Nina Christen ist eine Perfektionistin und hat ganz auf die Karte Sport gesetzt. So tickt die erste Schweizer Medaillengewinnerin an den Olympischen Spielen in Tokio.
Die Zeitmilitär-Spitzensportlerin trainiert im Leistungszentrum von Swiss Shooting am Bundesamt für Sport (BASPO), das Schiesstraining absolviert sie in der BASPO-Anlage im Zeughaus Biel. Durch die Eröffnung des Nationalen Leistungszentrums im Oktober 2016 und der Ergatterung eines von drei Ausbildungsplätzen vollzog Christen den Schritt zum Vollprofi. Die 27-jährige Nidwaldnerin brach dafür auch ihr Biologie-Studium ab.
Jörg Wetzel, der «Chef-Psychologe» der Schweizer Olympia-Delegation von Tokio, ist auch Christens persönlicher Mentaltrainer. Jan Seiler, der unter anderen das Krafttraining der Stabhochspringerin Angelica Moser oder des Schweizer Radbahn-Vierers koordiniert, ist Christens Anlaufstation in Sachen Power. Und Stehvermögen in der Rumpfmuskulatur benötigt Christen enorm viel.
Vor fünf Jahren im entscheidenden Moment noch gescheitert
Kein Wunder: Sollte sie wie vor fünf Jahren in Rio am 31. Juli erneut in den olympischen Final im Dreistellungsmatch über 50 m vorstossen, wird sie am Ende des Tages über 100 Schüsse und drei Stunden Wettkampf absolviert haben. «Die Arbeit im Schiesstand hat etwas Asketisches an sich: sich abschotten, disziplinieren, fokussieren, den Körper ruhig halten, immer wieder, und das über langen Zeitraum», umschrieb die NZZ unlängst treffend die mentale «Corona-Blase», in die sich Christen begeben muss.
Schon vor fünf Jahren in Rio hatte Christen beinahe eine Olympia-Medaille geholt. Sie befand sich in ihrer Parade-Disziplin im Dreistellungsmatch im Final mit den Top 8 zum Auftakt nach dem Kniend-Schiessen gar auf Gold-Kurs. Dann fiel sie in der ersten von drei Serien des Liegend-Schiessens auf Rang 4 zurück. Den zweiten Cut des abschliessenden Stehend-Schiessens überstand sie als Sechste nicht mehr.
Erinnerungen an Brigitte McMahon
Nach dem Gewinn des Olympia-Diploms von 2016 steigerte sich Christen weiter. 2019, im Jahr vor der Pandemie, reihte die Luftgewehr-Schützin einen Erfolg an den andern: Weltcupsieg, EM-Gold und EM-Silber sowie zwei Podestränge an den Europaspielen in Minsk. Dort holte sie über 10 Meter im Einzel die Silbermedaille und im Mixed-Wettbewerb zusammen mit Jan Lochbihler gar Gold. Und nun führte Christen die Schweiz mit Bronze mit dem Luftgewehr über 10 m bereits zum Auftakt der Spiele in den Medaillenspiegel.
Gar noch besser stand die Schweiz nach der ersten Entscheidung an Sommerspielen bei Olympia 2000 in Sydney da, als im Frauen-Triathlon Brigitte McMahon und Magali Messmer mit dem Gewinn von Gold und Bronze glänzten. Und die Schweiz dadurch zum ersten Mal überhaupt den den Medaillenspiegel an Sommerspielen anführte.