Nach der Verkündung der Einführung einer sogenannten Super League ist der Aufruhr im europäischen Fussball gross. Hier halten wir dich über die jüngsten Entwicklungen auf dem Laufenden.
Worum geht es?
- 12 europäische Spitzenvereine aus England, Italien und Spanien planen eine eigene «Super League», bei der nur die 15 Gründungsmitglieder sowie fünf weitere Vereine zur Teilnahme berechtigt sein werden.
- Der Wettbewerb soll jeweils im August mit zwei Zehner-Gruppen starten, nach der Gruppenphase geht es mit den Viertelfinals in die K.o.-Phase. Die «Super League» ist deshalb wohl als Konkurrenz zur Champions League zu sehen.
- Die Reaktionen in Fussball-Europa sind heftig, sowohl die UEFA als auch die FIFA kündigen an, gegen die Pläne vorzugehen. Vertreter der Super League dagegen wollen sich nicht von diesen abbringen lassen.
Die Entwicklungen im Live-Ticker
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Liveticker
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Liveticker beendet
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23.45 Uhr
Alle englische Klubs wenden sich ab
Nach Manchester City haben sich weitere englische Topklubs von den Plänen für eine europäische Fussball-Super-League abgewendet.
Auch Meister FC Liverpool, Manchester United, Tottenham Hotspur und der FC Arsenal kündigen in der Nacht zum Mittwoch an, sich von der Gründung der exklusiven Liga zu verabschieden. Berichten zufolge hat auch der FC Chelsea entsprechende Schritte eingeleitet. Arsenal richtet sich wie folgt an die Fans: «Wir machten einen Fehler, und wir entschuldigen uns dafür.»
Die spanischen Klubs FC Barcelona und Atlético Madrid sollen ebenfalls vor dem Rückzug stehen, berichten Medien. Damit dürfte das höchst umstrittene Projekt, das den europäischen Klub-Fussball zu spalten drohte, schon wieder vom Tisch sein.
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22.30 Uhr
Manchester City offiziell nicht mehr dabei
In einem kurzen Statement auf der Vereinswebsite distanziert sich der designierte Champion der Premier League von einer Teilnahme an der Super League: «Manchester City Football Club bestätigt, das formelle Verfahren zum Rückzug aus der Gruppe, die die Pläne zur Super League entwickelt, in die Wege geleitet zu haben.»
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21.45 Uhr
Vorstandschef von Manchester United tritt zurück
Vor dem drohenden Scheitern der neuen Super League ist Medienberichten zufolge Ed Woodward als Vorstandschef des englischen Rekordmeisters Manchester United zurückgetreten. Das berichtete am Dienstagabend unter anderem «The Athletic». Unklar ist allerdings, ob der Rücktritt des 49-Jährigen in direktem Zusammenhang mit dem sich anbahnenden Aus der Super League steht. Der Club wollte das zunächst nicht kommentieren. Nach Insidern hatte Woodward sowieso geplant, sich am Ende des Jahres zurückzuziehen.
Zuvor hatten Anhänger von United massive Kritik an den Plänen des Klubs geäussert, sich an der Super League als Gründungsmitglied zu beteiligen. Auch der legendäre Trainer Sir Alex Ferguson hatte sich gegen die Vorstandspläne gestellt. «Eine Super League würde sich von 70 Jahren europäischen Fussballs abwenden», sagte Ferguson. Der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger mit dem FC Aberdeen sei für ihn wie «die Besteigung des Mount Everest» gewesen.
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21.45 Uhr
Auch Atlético und Barça wackeln
Barça-Präsident Joan Laporta will die Entscheidung den Vereinsmitglieder überlassen und so das Schicksal in ihre Hände legen. «Es ist ihr Klub, also ist es auch ihre Entscheidung», hält Laporta fest.
Atlético Madrid soll sich ebenfalls mit einem Rückzug befassen und diesen ebenso anstreben.
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20.30 Uhr
Chelsea und City wollen offenbar nicht mehr in die Super League
48 Stunden nach Bekanntgabe der Pläne scheint einer der zwölf Klubs bereits kalte Füsse zu bekommen. Gemäss der «Times» zieht sich Chelsea zurück und will offenbar nicht mehr länger Teil des Projektes sein. Das könnte der erste Dominostein sein, welche das höchst umstrittene Projekt – welches von verschiedenen Parteien fast einheilig kritisch gesehen wird – zum Einstürzen bringt.
Dies dürfte ganz im Sinne der «Blues»-Fans sein, die am Dienstagabend vor dem Heimspiel ihres Teams gegen Brighton sich vor der Stamford Bridge versammelten, um gegen die Pläne ihres Vereins zu protestieren.
