Nati-Star Ramona Bachmann «Es gibt Spielerinnen, die einen Tritt in den Arsch brauchen»

Von Patrick Lämmle

23.6.2023

Ramona Bachmann und ihre Nati-Kolleginnen lauschen den Anweisungen der Trainerin.
Ramona Bachmann und ihre Nati-Kolleginnen lauschen den Anweisungen der Trainerin.
Keystone

Die Schweizer Frauen-Nati bereitet sich auf die Fussball-WM in Australien und Neuseeland vor. Dabei wird eines deutlich: Unter Inka Grings wird geschwitzt wie kaum je zuvor.

Von Patrick Lämmle

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweizer Frauen-Nati bereitet sich derzeit auf die Fussball-WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) vor.
  • Mit Inka Grings hat die Nati seit Januar eine neue Trainerin, die ganz anders tickt als ihr Vorgänger und von den Spielerinnen sehr viel fordert.
  • Lia Wälti und Ramona Bachmann sind davon überzeugt, dass die Mannschaft von der härteren Gangart profitieren wird.
  • Dass die mangelhafte Fitness wie an der EM im letzten Sommer zum limitierenden Faktor wird, soll sich auf keinen Fall wiederholen.

Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation hat Nils Nielsen den Posten als Nationaltrainer aus freien Stücken geräumt. Unter Nachfolgerin Inka Grings weht ein ganz anderer Wind.

Auf die Unterschiede der beiden angesprochen, sagt etwa Nati-Kapitänin Lia Wälti: «Ich finde, es sind sehr grosse Unterschiede festzustellen. Sie sind ganz, ganz verschiedene Persönlichkeiten. Nils war ein absoluter Ruhepol, der sehr selten laut wurde, uns auch sehr viele Freiheiten gelassen hat. Und jetzt bei Inka ist die Leine schon etwas enger geschnürt, wenn man das so sagen kann. Aber im positiven Sinne. Ihre deutsche Mentalität, diese Siegermentalität, versucht sie aufs Team zu übertragen. Und das funktioniert eigentlich sehr, sehr gut.»

Grings erwarte sehr viel von den Spielerinnen und teile dies auch lautstark und sehr direkt mit. Sie empfinde das als positiv, «weil man genau weiss, woran man ist, woran man arbeiten muss». Auch habe Grings eine klare Spielidee, die sich von jener von Nielsen etwas unterscheide, so der Arsenal-Star.

Die Schweizer Nati hat aus den Fehlern gelernt

Und Grings heizt ihren Spielerinnen ordentlich ein. So sagt etwa PSG-Stürmerin Ramona Bachmann, die wie Wälti bereits an der WM 2015 zum Stammpersonal in der Nati gehörte und auch an den Europameisterschaften 2017 und 2022 ihre Tore erzielte, dass es unter Grings streng sei, sie das aber alle gut fänden. «Weil wir halt auch persönlich fanden, dass wir zum Beispiel bei der letzten EM nicht alle in Topform waren und nicht fit genug, um auf dem Niveau mitzuhalten.»

Inka Grings fordert von den Spielerinnen totalen Einsatz.
Inka Grings fordert von den Spielerinnen totalen Einsatz.
Bild: Keystone

Sie habe sehr gerne mit Nils zusammengearbeitet, der vom Typ her «komplett unterschiedlich» sei, aber auch mit der Art von Inka Grings komme sie «sehr gut klar». «Inka fordert extrem viel, was ich auch gut finde. Weil es gibt echt gewisse Spielerinnen, die manchmal einen Tritt in den Arsch brauchen. Daher glaube ich schon, dass der Wechsel fürs Team sehr gut war.»

Wie wichtig die Fitness sei, habe sie auch im letzten Jahr wieder gesehen. Vor der EM ging die Schweiz in einem Testspiel gegen England 0:4 unter. Bachmann erinnert sich vor allem an das, was sich nach der Partie abgespielt hat: «Jede einzelne Engländerin, die nicht 90 Minuten gespielt hat, hat dann noch anderthalb Stunden trainiert. Und wirklich solche Läufe, wie wir sie jetzt machen. Und schlussendlich haben sie die EM gewonnen.»

Es mache also schon Sinn, eine harte Vorbereitung zu machen. «Das Niveau steigt jedes Jahr.» Mithalten könne man nur, wenn man topfit sei. «Das ist einfach so», spricht die 131-fache Nati-Spielerin (57 Tore) Klartext.

Und was ist für die Schweiz an der WM möglich? Bachmann findet, dass sie in diesem Jahr als Team noch einmal gewachsen seien und sie erlebe alle «sehr zielorientiert und ehrgeizig». Ein klares Ziel nennt die 32-Jährige nicht. Aber: «Ich würde auf jeden Fall sagen, dass es drin liegt, die Gruppenphase zu überstehen.» Und hat man die Gruppenphase erst mal überstanden, ist bekanntlich vieles möglich …

Grings wartet noch auf den ersten Sieg als Nati-Trainerin

In den bisherigen vier Testspielen unter Inka Grings hat die Schweiz noch keinen Sieg eingefahren, doch das sollte nicht überbewertet werden. Denn bereits in den kommenden Vorbereitungsspielen gegen die WM-Teilnehmer Sambia (30. Juni in Biel) und Marokko (5. Juli in Winterthur) dürften die Schweizerinnen ein anderes Gesicht zeigen, zumal die Deutsche nun Zeit hatte, über einen längeren Zeitraum der Mannschaft ihre Spielideen zu vermitteln – und vor allem an der Fitness zu feilen.

Richtig wichtig wird es dann allerdings erst an der WM. Das erste Spiel bestreitet die Schweiz am 21. Juli gegen die Philippinen.

Der WM-Spielplan der Schweizer Nati

  • 21. Juli: Philippinen – Schweiz (7 Uhr, Forsyth Barr Stadium)
  • 25. Juli: Schweiz – Norwegen (10 Uhr, Waikato Stadium)
  • 30. Juli: Schweiz – Neuseeland (9 Uhr, Forsyth Barr Stadium)