Die Schweiz spielt am Freitagabend im Letzigrund 1:1 gegen den WM-Vierten Australien. Ex-Nati-Spielerin Kathrin Lehmann ist vom Auftritt der Nati begeistert und freut sich über den grössten Fan-Aufmarsch bei einem Frauen-Fussballspiel auf Schweizer Boden.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Schweizer Nati spielt am Freitagabend vor der Rekordkulisse von über 14'000 Zuschauer*innen 1:1 gegen Australien.
- Die ehemalige Nati-Spielerin Kathrin Lehmann ist vom starken Auftritt der Schweizerinnen begeistert.
- Die Vorfreude auf den Grossanlass in der Schweiz im kommenden Jahr ist bei ihr bereits gross: «Die Fussball-EM wird ein riesiges Fest. Und wenn so eine mutige, freche Truppe die Schweiz vertritt, dann werden die Zuschauer wirklich in Scharen in die Stadien gehen.»
Kathrin Lehmann betrieb während 20 Jahren Spitzensport auf höchstem Niveau – in zwei Sportarten. In der Fussball-Nati stand sie zwischen den Pfosten, in der Eishockey-Nati wirbelte sie als Stürmerin durch die gegnerischen Abwehrreihen. In beiden Sportarten hat sie zudem die Champions League gewonnen. Die 44-Jährige ist eine gerngesehene Expertin beim SRF, aber auch in Deutschland, wo sie jeweils für das ZDF Spiele analysiert. Mit blue Sport spricht Lehmann über die Partie gegen Australien (1:1), die es ihr angetan hat.
Kathrin Lehmann, wie schätzen die Leistung der Schweizer Nati beim 1:1 gegen den WM-Vierten Australien ein?
Ich fand es eine sehr gute Leistung. Am meisten gefiel mir, dass sie unglaublich beherzt aufgetreten sind. Sie haben von der ersten bis zur letzten Minute dagegengehalten und haben versucht, frech zu spielen. Dementsprechend haben sie auch recht viele Zuschauerherzen gewonnen. Ich muss wirklich sagen, ich war begeistert von dieser Leistung.
Die Schweiz agierte in einem neuen Spielsystem. Wie gut hat das funktioniert?
Mir hat die Dreierkette sehr gut gefallen. Es war ein 3-5-2, dadurch konnten Nadine Riesen und Naomi Luyet viele Flügelläufe machen. Auch Géraldine Reuteler hat mir gefallen, weil sie ähnlich wie in Frankfurt recht viel Platz hatte und dadurch konnte sie auch sehr viele gute Pässe spielen. Das einzige, was schade ist, dass Crnogorcevic und Bachmann dadurch so weit weg vom gegnerischen Tor sind und eine grosse Laufleistung erbringen müssen, um in den Abschluss kommen.
Da merkt man, dass der ganze Block noch lernen muss, weiter nach vorne zu schieben, damit die zwei Stürmerinnen, wer auch immer es am Schluss sein wird, noch mehr in den Abschluss gehen können. Aber ich habe es eine gute Entscheidung gefunden, das System anzupassen. Ich finde, die Spielerinnen haben die neuen Räume gut angenommen. Und vor allem haben sie diese eben auch gesehen. Und das Entscheidende ist, wenn ich ein neues System spiele, dass ich die neuen Räume auch sehe. Dass dann vielleicht gewisse Entscheidungen oder der Laufwege noch nicht ganz stimmen, ist klar. Das kann man aber trainieren.
Es kamen auch mehrere junge Spielerinnen zum Einsatz. Wie gut hat Ihnen deren Leistung gefallen?
Luyet hat natürlich unglaublich frech und beherzt und gut aufgespielt. Sie hat die rechte Seite gut beackert. Ich denke, Sydney Schertenleib ist das grösste Talent, das die Schweiz in fünf, sechs Jahren – vielleicht auch als Spielmacherin zentral – hat. Sie hat mir nicht so gut gefallen. Mir hat etwas der Biss gefehlt, das reinkämpfen. Sonst hat mir das mega gefallen. Jede, die eingewechselt wurde, hat gleich einen Sprint aufs Feld gemacht. Das sind so die kleinen Dinge, die wichtig sind und zeigen, was sie für einen Charakter haben. Auch das kommt, also Schertenleib ist ein unglaubliches Talent.
Und ich muss sagen, ich bin Fan von Valotto. Was mir sehr gut gefällt, auch wenn man sich die Spiele von Hammarby anschaut, mit denen sie in der Champions League spielt, sie steht zwar nicht immer in der Startelf, aber sie kämpft sich rein. Und ich glaube, Valotto hat realisiert: Wenn sie dranbleibt, kann sie sich einen Startelfplatz holen.
14'370 waren im Letzigrund zugegen und sorgten für einen Zuschauerrekord bei einem Frauen-Fussballspiel auf Schweizer Boden. Ist das der Startschuss für eine EM-Euphorie?
Ja, das ist es. Eins ist klar, die Schweiz hat ein unglaubliches Sport-Event-Publikum. Wir können Grossanlässe. Und wenn die Schweizerinnen und Schweizer sehen, da ist ein Team auf dem Platz, das für uns kämpft und das Herz auf den Platz legt, dann bekommen sie (die Spielerinnen, a.d.Red.) alles zurück. Man hat ja auch die Stimmung gesehen, die aufkam. Die Fussball-EM wird ein riesiges Fest. Und wenn so eine mutige, freche Truppe die Schweiz vertritt, dann werden die Zuschauer wirklich in Scharen in die Stadien gehen.