Der nächste Dominostein ist gemäss englischen Berichten Manchester City. Deren Coach Pep Guardiola hat den neuen Wettbewerb harsch kritisiert. «Es ist kein Sport, wenn kein Verhältnis zwischen Anstrengungen und Erfolg besteht», meinte der spanische Star-Trainer.
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18.30 Uhr
Gericht in Madrid schlägt sich auf Seite der Superliga
Ein spanisches Gericht hat sich auf die Seite der umstrittenen Superliga geschlagen. Das Handelsgericht Nummer 17 in Madrid habe am Dienstag den internationalen Verbänden FIFA und UEFA sowie den diesen angeschlossenen Organisationen und Ligen jede Sanktion oder andere Massnahme gegen die zwölf Gründerclubs untersagt, wie spanische Medien unter Berufung auf Justizkreise berichteten. Das Urteil sei auf Antrag des für den neuen Wettbewerb zuständigen Unternehmens European Superleague Company SL gefällt worden, hiess es.
Im «vorsorglichen Urteil» von Richter Manuel Ruiz de Lara, das eine aufschiebende Wirkung bis zu einer Einigung oder einem Urteil einer höheren Instanz hat, werden Sanktionen gegen beteiligte Vereine ausdrücklich verboten. Vor allem der Ausschluss von Real Madrid, Manchester City und Chelsea vom Halbfinale der Champions League – sowie auch Strafen gegen Spieler, Trainer und Funktionäre der an der Gründung der Superliga beteiligten Clubs aus Spanien, England und Italien dürften damit schwieriger werden.
Zudem wird jede Massnahme untersagt, die die Inbetriebnahme der Super League «direkt oder indirekt verbietet, einschränkt, begrenzt oder in irgendeiner Weise mit Bedingungen verbindet», zitierten die Fachzeitung «AS» und andere spanische Medien aus dem Urteil. Das Handelsgericht bestätigte auf Anfrage das Urteil.
«Ihnen (den Verbänden und Profiligen) sind jetzt die Hände gebunden. Sie dürfen uns nicht einmal beleidigen», zitierte die Zeitung «El Mundo» einen Rechtsberater der Superliga. Es ist derweil fraglich, inwieweit Richter Ruiz de Lara mit seinem bemerkenswert schnellen Urteil Einfluss auf die weiteren Vorgänge nehmen kann.
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15 Uhr
Guardiola: «Es ist kein Sport, wenn du nicht verlieren kannst»
Nun meldet sich auch Pep Guardiola zu Wort. Gegenüber dem «Independent» schildert der Trainer von Manchester City: «Einige Stunden vor der Veröffentlichung haben sie es mir gesagt. Niemand spricht klar und niemand gibt mehr Details darüber, was sie kreieren werden.» Deshalb sei er auch der falsche Ansprechpartner: «Wir sind nicht die richtigen Leute, um diese Fragen zu beantworten. Wir haben nicht alle Informationen.»
Und doch hat Guardiola eine klare Meinung zum neu geplanten Projekt: «Sport ist kein Sport, wenn das Verhältnis zwischen Anstrengung und Erfolg nicht besteht. Es ist kein Sport, wenn du nicht verlieren kannst. Es ist nicht fair, wenn eine Mannschaft darum kämpft, an die Spitze zu kommen, der Erfolg aber nur für einige Vereine garantiert ist.»
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13 Uhr
Wolverhampton kürt sich nachträglich zum Meister
Nachträglich hat sich der englische Erstligist Wolverhampton Wanderers zum Sieger der Premier-League-Saison 2018/19 gekürt – als scherzhafter Verweis auf die Pläne der sechs Topklubs für eine Super League. «Es ist vermutlich zu spät für eine Parade», schrieb der Klub am Dienstag bei Twitter – und verwies auf die veränderten Angaben zum Account. Dort steht nun: «Premier-League-Meister 2018/19.» Der Tweet wurde innerhalb einer Stunde Tausende Male geteilt und erhielt mehr als 27'500 Likes.
Die «Wolves» hatten die Spielzeit als Tabellensiebter beendet – hinter Meister Manchester City sowie den Topclubs FC Liverpool, FC Chelsea, Tottenham Hotspur, FC Arsenal und Manchester United. Diesen «Big Six» droht wegen ihrer Teilnahme an der umstrittenen Superliga der Rauswurf aus der Premier League. Damit ist aus Sicht der «Wolves» klar, dass sie der wahre Champion 2019 sind. Dieser Zählung zufolge ist es der vierte Meistertitel und der erste seit 1959. Derzeit steht der Club nur auf Tabellenplatz zwölf.
