf Twitter, gleicher Meinung wie der 20-fache Grand-Slam-Sieger zu sein. «Ich stimme zu und sage dies seit den frühen 1970er-Jahren», antwortet Billie Jean King. «Eine Stimme, Frauen und Männer zusammen, das war lange meine Vision fürs Tennis.» Die 76-Jährige steckt voller Tatendrang: «Ich bin froh, sind wir auf derselben Seite. Machen wir es möglich.»
Unterstützung erhält Federer auch von aktiven Top-Spielerinnen wie Petra Kvitova oder Simona Halep. Die Rumänin bekräftigt, Federer sei nicht der Einzige mit diesem Gedanken. Auch Rafael Nadal, der sich im Vorfeld offenbar bereits mit dem Schweizer austauschte, stimmt zu. «Es wäre grossartig, mit der Vereinigung des Männer- und Frauentennis zu einer Organisation aus dieser Weltkrise herauszukommen.»
Und die amtierende Weltnummer 1 im Squash, Nicol David, merkt an: «Es wäre eine gute Sache fürs Tennis. Bei uns (im Squash, Anm. d. Red.) funktioniert das gut.»
Kyrgios schwimmt gegen den Strom
Bei all der Zustimmung tanzt nur Einer aus der Reihe: Nick Kyrgios. Der Australier scheint überhaupt nicht angetan von der Idee – und behält das nicht für sich: «Wir sollten nicht fusionieren». Auf Federers Frage, ob er der Einzig sei, der eine Vereinigung befürworte, antwortet der Australier kurz und knapp mit einem «Yes.»
In einem zweiten Tweet schreibt die Weltnummer 40: «Hat jemand die Mehrheit der ATP gefragt, was sie über die Fusion mit der WTA denken und wie das gut für uns ist?» Ein gutes Argument liefert ihm seine Landsfrau Rennae Stubbs, selbst ehemalige Profi-Spielerin. «Seien wir ehrlich – wenn Roger & Rafa zurücktreten, wird es im Männertennis ein riesiges Vakuum geben.»