Der verletzt aus dem Turnier ausgeschiedene Leonardo Spinazzola schrieb vor dem EM-Finale gegen England einen Brief an seine italienischen Teamkollegen.
Der 28-Jährige hat sich im Viertelfinale gegen Belgien eine Achillessehnenverletzung zugezogen. Inzwischen wurde der linke Aussenverteidiger, der so viel Schwung bei den Azzurri reinbrachte, bereits operiert. Der AS-Roma-Profi ist trotz Krücken mit der Mannschaft nach London gereist und wird heute Abend auf der Tribüne des Wembley-Stadions sitzen und seine Kameraden anfeuern. In der italienischen Zeitung «La Stampa» hat Spinazzola noch einen offenen Brief verfasst, der seinen Kollegen Mut machen soll.
«Wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte, würde ich wieder nach dem Ball sprinten. Ich würde es Hundert Mal wieder tun und versuchen, einen Meter auf den Gegner gut zu machen und das Spiel auf unsere Seite zu verlagern. Das ist nichts Besonderes – das sind die Regeln der Azzurri».
«Schliesslich geht man nur über die Ziellinie, wenn man bereit ist, seine Seele für seine Mannschaftskameraden zu geben. Die Verletzung hat mich zwar vom Feld genommen, konnte mich aber nicht von der Gruppe trennen. Mein dreijähriger Sohn Mattia hat verstanden, dass sein Papa nicht zu Hause auf der Couch bleiben konnte, um das Spiel heute Abend zu sehen.»
«Ich bin begeistert, ich kann es nicht verbergen. Als ich ins Flugzeug stieg, fühlte ich mich ein bisschen wie neugeboren. In ein paar Stunden werde ich mit meinen Mannschaftskameraden auf dem Platz und mit dem Rest des Landes auf der Tribüne stehen. Es hätte besser sein können, aber es hätte auch schlechter sein können.»
«Wir haben die letzte Schlacht dieser EM im Wembley-Stadion. Ein Turnier, das ich für immer in mir tragen werde. Von den magischen Nächten im Stadio Olimpico bis zum Fussballtempel gegen den Gastgeber haben wir einen langen Weg zurückgelegt.»
«In meinem Fall hat das Schicksal dieser Reise noch ein paar Kilometer hinzugefügt: eine Leidensphase in Finnland, um die Achillessehne zu richten.»
«Jetzt bin ich bereit. Ich fühle, dass ich noch so viel zu geben habe. Ich werde in ein paar Monaten wieder auf dem Rasen stehen. Aber ich denke gerne, dass wir heute Abend alle zusammen sprinten werden. Ich spiele mit dem Gedanken, dass Bryan Cristante, der erste Teamkollege, der mich nach der Verletzung getröstet hat, etwas Bedeutsameres als meinen Kopf hebt.»
«Hier sind wir. Forza Azzurri!»