Dani Wermelinger, Leiter Ressort Spitzenschiedsrichter des SFV, nimmt Stellung zu den jüngsten Vorwürfen an den Super-League-Schiedsrichtern.
Nachdem am Sonntag St. Gallen gegen Basel in Führung geht, freuten sich die FCB-Fans in der 72. Minute über den vermeintlichen Ausgleich durch Anton Kade. Doch da Bénie Traoré nach seinem Zuspiel auf den Torschützen mit offener Sohle den Knöchel von Jordi Quintilla traf, konsultierte Schiedsrichter Lionel Tschudi die Videobilder. Er nahm den Treffer zurück und zeigte Traoré die Rote Karte (am Montag wurde der Ivorer für 2 Spiele gesperrt).
Die Basler konnten zwar in Unterzahl noch den Ausgleich erzielen, doch der Frust über das aberkannte Tor sass auch nach Spielende tief. Xherdan Shaqiri kritisierte nach dem VAR-Drama bei blue Sport: «Wir müssen uns Gedanken machen, ob wir die besten Schiedsrichter haben.»
Der 33-Jährige erwähnte auch eine Szene beim Spiel zwischen Lugano und Luzern, als es ein Foul klar ausserhalb des Strafraums gab. Trotzdem griff der Videoschiedsrichter nicht ein, als der Unparteiische danach einen Penalty pfiff.
Dani Wermelinger, Leiter des Ressorts Spitzenschiedsrichter beim Schweizerischen Fussballverband, nimmt gegenüber blue Sport Stellung, weshalb sich in jüngster Zeit in der Liga offenbar die strittigen Entscheide häufen.
«Die letzten zwei, drei Runden waren sicher nicht ideal»
«Das gehört zum Business, wenn es bei einer Mannschaft oder einem Schiedsrichterteam nicht läuft, kommt Kritik auf», so Wermelinger. «Wir wissen durch die interne Aufarbeitung, dass wir im Moment eine weniger gute Phase haben. Die letzten zwei, drei Runden – inklusive des Cups –waren sicher nicht ideal.»
Der 53-jährige Aargauer findet aber, man könne nicht deshalb gleich ein ganzes Jahr beurteilen. Wichtig sei, dass man das sehr transparent aufarbeite, um auf das Leistungsniveau zurückzukommen, das grundsätzlich vorhanden sei.
«Im Vergleich stehen wir auch international gut da», meint Wermelinger und spricht von einem «guten Jahr». Er führt aus, dass Schweizer Schiedsrichter-Teams bei internationalen Wettbewerben vertreten seien.
Der Idee, dass Schiedsrichter- und VAR-Entscheide den Zuschauern künftig direkt mitgeteilt werden sollen, steht er grundsätzlich positiv gegenüber. «Das Thema liegt bei uns selbstverständlich auf dem Tisch. Wir haben in diesem Bereich Handlungsbedarf.»
Aber natürlich müsse man etwa auch die technische Ausrüstung in den Stadien verbessern, um den Standards zu genügen. «Es ist wichtig, dass wir dort einen Schritt machen können, für die Zuschauerinnen und Zuschauer zuhause oder im Stadion. Entsprechend orientieren wir uns hier auch an den internationalen Verbänden», hält Wermelinger fest.