Bei aller Dominanz von Marco Odermatt im letzten Winter wird es diese Saison sehr schwer, den Erfolg zu wiederholen. Einer seiner grössten Konkurrenten erklärt, warum.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Marco Odermatt ist hervorragend in die Ski-Saison gestartet und führt das Gesamt-Ranking mit 72 Punkten Vorsprung an.
- Weil Marco Schwarz in allen Disziplinen an den Start geht, könnte es mit der Verteidigung des Gesamtweltcups aber schwierig werden für Odermatt.
- Am Ende wird das Duell aber auch durch geschicktes Haushalten der Energiereserven entschieden werden.
Exakt 2042 Punkte heimste Marco Odermatt im letzten Winter ein. Damit krönte er sich zum zweiten Mal nacheinander zum Gesamtweltcup-Sieger und topte sogar die ursprüngliche Rekordmarke von Hermann Maier, die bei 2000 Punkten lag.
Aus Schweizer Sicht hofft man inzwischen schon gar nicht mehr auf ein Triple des Nidwaldners, sondern erwartet es schon fast. Aber die Aufgabe für Odermatt wird diese Saison wohl so schwierig wie noch nie.
Zwar startete das Schweizer Ski-Ass auch diesen Winter stark. Am Sonntag demonstriert er beim Riesenslalom von Alta Badia einmal mehr, warum zumindest in dieser Disziplin die Gesetze der Schwerkraft für ihn nicht zu gelten scheinen. Er fährt ganz einfach in einer eigenen Liga. Doch er braucht auch jeden Sieg, um am Ende erneut als grosser Sieger dazustehen.
Vorteil Slalom?
Dieser Ansicht ist zumindest einer, der eigentlich selber um die grosse Kristallkugel mitreden sollte: Aleksander Aamodt Kilde. Der Norweger glaubt, dass es diesen Winter ein reiner Zweikampf zwischen Marco Odermatt und Marco Schwarz wird. Die bessere Ausgangslage sieht Kilde dabei für Schwarz. Der Österreicher habe den Vorteil einer vierten Disziplin mit dem Slalom. «Das macht ihn zum Favoriten. Er hat elf oder zwölf Rennen mehr», betont Kilde.
Ob das am Ende wirklich den Unterschied ausmacht? Möglich wäre es, zumal einige Speed-Rennen schon abgesagt werden mussten. Nicht alle werden nachgeholt, was Schwarz natürlich in die Karten spielt.
Schwarz mit grossen Ansprüchen
Dieser war am Sonntag allerdings alles andere als zufrieden mit seiner Leistung und das, obwohl er nur knapp neben dem Podest landete. Allerdings hat er sich nach dem ersten Lauf mehr versprochen. «Heute scheisst es mich ziemlich an, muss ich sagen», fasst Schwarz seinen zweiten Lauf zusammen. «Speziell im Steilhang, da habe ich mich von den Schlägen, von dem Unruhigen ein bisschen rausbringen lassen.»
Was die Kraftreserven betrifft, gehe es ihm aber immer noch «sehr gut», so Schwarz. Bei der Ausfahrt Steilhang habe ich es schon ein bisschen gemerkt in den Oberschenkeln. Aber im zweiten Durchgang war es dann schon wieder normal.» Für Schwarz, Odermatt und Kilde war es am Sonntag inklusive Gröden das vierte Rennen am vierten Tag nacheinander.
Ein Marathon, kein Sprint
Und so könnte der Kampf um den Gesamt-Weltcup am Ende eben auch zu einem Haushalts-Duell der Kräfte werden. Auf dieses angesprochen, sagte Odermatt, es sei noch viel zu früh, um Punkte zu zählen. Der Gesamtweltcup ist aus seiner Sicht ein Marathon. Dem stimmen Ex-Fahrer wie Felix Neureuther zu und rieten Schwarz deshalb auch, die Speed-Renenn in Bormio auszulassen.
Schwarz aber denkt anders. Die technisch anspruchsvolle Pista Stelvio in Bormio scheint wie für ihn gemacht. Ausserdem fährt er extrem ökonomisch und erholt sich dadurch auch schneller. Was das bringt, wird sich im Januar zeigen, wenn in Wengen und Kitzbühel am Ende einer Speed-Woche jeweils ein Slalom im Programm steht.
Odermatt kann in diesem Marathon nur auf die eigenen Stärken setzen, und das tut er bis jetzt auf eindrückliche Weise. Im Gesamt-Ranking liegt Odermatt bereits 72 Punkte vor Schwarz, Kilde hat als Dritter 176 Zähler Rückstand. Aber der Winter ist noch lang. Wahrscheinlich auch zu lang, als dass Odermatt ernsthaft irgendwann Slalom fahren würde.