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11.20 Uhr
Infantino: «Entweder bist du drin – oder draussen»
FIFA-Präsident Gianni Infantino lehnt die neue Super League ab und hat den Gründerklubs nicht näher definierte «Konsequenzen» angedroht. Es gebe «keinerlei Zweifel» an der Position des Weltverbandes, sagte der Schweizer während des Kongresses der Europäischen Fussball-Union in Montreux. «Gestern haben wir gehört und gelesen von Krieg, Verbrechen. Schreckliche Wörter und noch schrecklicher, wenn sie über das Spiel gesagt werden, dass wir alle lieben. Ich möchte es eindeutig klarstellen: Die FIFA ist eine Organisation, die auf den wahren Werten des Sports aufgebaut ist.»
Die Super League, die von bislang zwölf europäischen Spitzenclubs ins Leben gerufen worden war, widerspreche diesen Werten. Sie sei «eine geschlossene Gesellschaft, eine Abspaltung von den existierenden Institutionen, den Ligen, Verbänden, der FIFA und UEFA». Er spreche beim UEFA-Kongress, «um die volle Unterstützung auszusprechen».
«Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenzen leben», merkte Infantino zudem an. «Sie sind verantwortlich. Konkret bedeutet das, entweder bist du drin – oder draussen. Du kannst nicht zu Hälfte drin und zur Hälfte draussen sein. Aber ich will nicht einmal darüber nachdenken.»
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11 Uhr
Rummenigge legt nach: «Spüren Verantwortung»
Karl-Heinz Rummenigge hat die Ablehnung des FC Bayern zur Teilnahme an der Super League bekräftigt. «Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen», sagte der Vorstandschef des Rekordmeisters der italienischen Zeitung «Corriere della Sera». «Wir sind zufrieden, Champions League zu spielen und vergessen nicht die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Fans haben, die grundsätzlich gegen so eine Reform sind. Und wir spüren die Verantwortung gegenüber dem Fussball als Ganzes.»
Die Münchner gehören ebenso wie Liga-Rivale Borussia Dortmund nicht zu den zwölf europäischen Topvereinen, die eine Super League als Konkurrenzwettbewerb zur UEFA-Champions-League initiieren wollen.
Rummenigge setzt auf Deeskalation. «Wichtig ist, dass wir den Dialog wieder aufnehmen. Meine Hoffnung ist, dass wir noch eine Lösung finden, denn die Super League schadet dem ganzen europäischen Fussball. Das müssen wir verhindern.» Er meint, dass der Weg aus der finanziellen Krise wegen Corona sei, Kosten zu reduzieren. «Der Weg kann nicht sein, immer mehr einzunehmen und mehr an Spieler und Agenten zu bezahlen.»
Rummenigge wurde zudem gefragt, ob es in der Situation nicht ein Zeichen wäre, Jürgen Klopp als Trainer zu verpflichten. Dieser hatte sich stets gegen eine Super League ausgesprochen und auch am Montag erklärt, dass dies keine gute Idee sei – just sein aktueller Verein FC Liverpool gehört aber zu den zwölf Initiatoren. «Wir haben noch keine Entscheidung über den Trainer gefällt. Erstmal gewinnen wir die Meisterschaft und dann entscheiden wir», sagte Rummenigge. «Aber klar, er hat sich deutlich gegen seinen Verein positioniert ...»
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9.45 Uhr
Burgener und der FCB mittendrin?
In der Nacht auf Dienstag veröffentlicht «Bloomberg» eine Geschichte, wonach FCB-Interessent Centricus von der UEFA die Champions League übernehmen wolle und dafür über 6,6 Milliarden Franken geboten habe. Einerseits soll mit dem Geld die Champions League modernisiert werden, andererseits soll so der Vorstoss der geplanten Super League gekontert werden.
Gemäss einem entsprechenden Bericht des «Tagesanzeigers» dauern die Verhandlungen zwischen der UEFA und Centricus bereits mehrere Monate an. Nachdem nun die Pläne der europäischen Super League an die Öffentlichkeit kamen, soll Centricus das Angebot noch einmal erhöht haben. Ob die Parteien eine Einigung finden, sei indes noch ausstehend.
Klar ist hingegen, dass Bernhard Burgener seine Finger im Spiel hat. Schliesslich befindet sich im Firmen-Portfolio des FCB-Eigentümers auch die Team Marketing AG – diese ist für die Vermarktung der Champions League zuständig. Nun soll also ausgerechnet Centricus dieser unter die Arme greifen – wobei Burgener mit Centricus erst im September 2020 die Firma Basel Dream & Vision gründete.
