Lia Wälti (31) ist bei Arsenal und in der Nati Leistungsträgerin. Im 2024 wird sie aber mehrfach ausgebremst. Ende Jahr sei es gar ans Lebendige gegangen, verrät sie im exklusiven Gespräch mit blue Sport.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Lia Wälti blickt im Gespräch mit blue Sport auf das schwierige Jahr 2024 zurück.
- Erst laboriert sie monatelang an einer Knieverletzung und kaum genesen, entdeckt sie einen «Klumpen» im Körper.
- Zunächst befürchtet Wälti, es könnte sich um einen Tumor handeln. Schliesslich handelt es sich beim Klumpen aber um einen Abszess.
- Nicht rechtzeitig entdeckt und herausoperiert, könnte dies ebenfalls lebensbedrohlich sein, wie die Nati-Kapitänin schildert.
- Inzwischen ist die 31-Jährige wieder genesen und will in der Rückrunde mit Arsenal auf Titeljagd, ehe im Sommer mit der Heim-EM das grösste Highlight ihrer Karriere ansteht.
«Ich glaube, von aussen betrachtet kann man sagen, dass 2024 sicher nicht mein Jahr war. Ich habe nicht so viel gespielt, wie ich mir das gewünscht hätte.» Knieprobleme zwingen Lia Wälti ab Ende März zu einer monatelangen Pause: «Die Verletzung war sehr hartnäckig.» Der Heilungsprozess dauert viel länger als erwartet, was zunehmend aufs Gemüt drückt. «Ich wusste lange nicht, wie das ausgeht, ob es wieder gut kommt. Das war mental eine der schwierigeren Verletzungen, die ich je hatte, obwohl die Diagnose nicht die schlimmste war.»
Phasenweise kann Wälti kaum noch gehen, obschon dies längst wieder möglich sein sollte. «Manchmal hinterfragst du dann schon, was du machst und wie lange du es noch machen kannst. Und du erhoffst dir, dass es gerade vor einem so wichtigen Jahr wie 2025 wieder gut kommt. Darum war ich froh, dass ich wieder in den Tritt gekommen bin», so Wälti.
Beim ersten Zusammenzug unter Nati-Trainerin Pia Sundhage im Februar 2024 spielt sie in einem von zwei Testspielen gegen Polen über die volle Distanz, verpasst dann aber sämtliche Spiele der EM-Quali. Erst im Oktober kehrt die zentrale Mittelfeldspielerin ins Nationalteam zurück. Gegen die Top-Teams Australien (1:1) und Frankreich (2:1) nimmt sie das Heft in die Hand und beweist, dass sie nichts von ihrer Klasse verloren hat.
Rund einen Monat später folgt bereits der nächste Rückschlag. Wälti reist für die Länderspiele gegen Deutschland und England ins Nati-Camp ein, verlässt dieses aber noch ehe die ersten Medientermine anstehen. Ein paar Stunden später postet Wälti auf Instagram ein Foto aus dem Spital: «Was klein aussah, stellte sich als Abszess heraus. Weil wir ihn früh erkannten, erhielt ich die nötige Hilfe.»
«Das ist lebensbedrohlich, wenn man es nicht ernst nimmt»
Mit blue Sport spricht Wälti an einem kalten Januarmorgen in St Albans, einem idyllischen Londoner Vorort, erstmals darüber, wie ernst die Lage wirklich war. «Das ist lebensbedrohlich, wenn man es nicht ernst nimmt oder nicht findet.»
Wälti fühlt sich zuvor während zwei Wochen immer wieder schlapp, beisst aber auf die Zähne, da viele wichtige Spiele auf dem Programm stehen. Doch eines Tages habe sie gespürt, «dass sich ein Klumpen in meinem Körper gebildet hat». Sie habe das Gefühl gehabt, dass der «nicht in meinen Körper gehört» und habe es dann den Ärzten bei Arsenal gesagt.
