Rolle von Nati-Captain unter Yakin Mehmedi über Xhaka: «So ein Interview darfst du nicht geben»

Redaktion blue Sport

2.11.2023

Mehmedi: «So ein Interview darfst du als Captain nicht geben»

Mehmedi: «So ein Interview darfst du als Captain nicht geben»

«Als Captain darfst du so ein Interview zu diesem Zeitpunkt nicht geben», beurteilt Admir Mehmedi im Fussball-Talk Heimspiel die Aussagen von Granit Xhaka gegenüber der Presse nach dem Remis gegen den Kosovo.

02.11.2023

Die Interview-Attacke von Nati Captain Granit Xhaka auf Coach Murat Yakin sorgt in der Sendung Heimspiel mit den ehemaligen Internationalen Blerim Dzemaili und Admir Mehmedi für Gesprächsstoff.

Redaktion blue Sport

Admir Mehmedi erinnert im Fussball-Talk Heimspiel an den Ursprung des Konflikts: «Das Ganze hat ja angefangen mit dem Interview von Granit, das sind wir uns alle bewusst». Xhaka hatte sich nach dem 2:2 gegen Kosovo über die Trainingsleistungen der Nati beschwert – und damit auch Trainer Murat Yakin direkt kritisiert.

Blerim Dzemaili ergänzt: «Das ist das Problem im Moment. Der Machtkampf wird öffentlich ausgetragen. Wir hatten ja auch interne Sachen bei Hitzfeld oder Petkovic. Aber davon haben die Medien nie etwas mitbekommen.»

Danach gab es in der hiesigen Medienlandschaft eine Debatte, ob Yakin noch eine Zukunft hat als SFV-Trainer. «Die Diskussion ist sicher gerecht», findet Dzemaili, schliesslich hätten sich die Nebengeräusche «zu sehr angehäuft». Sein Fazit: «Ich glaube, dass dort irgendetwas ist. Das weiss jetzt jeder.»

Solche Sachen müsse man intern klären, was im Moment nicht der Fall sei, so die FCZ-Legende, die 69 Länderspiele für die Schweiz absolviert hat. Im Moment ist das nicht so. «Du willst doch nicht mit diesen Nebengeräuschen an eine EM gehen», betont Dzemaili. «Das muss beseitigt werden von Seiten des Verbands, indem man sagt: ‹Das ist der Trainer›.»

Dzemaili: «Es ist sicher was vorgefallen»

Mehmedi will den Ball flach halten und erinnert an die letzte EM 2021. «Was hatten wir alles beim Turnier für Themen? Blonde Haare, die kommen mit teuren Autos ... und dann haben wir Frankreich ausgeschaltet im Achtelfinale. Dann waren die Geräusche plötzlich vergessen.» 

Für den 32-Jährigen ist klar: «Wenn wirklich ein Problem zwischen den Protagonisten da sein sollte, dann erwarte ich schon, dass man sich öffentlich hinstellt und sagt, ‹wir haben ein Problem›.» 

Für das Interview müsse man einerseits die Umstände berücksichtigen, so Mehmedi: «Das war fünf Minuten nach dem Match, wo die Enttäuschung riesig war.» Ausserdem trage Xhaka das Herz auf der Zunge. 

«Nichtsdestotrotz darfst du als Captain so ein Interview zu diesem Zeitpunkt nicht geben, weil du damit Angriffsfläche bietest», findet er.  Granit sei ein extrem fordernder Spieler. «Jetzt kommt er in die Nationalmannschaft und will aus 10 Spielen 30 Punkte holen. Der fordert nicht nur seine Mitspieler, sondern auch den Trainer. Aber so ein Interview darfst du zu diesem Zeitpunkt nicht geben», unterstreicht Mehmedi. 

«Ich bin ein grosser Fan von Granit auf dem Platz», sagt Dzemaili. Natürlich habe dieser auch seine Macken, dass er manchmal die Interviews gebe, die er nicht geben sollte und in denen er vielleicht auch mehr geschützt werden sollte.

