CountdownMammut-Programm für den FCB: Wird Dimitri Oberlin plötzlich wieder wichtig?
Von Jan Arnet
12.6.2020
Am kommenden Sonntag rollt der Ball wieder. Der Cup-Viertelfinal zwischen Lausanne und Basel bildet den Re-Start im Schweizer Profifussball. Besonders für den FCB werden die nächsten Wochen intensiv. Gleichzeitig gibt es viele Fragezeichen hinter den Spielerverträgen.
Auf den Tag genau vor drei Monaten, am 12. März 2020, verabschiedete sich der FC Basel mit einem 3:0-Auswärtssieg im Hinspiel Europa-League-Achtelfinals gegen Frankfurt in die Corona-Pause. Nun, am kommenden Sonntag, geht die lange Durststrecke endlich zu Ende: Basel wird im Cup von Challenge-League-Leader Lausanne-Sport gefordert.
Es ist der Startschuss zum unglaublich intensiven Saisonendspurt. Denn in exakt drei Monaten soll es dann schon wieder mit der neuen Saison losgehen. Bis zu diesem September-Wochenende wird in Basel aber noch viel Wasser den Rhein runterfliessen ...
Das Programm des FC Basel:
14. Juni: Cup-Viertelfinal in Lausanne 21. Juni: Super-League-Spiel in Luzern 24. Juni: Super-League-Spiel in Neuenburg 28. Juni: Super-League-Spiel in Basel gegen Sion 1. Juli: Super-League-Spiel in Lugano 4. Juli: Super-League-Spiel in Basel gegen Xamax 8. Juli: Super-League-Spiel in Sion 11. Juli: Super-League-Spiel in Basel gegen YB 14. Juli: Super-League-Spiel in Basel gegen Zürich 19. Juli: Super-League-Spiel in Genf 22. Juli: Super-League-Spiel in St. Gallen 25. Juli: Super-League-Spiel in Basel gegen Lugano 29. Juli: Super-League-Spiel in Thun 2. August: Super-League-Spiel gegen Luzern Wahrscheinlich ab 8. August: Final-Turnier der Europa League (mindestens ein Spiel / maximal vier Spiele)
Allein bis zum 2. August wird Basel innert sieben Wochen nicht weniger als 14 Spiele auf dem Programm haben. Und damit noch lange nicht genug.
Gewinnt der FCB am Sonntag den Cup-Viertelfinal gegen Lausanne, muss der SFV die angesetzten Halbfinals und den Final womöglich verschieben, da die Bebbi dann womöglich beim Europa-League-Finalturnier teilnehmen. Das Endspiel der Europa League könnte am 26. August steigen. Bis spätestens Ende August dürfte auch der SFV den Cupfinal über die Bühne bringen wollen. Schliesslich steht dann ja auch schon der Start der nächsten Saison vor der Tür – am 11. September soll es wieder losgehen.
Sollten die Basler am Ende tatsächlich in den Cupfinal vorstossen und es auch in der Europa League bis ins Endspiel schaffen, bestreitet das Team von Marcel Koller bis Ende August 20 Spiele! Und dann geht es womöglich gleich Schlag auf Schlag weiter. Denn je nach Abschneiden in der Liga könnten für die Bebbi gleich Anfang September Quali-Spiele für die neue Europacup-Saison vor der Tür stehen. Die Sommerpause wird für die Basler in diesem Jahr – wenn es überhaupt eine gibt – jedenfalls sehr kurz ausfallen.
Was passiert mit den auslaufenden Verträgen?
Englische Wochen werden für den FCB ab dem 21. Juni zur Tagesordnung gehören. Ein breites Kader ist also von Vorteil. Dumm nur, dass gleich sieben (Leih-)Verträge am 30. Juni – nach dem fünften Spiel nach der Corona-Pause – enden. Der FCB muss mit diesen Spielern Lösungen finden. Nur wenn alle Parteien einverstanden sind, kann der Vertrag bis zum Saisonende verlängert werden.
