Sion startet nach der Corona-Pause mit einem neuen Trainer in die heisse Schlussphase. Paolo Tramezzani wird von Beginn an liefern müssen, sonst dürfte auch seine zweite Anstellung im Wallis von kurzer Dauer sein.
Stéphane Henchoz startete mit Sion furios in die neue Saison, am siebten Spieltag grüsste er mit seinem Team von Platz zwei. Doch in diesem Stil ging es nicht weiter, im Gegenteil. Es folgte eine Serie von fünf Niederlagen und einem Unentschieden in der Liga, einzig im Cup-Achtelfinal gegen den FC Linth 04 konnte Sion unter Henchoz noch gewinnen. Schliesslich warf der Coach selbst den Bettel hin – damit kam er seiner drohenden Entlassung zuvor. Der Ex-Nationalspieler prophezeite nach seinem Abgang: «Wegen der Charaktere im Team wird es auch für meinen Nachfolger kompliziert werden.»
Und er sollte Recht behalten. Interimistisch und bis zur Winterpause übernahm Christian Zermatten. Drei Niederlagen mit jeweils vier Gegentoren, ein Remis und ein Sieg schauten dabei raus.
Ins neue Jahr startete man dann mit einem neuen Trainer, Ricardo Dionisio hiess der Auserwählte. Der 37-jährige Portugiese stand damals noch bei Stade Nyonnais (Promotion League) unter Vertrag, der Wechsel wurde von Nebengeräuschen begleitet. Nach einer kurzen Schlammschlacht haben sich die beiden Vereine schliesslich dann doch noch geeinigt. Drei Pleiten und zwei Unentschieden später ist Dionisio nicht mehr Sion-Coach.
Tramezzani wird es in Sion nicht einfach haben
Und nun soll es also Tramezzani richten. Tramezzani, der zwischen Juli 2017 und Oktober 2017 schon einmal Trainer in Sion war. In 16 Ernstkämpfen holte er mit den Wallisern damals im Schnitt 1,06 Punkte. Keine prickelnde Bilanz. Noch weniger erfolgreich war er zuletzt bei Livorno. Im Februar endete sein Engagement beim Serie-B-Vertreter nach sieben Spielen ohne Sieg (fünf Niederlagen) ziemlich rasch. Tramezzani will nicht darüber sprechen, wie er gegenüber «Blick» sagt: «Und wenn, dann nur so viel: Es war meine Schuld!»
Warum er nun der richtige Mann ist, um Sion im Abstiegskampf zu führen, das erschliesst sich dem neutralen Beobachter nicht. Er wolle es besser machen als beim ersten Mal, meint Tramezzani, der auch verrät, wie es zu seiner neuerlichen Anstellung im Wallis kam: «Der Präsident rief mich am Mittwoch an. Ich kam ins Wallis. Wir schauten uns tief in die Augen. Das war’s. Keine Vertragsverhandlungen. Keine Überzeugungsarbeit. Alles ganz natürlich. Dabei hatte ich nie auch nur den mindesten Gedanken an eine Rückkehr ins Wallis verschwendet.»
Sion hat nach 23 Runden mickrige vier Punkte Vorsprung auf Xamax und Thun. Tramezzani muss auf Anhieb punkten, sonst kann die Lage ganz schnell, sehr ungemütlich werden. Und das mit einem Verein, dessen Präsident in dieser Saison eigentlich gar nicht mehr spielen will und mit einer Klage Unruhe stiftet. Es ist ein Umfeld, in dem es sich nicht ruhig arbeiten lässt. Wetten, dass Tramezzani nicht bis Ende Saison bei Sion an der Seitenlinie steht?!