Sprengstoff-Aussagen Yakin nimmt sich Xhaka zur Brust – Nati-Direktor Tami sieht «kein Problem»

sda

10.9.2023 - 17:15

Granit Xhaka und Murat Yakin haben das Heu nicht immer auf derselben Bühne.
Granit Xhaka und Murat Yakin haben das Heu nicht immer auf derselben Bühne.
Imago

Nach dem zweiten Unentschieden in Folge sind die Gemüter im Schweizer Nationalteam teilweise erhitzt. Vor allem Granit Xhaka übt Kritik an der Mannschaft.

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  • Am Samstagabend verspielt die Schweiz in der EM-Quali im Auswärtsspiel gegen den Kosovo (2:2) in der Nachspielzeit den Sieg.
  • Granit Xhaka ist nach dem Spiel angefressen und spricht im SRF-Interview davon, dass es «eine komische Woche» gewesen sei «und so sind wir dann auch aufgetreten». In der Mixed-Zone wählt er ähnliche Worte.
  • Indirekt ist dies auch als Kritik an Trainer Murat Yakin zu verstehen, schliesslich ist er verantwortlich für die Qualität im Training.
  • Er werde deshalb auch das Gespräch mit Granit Xhaka suchen, so Nati-Coach Yakin.
  • Teammanager Pierluigi Tami will die Sache nicht überbewerten, er sehe kein Problem.

Knapp eine Stunde ist gespielt, Xherdan Shaqiri joggt zur Platzecke, um einen Corner zu treten. Dort angekommen, rennt ihm ein Mitspieler entgegen und bietet sich für eine Kurzvariante des Eckballs an. Doch Shaqiri verpasst den Moment fürs Abspiel, er hatte sich zum Publikum umgedreht und in die Menge gewunken, was tosenden Applaus zur Folge hatte. Am Seitenrand verwirft Trainer Murat Yakin die Hände, aus der Ecke entsteht nichts Zählbares, kurz darauf gleicht Kosovo zum 1:1 aus.

Es wäre falsch, die Kritik auf einzelne Momente oder Spieler zu beschränken. So ist es zum Beispiel einmal mehr Shaqiri, der mit einem genialen Pass auf Ricardo Rodriguez den 2:1-Führungstreffer einleitet. Jedoch unterstreicht die Szene die Aussage, die Xhaka nach der Partie in der Mixed Zone tätigt. «Es sah aus wie ein Freundschaftsspiel oder eine Partie im Park.»

Tatsächlich schienen die Schweizer nach einer animierten Anfangsphase den Betrieb unmittelbar nach dem Führungstreffer zum 1:0 einzustellen. Im Angriff liess man die nötige Intensität vermissen, die Verteidigung wirkte teils fahrig. Oder wie es Captain Xhaka formulierte: «Wir haben nicht das geleistet, was wir hätten leisten müssen.»

Uninspirierter Auftritt

Vorab gilt es festhalten: Das 2:2 gegen Kosovo ist ebenso wenig ein Weltuntergang, wie es das 2:2 gegen Rumänien im Spiel davor gewesen war. Noch immer führt die Schweiz die Gruppe I an und hat gute Chancen, sich für die EM zu qualifizieren. Ausserdem waren die Schweizer am Samstag in guter Gesellschaft: Ganz abgesehen von Deutschlands Testspiel-Pleite mussten sich auch England (gegen Ukraine) und Italien (gegen Nordmazedonien) auswärts mit Unentschieden begnügen.

Nur hat die Schweiz mit dem souveränen Auftakt (5:0 gegen Belarus, 3:0 gegen Israel) Erwartungen geschürt, denen sie seither nicht mehr gerecht wurde. Über das Unentschieden gegen Rumänien konnte man hinwegsehen, da das Team bis zur 90. Minute dominiert und teils begeisterten Fussball gezeigt hatte. Davon war in Pristina allerdings kaum etwas zu sehen. Viele Fehler, wenig Biss und kaum Inspiration: So liess sich der Auftritt der Schweizer zusammenfassen.

«Wenn wir die knappe Führung über die Zeit bringen, redet zwei Tage später niemand mehr von der Leistung», hielt Remo Freuler – ein Lichtblick unter den eingesetzten Spielern – nach der Partie fest. So aber, mit einer dürftigen Leistung und nur einem Punktgewinn, sind Diskussionen unvermeidbar. Sie werden sogar von den Spielern angeheizt. So ist Xhakas Aussage, wonach das Team schon die ganze Woche nicht mit der nötigen Intensität trainiert habe, auch als Kritik an den Trainer zu werten.

Aussprache zwischen Trainer und Captain

Darauf angesprochen, meinte Yakin, er werde seinen Captain unter vier Augen befragen, was genau er damit habe sagen wollen. Über die Presse eine Antwort zu geben, mache keinen Sinn. Es sind Zeichen von leichter Unruhe im bis dahin – zumindest nach aussen – so harmonischen Verhältnis zwischen Trainer und Spieler.

Davon möchte Teammanager Pierluigi Tami jedoch nichts wissen. «Murat und Granit haben beide einen starken Charakter», sagte er am Tag der Rückreise. «Es ist kein Problem, wenn sie mal verschiedene Meinungen haben, denn sie wissen, wie man konstruktiv zusammen diskutiert.» Die Antwort müsse sowieso auf dem Platz erfolgen.

Am Dienstag trifft die Schweiz in Sitten auf Andorra. Im Auswärtsspiel Mitte Juni hatte man sich einen 2:1-Erfolg erknorzt. Vor heimischem Publikum wird ein anderer Auftritt erwartet.

EM-Quali: Die Schweizer Gruppe

sda