Besonders kompliziert dürfte die Situation bei den ausgeliehenen Spielern sein. Bei den beiden Brasilianern Ramires und Arthur Cabral besitzt der FCB eine Kaufoption. Noch ist aber völlig unklar, ob sich die Basler diese leisten können – und wollen. Bei Cabral soll es gemäss brasilianischen Medien zudem eine Kaufpflicht in Höhe von vier Millionen Euro geben, die fällig wird, wenn der Stürmer zwölf Saisontore schiesst. Bislang hat der 21-Jährige neunmal getroffen.
Bei Edon Zhegrova hat man in Basel bereits entschieden, die Kaufoption nicht zu ziehen. Allerdings besteht wohl noch die Chance, dass der Kosovare zumindest bis zum Saisonende in Basel bleibt: Bei seinem Stammverein KRC Genk kann er in dieser Saison nicht mehr spielen, da die Saison in Belgien abgebrochen wurde. Ähnlich sieht es bei Emil Bergström aus, der gemäss Vertrag am 1. Juli zum FC Utrecht zurückkehrt – auch in Holland wird die Saison nicht fortgesetzt.
Die Verträge der beiden Top-Verdiener Ricky van Wolfswinkel und Zdravko Kuzmanovic sowie jener von Flügelstürmer Kevin Bua laufen aus. Die besten Chancen auf einen Verbleib am Rheinknie hat wohl Stürmer Ricky van Wolfswinkel. Kevin Bua, der bei Olympiakos Piräus, Besiktas Istanbul und Nürnberg im Gespräch ist, dürfte kaum zu halten sein – auch nicht bis zum Saisonende. Warum sollte Bua unmittelbar vor dem Abgang noch ein (Verletzungs-)Risiko in Kauf nehmen und seinen Top-Vertrag – die Griechen bieten offenbar 600'000 Euro Jahresgehalt – aufs Spiel setzen?
Der erwartete Abgang von Kuzmanovic ist mittlerweile offiziell. Die Bebbi geben am Freitagnachmittag bekannt, dass der Vertrag mit dem 32-Jährigen nicht verlängert wird. Bis zum 30. Juni ist der Mittelfeldspieler aber noch beim Team und könnte zum Einsatz kommen.
Einer, der nach langer Verletzung zurückkehren wird, ist Luca Zuffi. Er erlitt im Februar einen Kreuzbandriss und befindet sich vor der Rückkehr. Verstärkt werden könnte das Team zudem durch Dimitri Oberlin, der zurzeit an den belgischen Klub Zulte Waregem ausgeliehen ist und ab dem 1. Juli zurückkehren könnte, wenn er denn spielberechtigt ist. Aldo Kalulu, der auf Leihbasis bei Swansea City spielt, wird die Saison wohl in Grossbritannien beenden. Zu guter Letzt muss ja auch noch geklärt werden, wie es mit dem Trainer weitergeht. Denn auch der Vertrag von Marcel Koller läuft am 30. Juni aus.
Viele Baustellen, viele Spiele – aber kaum Zeit. Die Ziele bleiben trotz des Mammut-Programms hochgesteckt. «Für mich ist es im Moment sehr klar – er soll jetzt Meister werden», sagte Präsident Bernhard Burgener kürzlich auf die Zukunft des Trainers angesprochen. «Das ist das, was jetzt im Vordergrund steht. Und etwas anderes müssen wir im Moment nicht diskutieren.»
Und auch in der Europa League soll zumindest die erste Hürde genommen werden. Verteidigt der FCB das 3:0-Polster aus dem Achtelfinal-Hinspiel gegen Frankfurt, winken insgesamt rund 6,7 Millionen Euro Preisgeld. Deutlich mehr, als in der Liga und im Cup zu holen sind. Dass die Basler dringend auf Einnahmen angewiesen sind, zeigen die kürzlich veröffentlichten tiefroten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Das Gesamtkonstrukt FC Basel (Holding, AG, Verein und Stadiondienst) schrieb für das Jahr 2019 ein Minus von fast 20 Millionen Franken.