Fanny Smith sprach erstmals über ihren langen Weg zur Olympia-Bronzemedaille. In einem Lausanner Restaurant erzählte die Skicrosserin von den schwierigen Tagen in Peking und der späten Erlösung.
Teilweise sehr emotional blickte Smith zurück auf die Stunden nach dem Final und der Disqualifikation. Den ersten Trost erfuhr sie damals in Peking durch die unterstützenden und mitfühlenden Nachrichten aus der Schweiz und aus aller Welt. Als sie nun fast drei Wochen nach dem Rennen davon erzählte, war sie den Tränen nahe. «Die Solidarität hat mir sehr geholfen. Ich kann diesen Leuten gar nicht genug danken.»
Es waren aufwühlende und intensive Wochen, die sie rund um die Olympischen Spiele erlebte. Mit einem noch nicht optimal verheilten Knie war sie nach Peking gereist und hatte sich minutiös auf den Renntag vorbereitet. Selbst die Einnahme der Schmerzmittel wurde mittels Timer organisiert. «Das Rennen zu bestreiten, war schon ein Sieg», hielt sie fest.
Was nach der Zieldurchfahrt als Dritte folgte, bezeichnete sie selber als einen Albtraum. Sie habe wie ihre Konkurrentinnen im Zielraum nicht gewusst, weshalb sich die Jury so viel Zeit beim Verkünden des offiziellen Ergebnisses liess. Als ihr dann erklärte wurde, sie habe für ein gefährliches Manöver die Gelbe Karte kassiert, wusste sie zunächst gar nicht, was das bedeutet.
«Nachdem man mir erklärt hatte, dass ich zurückversetzt worden war, war es wie ein Hammerschlag. Ich rannte zum Trainer, um sicherzustellen, dass ein Rekurs eingelegt wird. Dann wollte ich nur noch weg. Ich musste noch zum Dopingtest und durch das ganze folgende Prozedere ging der Tag erst gegen 3.00 Uhr zu Ende.»
Medaille noch nicht erhalten
Drei Tage später erst kehrte Smith in die Schweiz zurück und von dort reiste sie direkt weiter nach Sardinien, wo sie tagelang abschalten wollte. Am 24. Februar erfuhr die bald 30-Jährige vom für sie positiven Urteil der FIS. «Es war eine Erleichterung, die Bronzemedaille wieder bekommen zu haben.»
Noch hat Smith ihre Olympia-Auszeichnung nicht erhalten. Wann die Übergabe stattfindet, weiss sie noch nicht. «Um es positiv zu sehen: Vielleicht kann ich mit der ganzen Schweiz feiern. Aber es ist klar, mir wurden alle Emotionen der Übergabe gestohlen. Während die Medaillen verteilt wurden, erlebte ich einen Albtraum.»
Unmittelbar nach der Rückversetzung habe sie kurz daran gedacht, ihre Karriere zu beenden. Mittlerweile hat die dreifache Gesamtweltcup-Siegerin aber wieder das Rennfieber gepackt. An diesem Wochenende wird sie auf der Reiteralm erstmals seit Peking wieder auf den Skis stehen. Und die vierte Olympia-Teilnahme, 2026 in Mailand, ist ein mögliches Ziel.