Lia Wälti im Kurzportrait
- 2013 wechselt Lia Wälti von YB zu FFC Turbine Potsdam, einem Verein mit glorreicher Historie. Sie sammelt beim Bundesligisten Erfahrung in der Champions League und spielt jeweils um den Meistertitel, wobei die Krönung in Form eines Titels ausbleibt. 2018 folgt der Wechsel zu Arsenal. Begeistert von der Infrastruktur und dem Projekt, hört sie auf ihr Bauchgefühl. «Nach drei Minuten war mir klar, dass ich zu Arsenal wechseln will», sagt sie im Gespräch mit blue Sport. Gleich in ihrer ersten Saison gewinnt sie mit den Gunners den Meistertitel. Bereits am 24. Mai 2012 debütiert Wälti im Nationalteam. Inzwischen hat sie über 120 Länderspiele auf dem Buckel, ist Nati-Kapitänin und war an allen Grossanlässen, für die sich die Schweiz qualifizieren konnte (WM 2015, EM 2017, EM 2022, WM 2023) unumstrittene Stammspielerin. Die zweifache Schweizer Fussballerin des Jahres (2021 und 2023) ist noch immer unverzichtbar fürs Nationalteam.
«Wir haben das dann beobachtet. Eigentlich nur über ein paar Tage. Der Klumpen wurde so schnell grösser.» Zu diesem Zeitpunkt sei es noch nicht lebensbedrohlich gewesen. «Aber mir wurde gesagt, man muss sofort operieren. Wenn man länger wartet, können die Bakterien im Körper bedrohlich werden, je nachdem wo sie sich befinden. Und ja, da spricht man von einer anderen Situation als bei irgendeiner Verletzung. Von demher war ich sehr, sehr froh, dass wir das so schnell gefunden haben.»
Was hat die Diagnose bei ihr ausgelöst? «Am Morgen hatte ich das MRI und wurde noch am gleichen Tag operiert. Ich hatte gar keine Zeit, das so richtig zu verarbeiten, bevor die OP stattgefunden hat.» Danach seien ihr dann schon einige Gedanken durch den Kopf gegangen. «Ich war im ersten Moment einfach froh, dass es kein Tumor ist. Da hatte ich ein wenig Angst, wenn man so einen Klumpen spürt im Körper.»
Sie sei aber auch froh und dankbar gewesen, dass die ärztliche Betreuung so gut gewesen sei. «Aber es hat mich schon ein wenig wachgerüttelt. Und sicher auch wieder gezeigt, dass es gut ist, wenn man auf den Körper und auf das Bauchgefühl hört und lieber einmal mehr zum Arzt geht.»
Wird 2025 das beste Jahr in Wältis Karriere?
Wälti verpasst nach der Operation nicht nur die beiden Länderspiele, sondern auch die bis zur Winterpause folgenden vier Partien mit Arsenal. Über die Festtage reist sie in die Schweiz und verbringt die freien Tage mit ihren Liebsten. Doch auch da läuft nicht alles nach Plan, denn Wälti kränkelt ein wenig. Immerhin ein paar Tage kann sie dann trotzdem noch in der Natur verbringen und so die Batterien wieder aufladen.
Da die FA-Cup-Partie am 12. Januar aufgrund des unbespielbaren Terrains abgesagt wird, steht das erste Pflichtspiel im neuen Kalenderjahr erst am kommenden Sonntag auf dem Programm. In der Liga empfängt Arsenal Crystal Palace. Die Gunners sind noch in allen Wettbewerben vertreten und gehören sowohl in der Liga, der Champions League als auch in den Cup-Wettbewerben zu den Titelkandidaten. Und im Sommer folgt mit der Heim-EM das grösste Highlight ihrer erfolgreichen Karriere.
Am Freitag erfährst du im zweiten Teil, welche Ziele Lia Wälti mit Arsenal und dem Nationalteam im Jahr 2025 verfolgt.
✍️ Steckbrief Lia Wälti
- Geburtsdatum: 19. April 1993
- Position: Mittelfeld
- Verein: Arsenal
- Länderspiele: 121
- Einsätze unter Sundhage: 3 (270 Minuten)
- Instagram-Profil
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- 3. Dezember 2024: England – Schweiz 1:0 (Testspiel, Bramall Lane, Sheffield)
Das Programm der Schweizer Nati
Die Spiele in der Nations League
- 21. Februar: Schweiz – Island
- 25. Februar: Norwegen – Schweiz
- 4. April: Schweiz – Frankreich
- 8. April: Island – Schweiz
- 30. Mai: Frankreich – Schweiz
- 3. Juni: Schweiz – Norwegen
Die Spiele an der Heim-EM 2025
- 2. Juli: Schweiz – Norwegen
- 6. Juli: Schweiz – Island
- 10. Juli: Finnland – Schweiz