Ein ehrgeiziges Projekt, ein Scheitern an den Kräften der Natur: «Aiming High» dokumentiert die gescheiterte Weltcup-Abfahrt am Matterhorn und bietet intime Einblicke in die Welt der Skistars um Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Dokumentation «Aiming High» zeigt das Scheitern der geplanten Weltcup-Abfahrt am Matterhorn und beleuchtet die Herausforderungen von Athleten wie Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt.
- Natürliche Kräfte wie Wind und Schneemangel führten trotz hartnäckiger Bemühungen der Organisatoren zum endgültigen Abbruch des transnationalen Rennens.
- Der Film thematisiert den Druck und die Belastungen im Spitzensport, lässt aber kritische Fragen zur Vereinbarkeit von Pioniergeist und Nachhaltigkeit unbeantwortet.
Die Dokumentation, die am 4. Oktober am Zürcher Filmfestival Premiere feiert, beleuchtet das ambitionierte Vorhaben einer Weltcup-Abfahrt vom Matterhorn nach Cervinia. Die Idee, die erste transnationale Abfahrt ins Leben zu rufen, endete jedoch nach einer Serie von Absagen in einem Debakel. «Aiming High» zeigt sowohl die sportlichen Herausforderungen als auch die Widerstände gegen das Mammutprojekt.
Im Zentrum des Films stehen nicht nur die Pläne, sondern auch die Athleten und ihre Kämpfe – mit sich selbst und den äusseren Bedingungen. Lara Gut-Behrami sagt, sie habe schon immer gewinnen wollen, mit Niederlagen habe sie nie umgehen können. «Ich war eigentlich nie ruhig, wollte immer liefern und die Nummer eins sein», so die Tessinerin. «Ich hatte zwar Erfolg, aber es hat so viel meines Lebens gekostet, von mir als Mensch, dass ich irgendwann merkte, so geht das nicht.»
Gut-Behrami spricht offen über die Belastungen ihrer Karriere und die Schwierigkeiten, mit dem Erfolgsdruck umzugehen. «Ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich mir vieles eingebildet habe, das gar keinen Sinn machte. Ich hatte das Gefühl, ich müsse die Schweizer Botschafterin sein, ich habe das Ganze so gross gesehen – ich konnte deswegen kaum mehr atmen.»
Marco Odermatt sagt, dass er mittlerweile unter ständiger Beobachtung stehe. Er höre permanent ein Rauschen hinter seinem Rücken. «Lernen, Nein zu sagen, ist etwas vom Wichtigsten geworden bei mir», meint der Gesamtweltcupsieger.
Natur behält das letzte Wort
Neben den emotionalen Einblicken der Athleten zeigt der Film den unermüdlichen Kampf der Organisatoren, die an der Realisierung des Rennens festhalten – trotz Frustrationen und Fehlschlägen. Es sei ein ständiger Kampf gegen die Medien, die Politik – und vor allem die Natur.
Die Natur ist auch 2023 stärker. «Sie hat zum Glück immer noch das letzte Wort», sagt Franz Julen, OK-Chef der Zermatter Rennen. Starker Wind und grosse Schneemassen verhindern letztes Jahr die langersehnte Premiere. Odermatt sagt frustriert: «Wir waren eine Woche lang da, ohne Lohn.»
Bei Julen fliessen im Dokumentarfilm auch Tränen. Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg, sagt er. Der Film wirft auch kritische Fragen auf: Wo liegen die Grenzen des Spitzensports? Lässt sich Pioniergeist mit Nachhaltigkeit vereinbaren? Antworten darauf bleiben aus – doch die eindrucksvollen Bilder und bewegenden Momente werden den Zuschauern in Erinnerung bleiben.