Die Diskussion habe sich mit der Zeit entwickelt, glaubt der 37-Jährige. «Bis zu der WM denke ich nicht, dass da irgendwelche Probleme da gewesen sind. Es ist sicher etwas vorgefallen, das wir nicht wissen. Wenn wir alle diese Interviews jetzt hören, dann ist sicher irgendwas. Aber was genau da ist, das können wir nicht wissen». Der Zwist kommt aber für ihn aus heiterem Himmel: «Da treffen zwei Charaktere aufeinander, die wahrscheinlich sehr schnell Feuer fangen.»

Mehmedi: «Man muss seine Rolle schon noch kennen»

blue Sport Chefredaktor Andreas Böni glaubt, dass die beiden eigentlich  «gut harmonieren». Der Captain wolle einfach alles mitbestimmen. «Er will wissen, welcher Trainingsplatz, er will höchste Professionalität.»

Yakins Vorgänger Vladimir Petkovic habe Xhaka blind vertraut, habe es etwa durchgehen lassen, als dieser sich zum Beispiel vor der EM tätowiert oder seine Haare blond gefärbt habe. Danach habe Xhaka das Vertrauen in beeindruckender Manier zurückgezahlt, resümiert Böni. 

Mitreden dürfe Xhaka bis zu einem gewissen Zeitpunkt, führt Mehmedi aus. «Schlussendlich ist er einer von 23 Spielern, die dann aufgeboten werden. Nicht mehr, nicht weniger. Man muss seine Rolle schon noch kennen. Man darf seine Grenzen dann schon nicht überschreiten. Die anderen Spieler sehen das ja dann auch», mahnt er.

Mehmedi: «Man muss seine Rolle schon noch kennen»

Mehmedi: «Man muss seine Rolle schon noch kennen»

Mitreden dürfe Granit Xhaka als Captain bis zu einem gewissen Zeitpunkt, betont Admir Mehmedi im Fussball-Talk Heimspiel. Am Ende sei er aber nur einer von 23 Spielern. «Man muss seine Rolle schon noch kennen», findet er.

02.11.2023

Zumindest in seiner Aktivkarriere habe Xhaka aber diese Grenze nie überschritten, erläutert Mehmedi und erwähnt auch einige ehemalige Mitspieler wie Blerim Dzemaili, Valon Behrami, Gelson Fernandes oder Stephan Lichtsteiner, welche als Leader vorangegangen seien.

Der frühere Bundesliga-Legionär (Freiburg, Wolfsburg, Leverkusen) glaubt, das Thema werde nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Seine These: «Wenn ein grösseres Problem da wäre, hätte Muri wohl anders gehandelt.» Das zeige auch die Vergangenheit bei Yakin.

Heikle Ausgangslage

Für Dzemaili gibt es als Trainer folgende Optionen: «Entweder machst du ein Auge oder gleich beide Augen zu. Oder du greifst durch. Das Interview geht in diese Richtung. Weil da attackiert er ihn natürlich. Wenn er darüber spricht, dann meint er das wirklich so», urteilt Dzemaili. «Ich glaube, Muri ist nicht einer, der jetzt das Auge zumacht und einfach mal sagt, es sei Xhaka aus Versehen passiert.»

Dzemaili: «Da attackiert Xhaka natürlich Yakin»

Dzemaili: «Da attackiert Xhaka natürlich Yakin»

Blerim Dzemaili erörtet im Fussball-Talk Heimspiel die Optionen von Nati-Coach Murat Yakin nach dem kritischen Interview seines Captains.

02.11.2023

«Wie wir alle sehr gut wissen – es muss irgendetwas passieren. Entweder oder», betont Dzemaili. Da sei der Verband gefragt. Das werde sehr wahrscheinlich auch passieren. «Nach diesen drei Spielen werden sie zusammensitzen und über die Zukunft diskutieren.»

Dzemaili findet die Lage heikel. «Wir reden hier einfach von diesen Nebengeräuschen, die die ganze Mannschaft verunsichern. Schlussendlich hat Granit viel zu sagen. Und wenn er der Erste ist, der ein Problem mit dem Trainer hat, dann funktioniert es halt so. Wenn einer geht, dann gehen die anderen vielleicht auch mit.» Dann habe man schnell fünf, sechs wichtige Spieler gegen sich, warnt er.

Fussball-Talk «Heimspiel» gibt es auch als Podcast