Der Weltverband FIFA ermittelt in der Kuss-Affäre gegen den spanischen Fussball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales. Die FIFA bekennt sich zur Achtung der «Integrität aller Personen».
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- Der Druck auf den spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales steigt. Für sein übergriffiges Verhalten nach dem WM-Final muss er sich vor der FIFA-Disziplinarkommission verantworten.
- Geprüft wird ein Verstoss gegen Artikel 13 des FIFA-Reglements, der mit «Beleidigendes Verhalten und Verstösse gegen die Grundsätze des Fairplay» überschrieben ist.
- US-Star Megan Rapinoe äussert sich ebenfalls zum Eklat und sagt: «In was für einer verkehrten Welt leben wir eigentlich?»
Der spanische Verbandspräsident Luis Rubiales muss sich für sein übergriffiges Verhalten nach dem WM-Finale vor der FIFA-Disziplinarkommission verantworten – und vor der Regierung.
«Natürlich warten wir darauf, dass etwas passiert. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Regierung handeln», sagte Präsidentschaftsminister Félix Bolaños vor der ausserordentlichen Generalversammlung des spanischen Verbandes RFEF an diesem Freitag in Madrid. Dass der ungefragte Kuss von Rubiales für Weltmeisterin Jennifer Hermoso folgenlos bleibt, ist unwahrscheinlich.
FIFA eröffnet ein Verfahren gegen Rubiales
«Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste», teilte der Fussball-Weltverband zur Eröffnung des Disziplinarverfahrens gegen Rubiales mit. Die Disziplinarkommission prüfe einen Verstoss gegen Artikel 13 des eigenen Reglements, der mit «Beleidigendes Verhalten und Verstösse gegen die Grundsätze des Fairplay» überschrieben ist. Der 46 Jahre alte Rubiales ist Vizepräsident der Europäischen Fussball-Union UEFA.
Rubiales hatte die 33 Jahre alte Hermoso während der Siegerehrung nach dem 1:0 gegen England am vergangenen Sonntag in Sydney auf den Mund geküsst. Etliche Kameras zeichneten den Moment auf. In den folgenden Tagen waren Kritik und Empörung immer grösser geworden, sodass die RFEF zum Handeln gezwungen wurde. «Was wir gesehen haben, ist inakzeptabel», sagte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez.
Die spanische Spielerinnen-Gewerkschaft FutPro forderte «beispielhafte Massnahmen». Solche Handlungen dürften «niemals ungestraft bleiben», teilte die Gewerkschaft mit und zitierte auch Hermoso. «Meine Gewerkschaft FutPro kümmert sich in Abstimmung mit meiner Agentur TMJ um die Verteidigung meiner Interessen und ist der Gesprächspartner in dieser Angelegenheit», sagte die Weltmeisterin demnach.
Rubiales hatte – mit Verzögerung – am Montag einen Fehler eingeräumt. Er habe Hermoso «spontan» und «ohne jede böse Absicht oder bösen Willen» auf den Mund geküsst. Der Vorfall hatte die Diskussion über übergriffiges Verhalten im Fussball erneut befeuert.
US-Star Rapinoe: «Tiefes Ausmass an Frauenfeindlichkeit»
US-Star Megan Rapinoe sprach von einem grossen «Ausmass an Frauenfeindlichkeit und Sexismus in diesem Verband und in diesem Mann». Dem Portal «The Athletic» sagte die 38-Jährige in einem Interview: «In was für einer verkehrten Welt leben wir eigentlich? Auf der grössten Bühne, auf der man feiern sollte, muss Jenni (Hermoso) von diesem Kerl körperlich angegriffen werden.»
In Spanien war in den vergangenen Tagen immer wieder der Rücktritt von Rubiales gefordert worden. Ob er dazu infolge der RFEF-Generalversammlung gezwungen wird, ist fraglich. Vielmehr werde erwartet, dass der Funktionär auf der Generalversammlung «massive Unterstützung» erhalten werde, hiess es beim Radiosender «Cadena Ser» und andere Medien.
dpa/lbe