Der FC Basel, Centricus und die Vermarktung der Champions League – alles ist also mit Bernhard Burgener und seinem Firmengeflecht verbunden. Burgener scheint sich als Verwaltungsratspräsident der Team AG derzeit mitten im Machtkampf um den europäischen Klubfussball zu befinden – und mit ihm möglicherweise auch der FC Basel. Eine Stellungnahme von Burgener liegt derzeit noch nicht vor.
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9.10 Uhr
Liverpool-Captain Milner: «Hoffentlich kommt es nicht dazu»
Der Kapitän des FC Liverpool hat sich als erster Fussballer eines beteiligten Klubs gegen die Super-League-Pläne seines Arbeitgebers ausgesprochen. «Ich mag es nicht und hoffentlich kommt es nicht dazu», sagte James Milner nach dem 1:1 des FC Liverpool im Premier-League-Spiel gegen Leeds United am Montagabend.
Zuvor hatte sich schon sein Trainer Jürgen Klopp geäussert. «Meine Meinung hat sich nicht geändert», sagte der 53-Jährige im Sender Sky Sports. In der Vergangenheit hatte er gesagt, dass er hoffe, dass es niemals eine Super League geben werde. Mit Blick auf die Kritik und die Proteste meinte Klopp nun: «Die Leute sind nicht glücklich damit, ich kann das verstehen.»
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9 Uhr
Ersetzt Rummenigge bei der UEFA Agnelli?
Karl-Heinz Rummenigge steht kurz vor der Rückkehr ins Exekutivkomitee der Europäischen Fussball-Union UEFA. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München werde als Ersatz von Andrea Agnelli für einen Posten in dem wichtigsten Gremium des Kontinentalverbands vorgeschlagen, teilte die Europäische Klub-Vereinigung ECA am Montagabend mit. Der 65-Jährige ist ECA-Ehrenvorsitzender und war bis 2017 Chef des Bündnisses europäischer Klubs. Die ECA verfügt seit 2016 über zwei Sitze in der UEFA-Exekutive.
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8.30 Uhr
Real-Präsident Perez schlägt Alarm: «Die Lage ist dramatisch»
Die geplante Super League ist für deren designierten Boss Florentino Perez kein Angriff auf den Fussball, sondern seine notwendige Rettung. «Wenn gesagt wird: Das sind die Reichen – nein. Ich bin nicht der Eigentümer von Real Madrid, Real Madrid ist ein Mitgliederverein. Alles, was ich tue, ist zum Wohl des Fussballs. Jetzt machen wir dies, um den Fussball zu retten, der sich in einer kritischen Situation befindet», sagte der Präsident des spanischen Rekordmeisters in einem in der Nacht zu Dienstag ausgestrahlten Interview des Senders El Chiringuito de Jugones, über das die spanische «Marca» berichtete.
Überall auf der Welt seien Klubs wegen der Corona-Pandemie in finanziellen Schwierigkeiten und es gehe darum, den «Fussball zu retten, damit wir zumindest für die nächsten 20 Jahre in Ruhe leben können. Die Situation ist sehr dramatisch», sagte Perez. Real hat wie der FC Barcelona und weitere Klubs hohe Schuldenberge, die Corona-Pandemie hat die Lage für viele wegen der eingebrochenen Umsätze verschlimmert.
Perez will deshalb keine Zeit verlieren. «Wir werden versuchen, sobald wie möglich zu beginnen», sagte der als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens auserkorene.
«2024 sind wir alle tot»
Die bei der Exekutivsitzung der UEFA am Montag beschlossene Reform der Champions League, die zukünftig mit 36 statt 32 Klubs ausgetragen werden und durch einen neuen Modus 100 Spiele mehr pro Saison haben soll, kommt laut Perez zu spät: «Sie sagen, das neue Format kommt 2024. 2024 sind wir alle tot.» Weiter sagte er über die Königsklasse, bei der Real in der laufenden Saison im Halbfinale steht: «Die Champions League ist ab dem Viertelfinale attraktiv. Wir müssen gegen bescheidene Mannschaften spielen, was nicht attraktiv ist.»
Die harsche Reaktion der UEFA und der nationalen Ligen kann Perez nicht nachvollziehen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin droht damit, dass Nationalspieler der abtrünnigen Klubs bei der EM und Weltmeisterschaften nicht spielen dürfen. Auch ein Ausschluss aus der laufenden Champions-League-Saison steht im Raum, betroffen wären von den Halbfinalisten neben Real auch der FC Chelsea und Manchester City. «Wann immer es eine Veränderung gibt, gibt es immer Leute, die dagegen sind», sagte er. «Was ist attraktiv? Dass wir Grossen unter einander spielen, die Konkurrenzfähigkeit. Das ist attraktiv und wird im Fernsehen mehr wertgeschätzt, generiert also mehr Ressourcen.»