Liebe statt Hiebe Es ist Valentinstag – höchste Zeit, das Kriegsbeil zwischen diesen Streithähnen zu begraben

Syl Battistuzzi

14.2.2024

Dicke Luft zwischen Nati-Coach Murat Yakin und Granit Xhaka. 
Dicke Luft zwischen Nati-Coach Murat Yakin und Granit Xhaka. 
Imago

Am 14. Februar wird der Valentinstag gefeiert. Doch im Fussball gibt es leider nicht nur romantischer Sonnenschein, sondern auch unschöne Fehden. Am Tag der Liebe sollen sich nun diese sieben Konflikte in Luft auflösen.

S. Battistuzzi

Taulant Xhaka und Katic

Im letzten Mai war der Basel-Captain nach einem Kopfstoss gegen den FCZ-Spieler für acht Spiele gesperrt worden. Im Herbst gerieten die beiden heissblütigen Fussballer wieder aneinander, beide sahen für Unsportlichkeit in der Nachspielzeit noch Gelb. Nach der Partie trug Xhaka ein T-Shirt, das seine Tätlichkeit gegen Katic abbildet.

Kein Duell gab es am 21. Januar, weil Xhaka aufgrund einer Sperre dem FCB nicht zur Verfügung stand. Am 30. März kommt es wieder zur Affiche Basel gegen Zürich. Es ist zu hoffen, die beiden Aggressivleader können bis dann ihr Privatduell durch eine rosarote Brille ansehen, statt wie zuletzt im roten Bereich zu drehen.

Taulant Xhaka trägt ein Shirt, das seinen Kopfstoss gegen FCZ-Verteidiger Nikola Katic abbildet.
Taulant Xhaka trägt ein Shirt, das seinen Kopfstoss gegen FCZ-Verteidiger Nikola Katic abbildet.
Instagram/@fcbasel_fotos

Görtler und die Schiedsrichter

Apropos rot: Sein umstrittener Platzverweis gegen Lugano nach drei Minuten macht den FCSG-Captain fuchsteufelswild. In den sozialen Medien legte der Deutsche nach und verhöhnte Schiedsrichter Fähndrich mit einem ironischen «Verstehen Sie Spass?»-Instagram-Post.

Der 29-Jährige hadert seit seiner Ankunft 2019 in der Ostschweiz regelmässig mit den Unparteiischen. Auch die Einführung des VAR machte ihm das Leben nicht leichter. Doch auch Görtler musste in der Fussball-Sendung Heimspiel zugeben: Schiedsrichter ist der härteste Job im Fussball-Business. 

Er selbst leitete auch schon in seinem Heimatdorf ein Amateurspiel und erlebte am eigenen Leib, welche Herausforderungen das Schiedsrichtersein mit sich bringt. Deshalb wird es höchste Zeit, sich zu versöhnen.

Lukas Görtler spricht über seine Schiedsrichter-Erfahrung: «Es war katastrophal»

Lukas Görtler spricht über seine Schiedsrichter-Erfahrung: «Es war katastrophal»

Im Fussball-Talk Heimspiel spricht Lukas Görtler über den Moment, als er bei einem Fussballspiel selbst als Schiedsrichter fungierte.

19.10.2023


Alex Frei und Baden-Fans

Aarau-Trainer Alex Frei hatte Ende Januar beim 2:1-Auswärtssieg seiner Mannschaft im Derby gegen Baden dem Publikum den Mittelfinger gezeigt. Der Disziplinarrichter der Swiss Football League suspendierte ihn für die «unschöne Geste» gleich für drei Spiele, die Baden-Fans waren womöglich aber auch nicht ganz unschuldig an der Eskalation.

Frei zeigte danach öffentlich Reue und entschuldigte sich. Doch in jeder Beziehung muss man verzeihen können, um wieder positive Gefühle entstehen zu lassen. 

Für die Annäherung wäre eine symbolische Tat wünschenswert. Der Rekordtorschütze der Schweizer Nati (42 Tore) könnte bei Baden ein Stürmer-Training anbieten. Eine Lektion von Frei würde auch dem – zusammen mit Bellinzona – angriffsschwächsten Team der Challenge League (19 Treffer in 21 Partien) guttun. 


Granit Xhaka und Murat Yakin

Granit Xhaka hatte nach dem 2:2 gegen Kosovo die Trainingsleistungen in der Nati kritisiert und gesagt, dass er von der schwachen Leistung der Schweizer «nicht überrascht» sei. Die Kritik zielte direkt auf Murat Yakin.

Der Nati-Coach spielte den Zwist herunter, doch der öffentliche Machtkampf war lanciert – und schwelt immer noch. Nach der harzigen Qualifikation steht jetzt aber im Sommer das grosse Turnier an. Dann müssen die beiden Aushängeschilder des Landes Minne und Eintracht verströmen. Im Fadenkreuz von Xhaka soll nun die Liebe zu seinem Vorgesetzten stehen. Ein Happy End ist noch immer der beste Weg, um sportlichen Erfolg zu haben.

