Verschwörungstheorien Lügner und Hetzer giessen mit Fake News Öl in die Feuer von Los Angeles

Lea Oetiker

16.1.2025

Verheerende Brände haben den Stadtteil Pacific Palisades in Los Angeles verwüstet.
Verheerende Brände haben den Stadtteil Pacific Palisades in Los Angeles verwüstet.
Mark J. Terrill/AP/dpa

Während die Feuer in Los Angeles weiter wüten, hat die Suche nach den Ursachen begonnen. Neben seriösen Untersuchungen verbreiten sich jedoch zunehmend Verschwörungstheorien.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Während die Waldbrände in Los Angeles wüten, verbreiten sich in den sozialen Medien zahlreiche Verschwörungstheorien.
  • Verschwörungstheoretiker behaupten unter anderem, die Brände seien durch «Wokeness» verursacht worden.
  • Andere schieben die Schuld auf P. Diddy.

Die Feuer in Los Angeles brennen weiter. Mittlerweile hat die Suche nach den Ursachen der Brände begonnen. Doch nicht nur Expertinnen und Experten stellen dazu mögliche Erklärungen auf, auch Verschwörungstheoretiker ergehen sich in kruden Lügen.

Das führt dazu, dass sich diverse Falschmeldungen verbreiten. Hier die wichtigsten:

 «Woke hat Konsequenzen»

Eine der am weitesten verbreiteten falschen Darstellungen suggeriert, dass die Brände mit der Initiative «Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion» (DEI) der Behörden in Verbindung stehen. DEI-Initiativen sind Massnahmen und Programme mit dem Ziel, Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe zu diskriminieren.

Dabei steht Kristin Crowley, die Feuerwehrchefin von Los Angeles, unter Beschuss. Sie ist die erste Frau und queere Person in dieser Position. Verschwörungstheoretiker behaupten nun, dass die DEI-Initiative dazu geführt hat, dass eine unqualifizierte Person eingestellt wurde, weil die Feuerwehr auf Diversität achten musste.

Auf Telegram teilte eine Männergruppe ein Meme mit Crowley. Darauf steht: «0 Prozent eingedämmt, 100 Prozent DEI». Eine andere Gruppe postete ein Bild von Flammen nahe dem Sunset Boulevard mit der Bildunterschrift: «Woke hat Konsequenzen».

Ähnliche Theorien kursierten auch nach den kanadischen Waldbränden im Jahr 2023.

Jüdische Menschen sollen schuld am Feuer sein

Auf X und Telegram verbreiten sich aktuell Behauptungen, dass die jüdische Gemeinschaft schuld an den Bränden sei. 

Beispielsweise der Verschwörungstheoretiker Stew Peters. Er veröffentlichte einen Beitrag auf X von Stewart und Lynda Resnick, die Eigentümer der Wonderful Company. Er bezeichnete die beiden als «jüdisches Milliardärs-Paar» und schrieb: «Es ist wirklich eine Gruppe, die alle Probleme der Welt verursacht.» Die Resnicks wurden beschuldigt, das Wasser in Kalifornien zu «kontrollieren» und zur Wasserknappheit beigetragen zu haben.

Auf Telegram stellte der antisemitische Verschwörungstheoretiker Ali Alexander die Frage, warum Juden nicht bei der Brandbekämpfung helfen oder als «öffentliche Bedienstete» agieren würden.

Er hinterfragte auch den jüdischen Besitz von Versicherungsgesellschaften, die Ansprüche ablehnen, und unterstellte, dass Juden ausschliesslich aus Eigeninteresse handeln würden. Selbst auf Kosten anderer.

Andere behaupten, dass jüdische Menschen Gott wütend gemacht hätten und es deshalb brenne. Auf X teilte ein antisemitischer Influencer Bilder des Pasadena Jewish Temple and Center, das bei dem Brand zerstört wurde, und schrieb: «Gott ist wütend auf die Juden.»

Krieg in Gaza

Eine weitere Verschwörungstheorie: In den sozialen Medien wird darüber spekuliert, dass die Finanzierung ausländischer Konflikte – vor allem der Krieg zwischen Gaza und Israel – die Ressourcen für die Brandbekämpfung beeinträchtigt hätten. Ähnliche Theorien gab es auch während Hurrikan Helene und Hurrikan Milton.

«Staatlich kontrolliertes Wetter»

Auf X behauptete Stew Peters, dass die «geoengineerten Brände», also die bewusste Manipulation des Klimasystems durch den Menschen, absichtlich von der Regierung beeinflusst wurde, um zu «versuchen, uns zu töten».

Auch Verschwörungstheoretiker Alex Jones stellt ähnliche Behauptungen auf. Auf X schreibt er: «Das Feuer in Los Angeles ist Teil eines grösseren globalistischen Komplotts, das darauf abzielt, einen Wirtschaftskrieg zu führen und die Vereinigten Staaten zu deindustrialisieren, bevor es zum totalen Zusammenbruch kommt.»

Diese Behauptungen tauchten auch nach den Waldbränden auf Maui, Hawaii, im Jahr 2023 auf. Diese wurden von Verschwörungstheoretikern auf «gerichtete Energiewaffen», also Hightech-Waffen, die Energiestrahlen gezielt auf Ziele richten, und «staatlich kontrolliertes Wetter» zurückgeführt. Beiträge auf X, in denen «gerichtete Energiewaffen» erwähnt werden, haben seit Beginn der Brände beträchtlich zugenommen.

«Inside Job» von Hollywood

Andere behaupten, die Brände seien absichtlich gelegt worden, um Beweise von Promis zu vertuschen. So behaupten QAnon-Anhänger, dass das Haus von Hunter Biden bei den Bränden zerstört wurde, um ein Verbrechen zu vertuschen. Wie sehr das Haus zerstört wurde, ist noch unklar. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass sein Haus absichtlich zerstört wurde.

Ähnliche Theorien besagen, dass die Brände ausgelöst wurden, um Beweise für den Sexhandel in Hollywood zu vertuschen. Dabei wird auf den Brand in der Nähe der Getty-Villa, eines der bekanntesten Museen in Los Angeles, in Pacific Palisades verwiesen. QAnon behauptet, dass Tausende von Kindern in Tunneln unter dem Museum festgehalten würden. 

Andere Verschwörungstheoretiker brachten die Brände mit Sean «Diddy» Combs in Verbindung: Die Brände sollen demnach absichtlich gelegt worden sein, um Beweise in seinem Fall zu vertuschen. Beispielsweise, um Beweise für die sogenannten Freak-Off-Partys zu vernichten, bei denen es zu systematischem sexuellen Missbrauch gekommen sein soll.