Grosses Verletzungsrisiko Bricht dem Ski-Sport nach den heftigen Stürzen der Nachwuchs weg?

Von Patrick Lämmle

16.1.2024

Aleksander Aamodt Kilde stürzte am Samstag in Wengen schwer. 
Aleksander Aamodt Kilde stürzte am Samstag in Wengen schwer. 
KEYSTONE

Bei den Speed-Rennen in Wengen stockt den Zuschauenden immer wieder der Atem. Mehrere schwere Stürze überschatten die Odermatt-Festspiele. Ist der Ski-Sport zu gefährlich?

Von Patrick Lämmle

«Während den Abfahrten in Wengen und Kitzbühel leide ich ganz besonders, weil die Sturzgefahr auf diesen Strecken nun einmal besonders gross ist», sagte Marco Odermatts Mutter Priska gegenüber «Blick» vor der Abfahrt am Lauberhorn. Am Ende dürfte sie beinahe vor Stolz geplatzt sein, hat ihr Sohn doch beide Abfahrten gewonnen und im Super-G als Zweiter ebenfalls geglänzt.

Dass ihre Sorgen nicht unbegründet sind, zeigt das Rennwochenende aber deutlich auf. Der Franzose Alexis Pinturault und der Schweizer Marco Kohler reissen sich das Kreuzband, Aleksander Aamodt Kilde stürzt am Samstag ebenfalls schwer. Für sie alle ist die Saison vorbei. In Bormio hat es mit Marco Schwarz ebenfalls einen Top-Crack böse erwischt. Der wohl grösste Konkurrent Odermatts im Kampf um die grosse Kugel hat sich ebenfalls das Kreuzband gerissen.

Viel wurde über das Mammut-Programm diskutiert, schon im Vorfeld. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann sagt im Gespräch mit blue News, dass alle diese Rennen gewollt hätten. Er sagt aber auch: «Man wird jetzt die Lehren daraus ziehen und die Zukunft wird wahrscheinlich leicht adaptiert aussehen.» Künftig sollen nicht mehr zwingend alle Speed-Rennen nachgeholt werden.

Lehmann zum Mammut-Programm in Wengen: «Man wird die Lehren daraus ziehen»

Lehmann zum Mammut-Programm in Wengen: «Man wird die Lehren daraus ziehen»

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann spricht im Interview mit blue News über das womöglich zu intensive Programm am Lauberhorn.

14.01.2024

Christian Höflehner, Rennchef der Firma Atomic, die auch Kilde seit Jahren ausrüstet, sagt beim «Blick», man müsse sich nicht wundern, dass es bei diesem Programm «derart viele schwere Verletzungen» gebe.

Den Konter des nicht allseits beliebten FIS-Präsidenten Johan Eliasch, man könne als Athlet auch Rennen auslassen, findet Höflehner realitätsfremd: «Für einen Skirennfahrer ist der Gewinn von einer Gesamtwertung wichtiger als ein Erfolg in einem einzelnen Rennen. Und wenn ein Kilde die Abfahrts- oder Super-G-Kristallkugel gewinnen will, kann er sich keine Wettkampf-Pausen leisten.»

Dann geht Höflehner noch einen Schritt weiter und malt ein düsteres Bild für die Zukunft des Skisports, sollte sich nichts ändern: «Wenn die Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihre Kinder irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten.»

Wie siehst du das, würdest du dein Kind unterstützen, wenn es Ski-Profi werden will?