Das Elfmeterschiessen im EM-Halbfinale bei Spanien gegen Italien war schon entschieden, bevor es begann. Zumindest, wenn man nach den Szenen beim Münzwurf zwischen Girogio Chiellini und Jordi Alba urteilt.
Giorgio Chiellini hat mit seinen fast 37 Jahren schon viel erlebt. Kein Wunder, hat Coach Roberto Mancini den Routinier als Captain nominiert. Bei seinem wohl letzten Turnier mit der Squadra Azzurra kommt es im Halbfinal nach der Verlängerung zum Elfmeterschiessen.
Schiedsrichter Dr. Felix Brych bittet Chiellini und seinen spanischen Antipoden Alba zum Münzwurf, um die Seitenwahl auszuknobeln. Die Farbe der Münze entscheidet, dass der Showdown nun vor dem Tor der italienischen Fankurve stattfinden soll, was Chiellini auch mit Gesten klarmacht. Alba hingegen will was anderes wahrgenommen haben und die Sache vor den spanischen Anhängern austragen.
Brych lässt sich jedoch nicht umstimmen und gibt zu verstehen, dass die Italiener diesen Mini-Sieg geholt haben. Chiellini kommentiert den Versuch von Alba schelmisch mit «Mentiroso, Mentiroso» (dt: Lügner, Lügner). Obendrauf verpasst der italienische Haudegen seinem Kontrahenten auch noch eine zarte Ohrfeige.
Chiellini als Held gefeiert – Piqués Kritik
Dummerweise verliert Alba auch die zweite Entscheidung – Italien darf mit dem Penaltyschiessen beginnen. Die Freude beim Juve-Profi ist fast schon überschwänglich. Chiellini nimmt Alba gleich zu sich, hebt ihn wie einen kleinen Schuljungen hoch und drückt den 32-Jährigen an seine breite Brust. Während der Barça-Spieler an der Behandlung gemäss den Bildern zu urteilen nicht wirklich Freude hatte, wird Chiellini im Netz für seine Aktion gefeiert.
Viele sind der Meinung, dass Chiellini mit seinem lockeren Auftreten den Psycho-Krieg im Elfer-Krimi bereits vorentschieden hat. Nicht einverstanden mit dieser These ist wohl Gerard Piqué. Die langjährige Teamstütze der Furia Roja twittert, es sei kein Zufall, dass die vier Elfmeterschiessen, die sowohl bei der EM als auch bei der Copa América stattgefunden haben, von der Mannschaft gewonnen wurden, die zuerst schiessen durfte. Gemäss Statistik sei die erste Mannschaft im Vorteil, was in einem solch wichtigen Turnier unfair sei, meint Piqué. Der Barça-Profi hat sich nach dem Sieg der Spanier gegen die Schweiz aber öffentlich nicht darüber beklagt.