Drohung UEFA-Boss Ceferin: «Wer in der Super League spielt, wird bei der WM und EM gesperrt»

Von Florian Lütticke, Jan Mies und Arne Richter, dpa

19.4.2021 - 15:35

Der europäische Fussball steht vor einer historischen Spaltung: Ungeachtet der Pläne zwölf Top-Klubs für eine Super League zieht die UEFA ihre Reform für die Champions League durch und droht mit Konsequenzen. So nah und konkret war der grosse Knall im Dauer-Machtkampf noch nie.

Im grössten Machtkampf der Geschichte des europäischen Klub-Fussballs kontert die UEFA die Super-League-Pläne der zwölf Abtrünnigen. Die Europäische Fussball-Union will trotz der angekündigten Abspaltung von einem Dutzend Topklubs an ihrer umstrittenen Reform der Champions League festhalten.

Ab der Saison 2024/25 werden 36 statt bislang 32 Teams an der Gruppenphase teilnehmen, zudem wird es insgesamt 100 weitere Spiele geben, wie die UEFA am Montag nach einer Entscheidung ihres Exekutivkomitees mitteilte.

Zwei der vier neuen Plätze werden dabei nicht mehr wie bislang üblich aufgrund von Leistungen aus der vorigen Saison vergeben. Stattdessen sind dafür Platzierungen der Vereine in der Fünfjahreswertung der UEFA ausschlaggebend. 

Der Beschluss wurde durch die Pläne von zwölf europäischen Spitzenvereinen aus England, Spanien und Italien für eine unabhängige, internationale Liga überschattet. Dem Dutzend reichen die zu erwartenden Einnahmen aus der UEFA-Reform nicht, zudem fehlt ihnen die Sicherheit, auf jeden Fall international dabei zu sein.



Werden Klubs aus nationalen Ligen verbannt?

Die UEFA wiederum stellt klar, dass die Gründung einer neuen Super League grosse Konsequenzen für die involvierten Top-Klubs und deren Spieler nach sich ziehen würde. «Wie bereits von der FIFA und den sechs Kontinentalverbänden kommuniziert, werden die betreffenden Klubs für alle anderen Wettbewerbe auf nationaler, europäischer und weltweiter Ebene gesperrt», so UEFA-Präsident Aleksander Ceferin.

Der englische Rekordmeister Manchester United zum Beispiel dürfte nicht mehr in der Premier League antreten. «Und ihren Spielern könnte die Option verweigert werden, ihr Land als Nationalspieler zu vertreten.» Man würde die Superstars damit auch von der Welt- und Europameisterschaft ausschliessen, so Ceferin: «Wir werden alles sanktionieren, was wir können. Wir sind alle gemeinsam gegen dieses sinnlose Projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne.» Ausserdem nennt Ceferin den Juventus-Boss Andrea Agnelli, der die Klubs in der Exekutive der UEFA vertritt, den «grössten Lügner», dem er je begegnet sei.

Neuer Modus in der Champions League

Zurück zur Champions-League-Reform. In der Königsklasse wird ab 2024 nicht mehr wie gewohnt in acht Vorrundengruppen gespielt werden. Anstelle dessen wird es eine Liga geben, in der aber nicht Jeder gegen Jeden antritt. Dabei bestreitet jedes Team zehn statt bislang sechs Vorrundenspielen. Die acht topplatzierten Mannschaften ziehen direkt in das Achtelfinale ein. Die Teams auf den Rängen 9 bis 24 treffen in Playoffs aufeinander, um die weiteren acht Teilnehmer an der K.o.-Runde zu ermitteln.

Änderungen wird es auch in den weiteren internationalen Wettbewerben geben. Die zweitklassige Europa League wird im selben Format wie die Champions League ausgetragen, allerdings mit nur acht Gruppenspielen pro Team. In der kommende Saison eingeführten Conference League soll es sechs Vorrundenpartien pro Mannschaft geben. Die Reform wird von organisierten Anhängern stark kritisiert.



US-Bank als Sponsor der Super League

Als Gründungsmitglieder der Super League präsentierten sich in der Nacht zu Montag: die englischen Klubs FC Liverpool, Manchester City, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal und Tottenham Hotspur; aus Spanien der FC Barcelona, Real Madrid, Atlético Madrid sowie die Italiener Inter Mailand, AC Mailand und Juventus Turin. Pikant dabei: Juve-Chef Andrea Agnelli führte bis zuletzt noch die ECA (European Club Association), vertritt die Klubs in der Exekutive der UEFA und war massgeblich an der Reform der Königsklasse beteiligt.

Die neue Super League soll massgeblich von der US-Grossbank JP Morgan finanziert werden. Das bestätigte das Unternehmen am Montag der englischen Nachrichtenagentur PA. Für die Gründungsvereine sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Dies würde die Einnahmen aus der bisherigen Champions League deutlich übersteigen.

Von Florian Lütticke, Jan Mies und Arne Richter, dpa