Granit Xhaka soll sich mit Hertha Berlin geeinigt haben. Doch macht ein Transfer in die deutsche Hauptstadt für den Schweizer Nati-Captain überhaupt Sinn?
Das Kapitel Arsenal ist offenbar beendet für Granit Xhaka. Der 27-Jährige soll seine Mitspieler bei den Gunners bereits über den Wechsel nach Berlin informiert haben. Als Ablösesumme verlangen die Londoner zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Ob die alte Dame die richtige Adresse ist, um seine Karriere wieder anzukurbeln, ist schwierig vorauszusehen. «Bluewin» hat trotzdem mal die Ausgangslage untersucht.
Pro: Neustart
Die Beziehung zu den Arsenal-Fans war nach den Querelen um seine Auswechslung nicht mehr zu retten. Der inzwischen geschasste Trainer Unai Emery schützte ihn nicht und setzte Xhaka als Captain ab, der Klub liess den Spanier gewähren. Bei Hertha Berlin könnte Xhaka hingegen wieder frisch beginnen. Dass er die sportlichen Qualitäten mitbringt, ist unbestritten. In Berlin wäre Xhaka sicher als Leaderfigur vorgesehen – und könnte auch wieder Captain werden. Den Klub an die nationale Spitze zu führen wäre eine spannende Herausforderung.
Pro: Bundesliga
In Deutschland hat Xhaka bereits seine Visitenkarte hinterlassen. In seinen vier Jahren bei Gladbach reifte er zu einem der besten Spieler der Bundesliga. Die Liga passt auch besser zu seinem Spiel als die Premier League, wo mehr Tempofestigkeit gefragt ist. Arsenal befindet sich aktuell im Sturzflug und liegt nur auf Platz 10. Der Nimbus als europäischer Top-Klub ist schon länger dahin. Lieber das sinkende Schiff verlasssen, als als Captain (oder besser abgesetzter) untergehen.
Pro: Trainer / Verein
In Berlin konkurrenziert der Klub mit vielen verschiedenen Kulturangeboten und ist nicht so in der Gesellschaft verankert wie anderswo. Doch im schwierigen Marktumfeld liegt auch grosses Potenzial brach, welches nur darauf wartet erobert zu werden. Seit Jürgen Klinsmann das Traineramt übernommen hat, herrscht in der deutschen Hauptstadt bereits Fussball-Euphorie. Mit dem millionenschweren Investor Lars Windhorst im Rücken will Hertha BSC eine Transferoffensive starten und wieder Champions-League-Luft schnuppern.
Contra: Mission nicht beendet
Mit einem vorzeitigen Wechsel im Winter würde die Ära von Xhaka bei Arsenal nicht als Erfolgsfall wahrgenommen werden. Dabei war der Basler der erste Schweizer, welcher in der Premier League als Captain auflief. Als Ziel rief der selbstbewusste Mittelfeldstratege einst die Meisterschaft aus und zählte sein Team zum erweiterten Favoritenkreis. Auch nach dem Disput mit den Fans unterstrich er, weiter kämpfen zu wollen, um sich wieder die Gunst der Fans zu sichern. Eine Flucht wäre womöglich das falsche Vorgehen. Auch bei Gladbach durchlebte er schwierige Phasen, wurde danach aber für seinen Durchhaltewillen belohnt.
Contra: Sportlicher und persönlicher Abstieg
Die Premier League hat die Bundesliga sportlich schon längst überholt. Auf der Insel muss sich der 82-fache Internationale jede Woche beweisen, um nicht seinen Platz zu verlieren. Auf diesem Top-Niveau kann sich Xhaka verbessern. In Berlin wäre er zwar der unumstrittene Star des Vereins, würde aber trotz Leaderrolle weniger gefordert werden. Die Strahlkraft der Gunners ist auch in Krisenzeiten um ein Vielfaches grösser als dasjenige der Berliner. Endlich wäre die kolportierte tiefere Ablösesumme ein starkes Indiz für seine gesunke Stellung in der Fussball-Welt.
Contra: Berlin ist noch lange kein grosser Klub
Hertha will viel Geld investieren, um wieder in die Königsklasse zu kommen. Finanzielle Mittel alleine reichen aber auf dem schwierigen Pflaster nicht. Der aktuelle Kader ist weit davon entfernt, die Grossen angreifen zu können. Kein Wunder, liegt der seit Jahrzehnten unstabile Verein derzeit nur auf Platz 13. Während bei Arsenal seine Teamkollegen Pierre-Emerick Aubameyang, Mesut Özil oder Alexandre Lacazette heissen, würde er in Berlin auf Lukas Klünter oder Marvin Plattenhardt treffen. Sicherlich solide Bundesligaspieler, aber keine mit Weltformat. Ob der ehemalige DFB-Coach Klinsmann der richtige Mann für den Neubeginn ist, darf bezweifelt werden. Schon bei den Bayern sollte er für frischen Wind sorgen. Inzwischen gilt er in München als Mahnmal für eine gescheiterte Revolution.