Mammutprogramm im Südtirol Odermatt attackiert die FIS: «Clowns, die keine Ahnung haben»

Von Jan Arnet

14.12.2023

Ein Jubelschrei von Marco Odermatt nach seiner starken Fahrt in der Gröden-Abfahrt.
Ein Jubelschrei von Marco Odermatt nach seiner starken Fahrt in der Gröden-Abfahrt.
Keystone

Fünf Rennen in fünf Tagen. Nach den vielen abgesagten Rennen ist Marco Odermatt im Südtirol nun mitten in einem Mammutprogramm, das ihm überhaupt nicht gefällt. Im ersten Rennen liefert er dennoch. 

Von Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Zwischen Donnerstag und Montag gehen im Ski-Weltcup bei den Männern an jedem Tag Rennen über die Bühne. Im Kampf um den Gesamtweltcup will Marco Odermatt keines auslassen.
  • Im Vorfeld dieses Fünftägers geht der Nidwaldner mit den Entscheidungsträgern der FIS hart ins Gericht und spricht von «Clowns».
  • In der ersten Gröden-Abfahrt überzeugt der 26-Jährige und verpasst den Sieg nur ganz knapp.

«Gröden», antwortete Marco Odermatt letztes Jahr im Interview mit blue Sport, als er von uns gefragt wurde, welche Abfahrt er im Weltcup-Winter am liebsten auslassen würde. Warum Gröden? «Weil ich glaube, dass ich da nie schnell sein werde.» So kann man sich täuschen ...

Am Donnerstag rast Odermatt in der ersten Gröden-Abfahrt auf Rang 3. Für den ersten Weltcup-Sieg in der Königsdisziplin fehlen ihm nur fünf Hundertstel. Der Sieg geht sensationell an den mit Nummer 34 gestarteten US-Amerikaner Bryce Bennett. Zweiter wird Aleksander Aamodt Kilde.

«Ich wusste im Speed noch nicht ganz, wo ich stehe. Trainings sind schön und gut, aber da kann ich nie richtig ans Limit und bin auch nicht ganz schnell. Deshalb ist es cool zu sehen, dass es im Rennen funktioniert», gibt sich Odermatt im SRF-Interview zufrieden mit seiner Leistung zum Speed-Auftakt. «Es ist perfekt, mit einem Podestplatz in diesen Fünftäger zu starten.»

Fünf Rennen in fünf Tagen

Fünftäger? Genau. Marco Odermatt startet zwischen Donnerstag und Montag gleich in fünf Weltcuprennen. Am Freitag folgt in Gröden ein Super-G, am Samstag gibt's auf der Saslong die zweite Abfahrt. Und am Sonntag und Montag steht dann in Alta Badia je ein Riesenslalom auf dem Programm.

Ein dichtes Programm, geschuldet den vielen Absagen zu Beginn der Saison. Die FIS entschied, eine abgesagte Abfahrt von Zermatt-Cervinia in Gröden nachzuholen. Das Mammutprogramm gefällt Odermatt nicht, dennoch will der Nidwaldner alle Rennen bestreiten.

Mit den Entscheidungsträgern ging Odermatt schon vor den Gröden-Rennen hart ins Gericht. «Ich frage mich, wieso die FIS so plant, ohne freie Wochenenden. Und jetzt schieben sie noch die abgesagten Rennen ein – warum gibts denn keine Reservetage?», wird Odermatt vom «Tagesanzeiger» zitiert.

Odermatt will keine Rennen auslassen

Michel Vion, Generalsekretär des Weltverbands FIS, hatte Odermatts Aussagen gehört – und konterte: «Er muss bereit sein, auch einmal auf ein Rennen zu verzichten. Tennisspieler lassen auch Turniere aus.» Odermatt kann da nur den Kopf schütteln: «Wenn er verstehen würde, um was es geht, wenn man um Kristallkugeln kämpft, dann wüsste er, dass man bei zehn Rennen pro Disziplin nicht einfach eines auslassen kann.»

FIS-Generalsekretär Michel Vion.
FIS-Generalsekretär Michel Vion.
Keystone

Vion war in der 80er-Jahren Skirennfahrer, brachte es aber gerade mal auf 13 Weltcuprennen. Im Kampf um den Gesamtweltcup hatte der Franzose nie auch nur einen Buchstaben mitzureden. Vielleicht auch deshalb wählt der sonst so besonnene Odermatt dieser Tage raue Worte: «Das sind diese Clowns, die das so locker aus dem Büro sagen können und keine Ahnung haben, was es bedeutet.»