Messi und Ronaldo

Die zwei Ausnahmekönner führen schon seit knapp zwanzig Jahren eine Beziehung mit Hochs und Tiefs. Vor allem die beiden Fanlagern stehen sich seit langem unversöhnlich gegenüber. Häme und Spott gibt's für den Gegner, Lobhudelei für das eigene Idol. Für die «Messi-Ronaldo-Rivalität» gibt es sogar eine eigene (und ausführliche) Wikipedia-Seite.

Um die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen, müssen die Anhänger der CR7-Jünger und Messias-Anhänger die «GOAT»-Debatte endlich im Keim ersticken. Sonst wird die Diskussion auch nach dem Rücktritt der beiden Superstars noch lange weitergehen, ohne dass Harmonie in der Fussball-Welt einkehren kann.  

Klappe halten – Cristiano Ronaldo.
Klappe halten – Cristiano Ronaldo.
Getty

Matthäus und Tuchel

Lothar Matthäus und Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatten im letzten November einen tagelangen Streit. Tuchel hatte vor und nach dem Topspiel gegen Dortmund gereizt auf die Kritik von Matthäus (und Dietmar Hamann) im Anschluss an das DFB-Pokal-Aus des FC Bayern beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken reagiert. Nach dem klaren Erfolg in Dortmund lieferte sich Tuchel ein Wortduell mit Matthäus.

Der deutsche Rekordnationalspieler versteht bis heute nicht, warum ihn Tuchel in die Mangel nahm. «Man kann mit mir über alles reden. Das war früher auch schon der Fall. Ich versuche, nichts persönlich werden zu lassen», erläuterte er kürzlich. «Genauso wie ich ihn akzeptiere, sollte er mich akzeptieren», betonte Matthäus und hielt vor dem Bundesliga-Spitzenkampf fest: «Wenn ich sage, dass Bayer Leverkusen in dieser Saison attraktiver spielt als Bayern München, dann unterschreiben das sicher mehr Leute mit Ja als mit Nein.»

Wie das Top-Spiel ausgegangen ist, ist bekannt. Während Tuchel nun noch mehr mit dem Rücken zur Wand steht, haute Matthäus nach der Klatsche in Leverkusen weiter drauf. Er warf Tuchel mehrere taktische Versäumnisse vor. 

Matthäus sollte nun aber seine Attacken einstellen. Der 62-Jährige war schliesslich selbst mal Trainer. Sein Leistungsausweis auf dem Papier ist dabei – nett formuliert – bescheiden. Eine Friedenspfeife unter ehemaligen Kollegen wäre also eine schöne Geste.

Hamann und Klopp

Liverpools Trainer machte sich 2022 über den früheren Reds-Profi lustig, als er von einem Journalisten mit dessen kritischen Aussagen konfrontiert wurde. «Oh grossartig. Er ist eine fantastische Quelle, wird überall sehr respektiert», sagte Klopp ironisch. Auch, dass Hamann viele Jahre in Liverpool gespielt habe, liess er als Argument nicht gelten: «Das gibt dir nicht das Recht zu sagen, was du willst. Vor allem, wenn du keine Ahnung hast.»

Klopp machte zu dieser Zeit mit seinem Team sportlich eine schwere Zeit durch. In der Liga dümpelte die erfolgsverwöhnte Truppe zeitweise gar auf Rang 10 herum. Nach den Höhenflügen schien das verflixte siebte Jahr bei Klopp zum brutalen Absturz werden. 

Inzwischen hat Liverpool die Kurve gekriegt, sowohl in der Meisterschaft also auch in der Champions League ist man auf Kurs. Klopp hat seinen Rückzug nach der Saison angekündigt, weil er seine Batterien aufladen will. Bevor der Deutsche an der Anfield Road abtritt, soll er sich mit Hamann versöhnen. 

Denn dass sein Landsmann sehr wohl Ahnung hat von Fussball, ist unbestritten. Hamann scheut sich auch nicht davor, eine unbequeme Meinung zu haben – und die auch öffentlich auszusprechen. Doch der 50-Jährige würde seine Ansichten den Leuten auch ins Gesicht sagen, wie der Champions-League-Sieger von 2005 bei seinem Einstandsgespräch als blue Sport Experte ausführt.

Hamann hat recht: Ehrlichkeit ist die Basis in jeder Beziehung – auch wenn sie manchmal schmerzt. Was er (und Marco Streller) am Mittwochabend im Champions-League-Studio bei blue Sport zu sagen haben, wird also sicher Hand und Fuss haben. 

«Was ich im TV meine, würde ich den Leuten auch ins Gesicht sagen»

«Was ich im TV meine, würde ich den Leuten auch ins Gesicht sagen»

Didi Hamann ist neuer blue Sport Experte. Der Champions-League-Sieger 2005 spricht im Interview über Yann Sommer, den FC Bayern München und die neue CL-Kampagne.

14.09.2023