Dank etwas Losglück hat die Schweiz die Chance, erstmals überhaupt zwei Teams in der Gruppenphase der Champions League zu stellen. Es wäre bitter nötig, diese Chance zu nutzen.
YB spielt gegen den Sieger des Duells Kopenhagen gegen Roter Stern Belgrad, der FC Basel würde es mit Dynamo Kiew oder Brügge zu tun bekommen, sollte er seiner Favoritenrolle gegen Linz gerecht werden und die 3. Qualifikationsrunde überstehen. Dies ergab die Auslosung am Montagmittag in Nyon.
Gewiss: Wer es in die Champions-League-Playoffs schafft, ist kein Kanonenfutter. Auf YB wartet immerhin der serbische oder der dänische Meister, und Basel würde in den Playoffs auf einen Gegner treffen, der sich genauso nach der Champions League sehnt wie die Bebbi selbst. Die Gegner sind alles andere als zu unterschätzen, und doch hätte es für die beiden Schweizer Vertreter viel schlimmer kommen können: YB hätte auf Ajax Amsterdam treffen können, der FCB auf den FC Porto.
Wie wichtig eine gute Europacup-Saison für den Schweizer Fussball wäre, zeigt ein Blick auf die UEFA-Fünfjahreswertung. Da ist die Schweiz nämlich zuletzt von Platz 12 auf Platz 17 abgerutscht.
Für die nächste Saison bedeutet das schon einmal, dass der Schweizer Meister 2020 nicht mehr direkt für die Champions-League-Playoffs qualifiziert ist, sondern – wie der FCB in dieser Spielzeit – drei Qualifikationsrunden überstehen muss, um in der Königsklasse mitspielen zu können. Der Vizemeister hat nicht einmal mehr die Chance auf die Champions League, sondern muss drei Qualifikations-Runden zur Europa League spielen. Auch der Cupsieger wird nicht mehr einen fixen Startplatz im Europacup haben, und statt wie bis anhin fünf werden nächste Saison nur noch vier Schweizer Klubs die Chance auf Fussball auf der europäischen Bühne haben.
Der Blick des Grauens auf die Fünfjahreswertung
Die Fünfjahreswertung setzt sich aus den gesammelten Punkten der Schweizer Teams in den letzten fünf Jahren im Europacup zusammen. Und weil die Super-League-Teams in den letzten Saisons – gelinde gesagt – nicht ausserordentlich gut abgeschnitten haben, sind die Aussichten auf eine bessere Platzierung aktuell mehr Wunschdenken als Realität.
Der beste Wert der letzten Jahre – die 6,9 Punkte aus der Saison 2014/15 –, fliegt nächstes Jahr aus der Wertung. Um im Ranking nicht noch weiter abzurutschen, ist es also wichtig, in dieser Saison möglichst viele Punkte zu holen. Dann ist in ein paar Jahren auch wieder eine bessere Ausgangslage im Europacup möglich.
Weil es in der Champions League mehr Punkte zu holen gibt als in der Europa League, wäre es für den Schweizer Fussball jetzt fast schon notwendig, dass es nun zwei Teams in die Königsklasse schaffen – und dann sollten jene auch noch europäisch überwintern. Weil nicht damit zu rechnen ist, dass Thun (gegen Spartak Moskau und Bröndby/Braga) und Luzern (gegen Espanyol Barcelona und CSKA Sofia/Sorja Lugansk) es in die Europa League schaffen, wird es am Ende wohl an YB, Basel und Lugano liegen, wie viele Punkte die Schweiz in diesem Jahr im Europacup holen kann.
Allein für das Erreichen der Königsklasse würden Basel und YB je vier Bonuspunkte für den UEFA-Koeffizienten erhalten. Holen sie dann in der Königsklasse noch den einen oder anderen Sieg und könnten die Gruppe zumindest als Dritte beenden, wäre das schon Gold wert und würde nicht nur punktemässig wohl mehr bringen als ein Vorstoss in die K.o.-Phase der Europa League auf «normalem» Weg. Die Teilnahme an der Champions League würde den beiden Klubs auch viele Millionen in die Kasse spülen, die helfen würden, in den nächsten Jahren konkurrenzfähig zu bleiben – national wie international.
Eine rasche Rückkehr in die Top 15 des UEFA-Rankings wäre für die Attraktivität der Super League enorm wichtig. Dann hätte die Schweiz wieder fünf Teams im Europacup, und zwei davon hätten die Chance auf die Champions League. Junge, ausländische Talente etwa wollen sich auch auf internationalem Parkett präsentieren und suchen sich Klubs aus, die bestenfalls die Möglichkeit haben, in der Königsklasse zu spielen.
Basel muss auf seinem Weg in die Champions League noch zwei Qualifikationsrunden überstehen. Nach dem Triumph über Eindhoven darf sich der FCB gegen Linz und dann Kiew oder Brügge aber berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in die Königsklasse machen. Genauso wie die Young Boys, die auf dem Papier in den Playoffs sowohl gegen Roter Stern als auch gegen Kopenhagen zu favorisieren sind: «Transfermarkt» schätzt den Kader der Berner deutlich wertvoller ein als jener der Serben und Dänen.
Dank etwas Losglück hat die Schweiz nun also zum richtigen Zeitpunkt die grosse Chance, erstmals überhaupt zwei Teams in der Gruppenphase der Champions League zu stellen. Noch einmal: Diese gilt es nun auch zu nutzen.